Zu Ehren von Bundeskanzlerin Merkel: Caroline-Herschel-Medaille für Astronominnen in Großbritannien und Deutschland
Ein neuer Preis wird herausragende Forschungsarbeiten von Astrophysikerinnen in Großbritannien und Deutschland würdigen. Die Caroline-Herschel-Medaille, heute von der britischen Regierung anlässlich des Besuchs von Bundeskanzlerin Angela Merkel angekündigt, würdigt die langjährige wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern. Die von der Royal Astronomical Society (RAS) in Zusammenarbeit mit der Astronomischen Gesellschaft (AG) betreute Medaille wird abwechselnd an Forscherinnen aus Großbritannien und Deutschland verliehen und ist mit einem Preisgeld von £10,000 dotiert.
Seit ihrer Gründung im Jahr 1820 gehörten der RAS Astronominnen und Astronomen aus Deutschland an, darunter Caroline Herschel und ihr Bruder William, die beide in der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts nach Bath zogen. Caroline war die erste Frau in Großbritannien, die eine königliche Pension zur Ausübung von Astronomie erhielt. Im Jahr 1828 wurde sie als erste Frau mit der RAS-Goldmedaille ausgezeichnet, die in Anerkennung ihrer Entdeckung von acht Kometen und ihrer Arbeit zur Verfeinerung und Aktualisierung von Sternkatalogen verliehen wurde.
Im Jahr 1915 veröffentlichte Albert Einstein seine Allgemeine Relativitätstheorie in Berlin, und trotz des Ersten Weltkriegs erfuhren die britischen Astronomen von seiner Arbeit. Im Jahr 1919, sechs Monate nach Ende des Konflikts, sponserte die Royal Astronomical Society Expeditionen zur Beobachtung einer totalen Sonnenfinsternis von Principe und Sobral aus und bestätigte Einsteins Theorie, eine Entdeckung, die die Wissenschaft für immer veränderte.
Heute ist die wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen den beiden Nationen weiterhin stark. Deutschland ist der wichtigste britische Partner für Projekte, die im Rahmen des EU-Rahmenprogramms Horizon 2020 gefördert werden, mit mehr als 4000 unterzeichneten Förderverträgen. Die Projekte haben ein Gesamtvolumen von 25,1 Mrd. €, wobei 3,6 Mrd. € des EU-Beitrags auf Großbritannien entfallen. Zwischen April 2012 und März 2020 finanzierten die UK Research Councils und Innovate UK 1194 Projekte, in denen britische und deutsche Forschende zusammenarbeiten, mit einem Gesamtwert von 1,07 Mrd. £.
Die Caroline-Herschel-Medaille wird von einem unabhängigen Expertengremium aus Großbritannien und Deutschland vergeben, das von der RAS und der AG einberufen und vom Department of Business, Energy and Industrial Strategy Global Partnership Fund unterstützt wird. Das Preisgeld kann für Forschung oder damit verbundene Kosten wie Kinderbetreuung verwendet werden. Der Preis wird jedes Jahr an eine Frau vergeben, abwechselnd in Großbritannien und Deutschland.
Die Astronomie ist immer noch ein von Männern dominiertes Fach. Die neue Medaille trägt diesem Umstand Rechnung. In Großbritannien sind 12 % der Professuren, 18 % der Senior Lecturers/Readers und 29 % der Dozenten in der Astronomie Frauen. In den Sonnensystemwissenschaften stellen Frauen einen Anteil von 21 % der Professuren, 22 % der Senior Lecturers/Readers und 27 % der Dozenten. In der Physik ist nur jeder fünfte „A-level“ Schüler ein Mädchen, ein Anteil, der seit vielen Jahren weitgehend unverändert ist. In den Astronomie-Studiengängen stellen Frauen etwa drei Zehntel der Studierenden.
In Deutschland erwerben Frauen 30 % der Doktortitel in der Astrophysik, sind aber in Führungspositionen deutlich stärker unterrepräsentiert: Etwa 18 % aller Professuren in der Astronomie und Astrophysik sind mit Frauen besetzt. Die Frauenquote unter den deutschen Mitgliedern der Internationalen Astronomischen Union liegt bei 18% und damit unter dem weltweiten Durchschnitt von 21%.
Es gibt bereits eine Caroline Herschel Preisvorlesung, die 2018 von der RAS und der Herschel Society gestiftet wurde. Die Herschel-Medaille der RAS ist nach Carolines Bruder William benannt. Die neue Auszeichnung nur für Frauen ergänzt beide Preise.
Die University of Bath lädt vom 19. bis 23. Juli zum RAS National Astronomy Meeting (NAM 2021), das den 200. Jahrestag der Gründung der RAS feiern wird. Dame Jocelyn Bell Burnell wird auf der Konferenz einen Plenarvortrag halten und darin auf den Werdegang von Caroline Herschel eingehen.
