Erneut starke Beteiligung an Nationaler Forschungsdateninfrastruktur
Bund und Länder fördern in einer zweiten Runde weitere Konsortien zum Aufbau der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI). An neun Konsortien sind mehr als 30 Einrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft beteiligt. Die Konsortien „Text+“ und „MaRDI“ werden von Leibniz-Instituten koordiniert.
Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern (GWK) hat heute die Förderung von zehn Konsortien in der zweiten Förderrunde zum Aufbau der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) beschlossen. An neun der zehn geförderten Konsortien sind mehr als 30 Leibniz-Einrichtungen beteiligt. Zwei der Konsortien werden von Leibniz-Instituten koordiniert: Das Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS) koordiniert „Text+“ - eine Sprach- und textbasierte Forschungsdateninfrastruktur und das Weierstraß-Institut für Angewandte Analysis und Stochastik (WIAS) führt das Konsortium „MaRDI – Mathematische Forschungsdateninitiative“ an. Die NFDI dient dem Aufbau einer koordinierten vernetzten Informationsinfrastruktur zur systematischen Nutzbarmachung von Forschungsdaten in Deutschland.
Der mehrstufige wissenschaftsgeleitete Auswahlprozess der bereits zweiten Förderrunde führte zur Bewilligung von zehn aus 17 antragsstellenden Konsortien. Pro Konsortium sind jährliche Fördersummen zwischen zwei und fünf Millionen Euro vorgesehen.
Das vom Leibniz-Institut für Deutsche Sprache in Mannheim koordinierte Konsortium „Text+“ baut eine auf Sprach-, Schrift- und Textdaten ausgerichtete Forschungsdateninfrastruktur auf. Der Verbund konzentriert sich zunächst auf digitale Sammlungen, lexikalische Ressourcen und wissenschaftliche Text-Editionen. Derartige digitale Daten sind von großer Bedeutung für alle sprach- und textbasierten Disziplinen, insbesondere für die Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften, die Philosophie, für Klassische Philologien und für die Anthropologie. Da Text und Sprache in der Kommunikation in den Wissenschaften nach wie vor eine zentrale Rolle spielen, können alle weiteren Disziplinen von „Text+“ profitieren, insbesondere die Sozial-, Wirtschafts-, Politik- und Geschichtswissenschaften.
Beim Konsortium „MaRDI – Mathematische Forschungsdateninitiative“ liegt die Federführung beim Weierstraß-Institut für Angewandte Analysis und Stochastik (WIAS) in Berlin. Mathematische Forschungsdaten reichen von Datenbanken für spezielle Funktionen und mathematische Objekte bis zu Aspekten des wissenschaftlichen Rechnens wie Modelle und Algorithmen. Sie sind hochkomplex, umfangreich und vielfältig. Derartige Informationen leicht auffindbar, gut zugänglich, interoperabel und nachnutzbar zu machen, wird seit mehreren Jahren im Rahmen des Leibniz-Forschungsnetzwerkes „Mathematische Modellierung und Simulation“ thematisiert. Hiermit wurden wichtige Grundlagen für MaRDI gelegt. Mit dem MaRDI-Portal wird eine Infrastruktur geschaffen, die es ermöglicht, mathematische Forschungsdaten über dezentrale und vernetzte Wissens- und Datenspeicher systematisch zu sichern, zu erschließen und nutzbar zu machen. Damit wird MaRDI nicht nur in der Mathematik die Forschung beflügeln, sondern, aufgrund der Interdisziplinarität und Abstraktionskraft der Mathematik, auch in anderen Wissenschaftsbereichen eine breite Wirkung entfalten.
Zur Entscheidung sagte Leibniz-Präsident Matthias Kleiner: „Ich freue mich, dass die Institute der Leibniz-Gemeinschaft auch in der zweiten Förderrunde der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur so erfolgreich sind. Mehr als 30 beteiligte Einrichtungen inklusive der Federführung bei zwei Konsortien unterstreichen die große Bedeutung von Forschungsinfrastrukturen in der Mission der Leibniz-Gemeinschaft. Seit jeher gehört es zum Auftrag vieler Leibniz-Institute, der gesamten Wissenschaft exzellente Rahmenbedingungen und Grundlagen für ihre Forschung zur Verfügung zu stellen. Die Vernetzung einzelner Infrastrukturen unter fachlichen Gesichtspunkten über die Nationale Forschungs-dateninfrastruktur erhöht ihren Nutzwert für die Wissenschaft ungemein und ist ein wichtiger Beitrag Deutschlands für die Forschung weltweit.“
Die Konsortien mit Leibniz-Beteiligung im Einzelnen:
- Text+ - Sprach- und textbasierte Forschungsdateninfrastruktur. Federführend: Leibniz-Institut für Deutsche Sprache, Mannheim (Sprecher: Erhard Hinrichs). www.text-plus.org/
- MaRDI – Mathematische Forschungsdateninitiative. Federführend: Weierstraß-Institut für Angewandte Analysis und Stochastik, Berlin (Sprecher: Michael Hintermüller), weitere beteiligte Leibniz-Institute: FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informations-infrastruktur, Mathematisches Forschungsinstitut Oberwolfach. www.mardi4nfdi.de/
- PUNCH4NFDI – Teilchen, Universum, Kerne und Hadronen für die NFDI. Federführend: Deutsches Elektronen-Synchrotron DESY, beteiligte Leibniz-Institute: Leibniz-Institut für Astrophysik, Leibniz-Institut für Sonnenphysik, TIB Leibniz-Informationszentrum Technik und Naturwissenschaften. www.punch4nfdi.de/
