Demografie-Beirat Sachsen-Anhalt: Zukunftspapier Sachsen-Anhalt 2035
Sachsen-Anhalt hatte im Vorfeld der Landtagswahlen und durch deren Ergebnisse einige Aufmerksamkeit erhalten. Auswärtige Beobachter ließen dabei immer wieder erkennen, dass das Land ihnen einige Rätsel aufgebe: mittendrin in Deutschland und doch weithin unbekannt, Weltkulturerbe-Dichte wie nirgendwo sonst und doch kein touristischer Hotspot, isoliert wirkende Industrieinseln „in the middle of nüscht“, statistisch belegte weitgehende Lebenszufriedenheit der Bevölkerung, doch zugleich eine stabil hohe Politikverdrossenheit. Der Demografie-Beirat des Landes befasst sich damit seit Jahren. Nun hat er seine Beobachtungen und Empfehlungen in einem „Zukunftspapier Sachsen-Anhalt 2035“ verdichtet.
Seit 2010 existiert der Demografie-Beirat des Landes Sachsen-Anhalt. Er ist als unabhängig arbeitendes Beratungsgremium beim sachsen-anhaltischen Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr angesiedelt. In der zurückliegenden Legislaturperiode hat der Beirat in mehreren Arbeitsgruppen das „Zukunftspapier Sachsen-Anhalt 2035“ erarbeitet.
Das Papier geht von der Frage aus „Was passiert, wenn nichts passiert?“ und fragt, was zu tun ist, damit in Sachsen-Anhalt im Jahr 2035
• gleichwertige Lebensverhältnisse in Stadt und Land anzutreffen sind,
• Sachsen-Anhalt wirtschaftlich erfolgreicher ist als heute und
• das „Rote-Laterne-Image“ nur noch in der Erinnerung besteht.
Die Antworten betreffen alle wesentlichen Handlungsfelder: medizinische Versorgung, gesellschaftliche Teilhabe und intergenerationale Beziehungen, Aufwertung der Familien, Gestaltung von Migration und Integration, digitale Infrastruktur, Stärkung der Kommunen, Gestaltung von Wohnen und ÖPNV – und vor allem: Bildung. Denn nur auf der Basis von Bildung und Qualifikation können Arbeitsplätze geschaffen und erhalten werden. Allein so wiederum kann die Wirtschaftskraft des Landes erhalten und gestärkt werden.
Zu den einzelnen Handlungsbereichen werden jeweils ein Negativszenario und eine Vision formuliert. Insgesamt finden sich 126 Einzelmaßnahmen vorgeschlagen. Viele davon bedürfen keiner zusätzlichen Finanzmittel, sondern veränderter Regularien und Abläufe. Andere Punkte erfordern zwar zunächst den Einsatz von Mitteln, reduzieren dann jedoch Folgekosten, die im Falle von Nichthandeln anfallen würden.
Im Demografiebeirat sind verschiedenste Akteure vertreten. Dass diese sich auf dieses Papier einvernehmlich verständigen konnten, sollte als Zeichen gewertet werden: Es sind Konsense möglich, die sowohl Einzelinteressen bündeln als auch das Gesamtinteresse in den Vordergrund rücken.
Die Mitglieder des Demografie-Beirats Sachsen-Anhalt 2016–2021: Markus Behrens (Geschäftsführer Bundesagentur für Arbeit, Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen) • Dr. Reinhard Grütz (Direktor der Katholischen Akademie des Bistums Magdeburg) • Jens Hennicke (Geschäftsführer Medizinischer Dienst Sachsen-Anhalt e.V.) • Dieter Klein • Prof. Winfried Kluth (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Bereich Jura) • Martina Kolbe (Geschäftsführerin Landesvereinigung für Gesundheit Sachsen-Anhalt e.V.) • Bernward Küper (Oberbürgermeister Stadt Naumburg) • Mamad Mohamad (Geschäftsführer Landesnetzwerk Migrantenorganisationen Sachsen-Anhalt e.V.) • Prof. Peer Pasternack (Sprecher Expertenplattform Demographischer Wandel in Sachsen-Anhalt) • Klaus Roes (Geschäftsführer Landesarbeitsgemeinschaft der Familienverbände LAGF) • Steffi Schikor (Landesfrauenrat Sachsen-Anhalt e.V.) • Dr. Annette Schneider-Reinhard (Geschäftsführerin Landesheimatbund Sachsen-Anhalt e.V.) • Prof. Jutta Schnitzer-Ungefug (bis 2020 Generalsekretärin der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina) • Prof. Dr. Jürgen Wolf (Hochschule Magdeburg-Stendal)
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Neben vielen anderen Akteuren ist die Expertenplattform „Demografischer Wandel in Sachsen-Anhalt“ (EPF) im Demografie-Beirat vertreten. Sie vereint die Wissenschaftler.innen an den Hochschulen und Forschungsinstituten des Landes, die zu Fragen des demografischen Wandels und seiner Bewältigung arbeiten. Die EPF hat namens des Demografie-Beirats das „Zukunftspapier Sachsen-Anhalt 2035“ auf ihrer Website veröffentlicht. Das Institut für Hochschulforschung Halle-Wittenberg (HoF) koordiniert im Rahmen seiner Third-Mission-Aktivitäten die EPF.
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Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Prof. Winfried Kluth (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Bereich Jura), Email: Winfried.Kluth@jura.uni-halle.de
Prof. Dr. Peer Pasternack (Sprecher Expertenplattform Demografischer Wandel in Sachsen-Anhalt), Email: peer.pasternack@hof.uni-halle.de
Prof. Jutta Schnitzer-Ungefug (bis 2020 Generalsekretärin der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina), Email: Jutta.Schnitzer-Ungefug@leopoldina.org
Originalpublikation:
Das Zukunftspapier online: Kurzfassung https://www.expertenplattform-dw.de/wp-content/uploads/2021/06/Zukunftspapier_LSA-2035_Kurz.pdf
Langfassung https://www.expertenplattform-dw.de/wp-content/uploads/2021/06/Zukunftspapier_LSA-2035_Lang.pdf