Professor Emma Bunce, Präsidentin der Royal Astronomical Society, sagt: "Wir freuen uns, diese aufregende neue Initiative zu unterstützen, die herausragende Beiträge zur Astrophysik von Frauen hier in Großbritannien und in Deutschland sowie die langjährige Zusammenarbeit zwischen unseren beiden Nationen würdigt. Caroline Herschel hatte eine enge Verbindung zu unserer Gesellschaft und einen bedeutenden Einfluss auf die Astronomie. Von daher ist es passend, eine neue Medaille und einen Preis zu ihren Ehren zu benennen."
Dem schließt sich Professor Michael Kramer, Präsident der Astronomischen Gesellschaft, an: "Die Astronomische Gesellschaft begrüßt diesen Preis, da er die starke deutsch-britische Zusammenarbeit in der Astrophysik unterstreicht. Caroline Herschel hat ihre Leidenschaft für die Astronomie auf beiden Seiten gelebt und ist ein wichtiges historisches Vorbild für uns alle."
Amanda Solloway MP, die britische Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Innovation, sagt: "Die Caroline-Herschel-Medaille feiert die tiefen wissenschaftlichen Verbindungen zwischen Großbritannien und Deutschland und würdigt die wertvollen Beiträge von Frauen zu unserem Verständnis des Universums. Sie unterstützt auch das Ziel der britischen Regierung, ein Umfeld zu schaffen, in dem Frauen ermutigt werden, vielfältige und interessante Karrieren zu verfolgen, die die Grenzen der wissenschaftlichen Erkenntnis erweitern."
Carole Mundell, Chief International Scientific Envoy für das UK Foreign, Commonwealth and Development Office und Hiroko Sherwin Professorin für Extragalaktische Astronomie an der University of Bath bestätigt: "Caroline Herschel ist eine hervorragende Wahl, hochanerkannt, inspirierend für Frauen und beispielhaft für die starken, langjährigen deutsch-britischen Forschungsbeziehungen. Es ist ganz wunderbar, dass diese Medaille zu Ehren von Bundeskanzlerin Merkel und zur Feier der deutsch-britischen Wissenschaftsverbindungen (nicht zuletzt der Astrophysik, in die Deutschland viel investiert), damals und heute, eingeführt wird".
Professor Dame Jocelyn Bell Burnell sagt: "Caroline Herschel war körperlich eine kleine Frau, aber mit einer großen Wirkung in der damaligen Welt der Astronomie."
Charles Draper, Vorsitzender der Herschel Society, ergänzt: "Eine wunderbare Initiative, um eine der Begründerinnen der modernen Astronomie weiter zu ehren und gleichzeitig die Verbindungen zwischen Caroline Herschels Heimat Deutschland und ihrer Wahlheimat Großbritannien zu feiern."
Die Royal Astronomical Society (RAS), gegründet im Jahr 1820, fördert das Studium der Astronomie, der Wissenschaft des Sonnensystems, der Geophysik und eng verwandter Wissenschaftszweige. Die RAS organisiert wissenschaftliche Tagungen, veröffentlicht internationale Forschungs- und Fachzeitschriften, würdigt herausragende Leistungen durch die Verleihung von Medaillen und Preisen, unterhält eine umfangreiche Bibliothek, unterstützt die Ausbildung durch Stipendien und Outreach-Aktivitäten und repräsentiert die britische Astronomie auf nationaler und internationaler Ebene. Zu den mehr als 4.000 Mitgliedern (Fellows), von denen ein Drittel in Übersee ansässig ist, gehören wissenschaftliche Forschende an Universitäten, Sternwarten und Laboratorien, der Historie der Astronomie und andere.
Die 1863 gegründete Astronomische Gesellschaft (AG) ist der Fachverband der deutschen Astronomie und Astrophysik. Die AG fördert Aktivitäten in Wissenschaft und Forschung, stärkt den Austausch zwischen ihren Mitgliedern, vermittelt Wissenschaft in die Öffentlichkeit und fördert die Bildung. Auf internationaler Ebene vertritt die AG die gemeinsamen Interessen der Astronominnen und Astronomen in der European Astronomical Society (EAS) und in der International Astronomical Union (IAU). Ein zentrales Organ der AG ist der Rat der deutschen Sternwarten, der als wissenschaftspolitisches Gremium die gemeinsamen Interessen aller deutschen astronomischen Einrichtungen gegenüber Förderorganisationen, Regierungen, internationalen Organisationen und anderen relevanten Gremien vertritt.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Prof. Dr. Michael Kramer
Präsident, Astronomische Gesellschaft
Telefon: +49 228 525 278
praesident@astronomische-gesellschaft.de
michael@mpifr-bonn.mpg.de
Prof. Emma Bunce
Präsidentin der Royal Astronomical Society
ebunce@ras.ac.uk