- NFDI-MatWerk – Nationale Forschungsdateninfrastruktur für Materialwissenschaft & Werkstofftechnik. Federführend: Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung, beteiligtes Leibniz-Institut: FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur. https://nfdi-matwerk.de/
- NFDI4Microbiota - Nationale Forschungsdateninfrastruktur für Mikrobiota-Forschung. Federführend: ZB MED – Informationszentrum Lebenswissenschaften, beteiligtes Leibniz-Institut: Leibniz-Institut DSMZ – Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen. https://nfdi4microbiota.de/
- NFDI4Earth – NFDI Konsortium Erdsystemforschung. Federführend: Technische Universität Dresden, beteiligte Leibniz-Institute: Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei, Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung, TIB Leibniz-Informationszentrum Technik und Naturwissenschaften, Leibniz-Institut für Troposphärenforschung, Leibniz-Institut DSMZ – Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen, Museum für Naturkunde – Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung. https://www.nfdi4earth.de
- NFDI4DataScience – NFDI für Datenwissenschaften und Künstliche Intelligenz. Federführend: Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme FOKUS, beteiligte Leibniz-Institute: GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft, Schloss Dagstuhl - Leibniz-Zentrum für Informatik, TIB Leibniz-Informationszentrum Technik und Naturwissenschaften, FIZ Karlsruhe – Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur, ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft.
- FAIRmat – FAIRe Dateninfrastruktur für die Physik der kondensierten Materie und die chemische Physik fester Stoffe. Federführend: Humboldt-Universität zu Berlin & Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft, beteiligte Leibniz-Institute: Leibniz-Institut für Kristallzüchtung, DWI – Leibniz-Institut für Interaktive Materialien, Leibniz-Institut für Analytische Wissenschaften - ISAS, TIB Leibniz-Informationszentrum Technik und Naturwissenschaften. www.fair-di.eu/fairmat/consortium.
- BERD@NFDI – NFDI für Wirtschaftsdaten und Verwandtes. Federführend: Universität Mannheim, beteiligte Leibniz-Institute: GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft, Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung, Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung, Leibniz-Institut für Finanzmarktforschung SAFE. www.berd-nfdi.de/.
Die Auswahl der Konsortien erfolgte auf Grundlage einer Förderempfehlung der Deutschen Forschungsgemeinschaft nach einem mehrstufigen wissenschaftsgeleiteten Prozess, in den auch zahlreiche internationale Gutachterinnen und Gutachter einbezogen waren.
Hintergrund NFDI:
Die NFDI soll die heute oft dezentral, projektförmig und temporär gelagerten Datenbestände von Wissenschaft und Forschung für das deutsche Wissenschaftssystem systematisch erschließen. Die NFDI wird von Nutzern von Forschungsdaten und von Infrastruktureinrichtungen ausgestaltet, die dazu in und zwischen Konsortien zusammenarbeiten. Die NFDI soll Standards im Datenmanagement setzen und als digitaler, regional verteilter und vernetzter Wissensspeicher Forschungsdaten nachhaltig sichern und nutzbar machen.
Für Aufbau und Förderung der NFDI werden Bund und Länder vorbehaltlich der Mittelbereitstellung durch ihre gesetzgebenden Körperschaften von 2019 bis 2028 jährlich bis zu 90 Millionen Euro im Endausbau bereitstellen; hiervon bringt der Bund 90 Prozent auf, zehn Prozent der Kosten tragen die Länder. Insgesamt sind drei Bewilligungsrunden vorgesehen. Bereits in der ersten Runde war die Leibniz-Gemeinschaft mit einer Beteiligung ihrer Institute an sieben von neun geförderten Konsortien erfolgreich.
Weitere Informationen zur NFDI finden Sie unter www.nfdi.de sowie zu Forschungsinfrastrukturen in der Leibniz-Gemeinschaft unter www.leibniz-gemeinschaft.de/infrastrukturen/forschungsinfrastrukturen-in-der-leibniz-gemeinschaft.html
Pressekontakt für die Leibniz-Gemeinschaft
Christoph Herbort-von Loeper
Tel.: 030 / 20 60 49 – 48
Mobil: 0174 / 310 81 74
herbort@leibniz-gemeinschaft.de
Die Leibniz-Gemeinschaft
Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 96 eigenständige Forschungseinrichtungen. Ihre Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Forschung, auch in den übergreifenden Leibniz-Forschungsverbünden, sind oder unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer, vor allem mit den Leibniz-Forschungsmuseen. Sie berät und informiert Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Einrichtungen pflegen enge Kooperationen mit den Hochschulen u.a. in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen knapp 21.000 Personen, darunter fast 12.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei zwei Milliarden Euro.
www.leibniz-gemeinschaft.de