Wie das Klinikum Nürnberg seine Pflege-Azubis durch die Ausbildung begleitet
Fast jeder vierte Azubi in Deutschland steigt Statistiken zufolge aus der Lehre aus – auch in der Pflege ist die Abbruch-Quote hoch. Die Gründe, warum junge Menschen ihre Ausbildung vorzeitig beenden, sind vielfältig. Um frühzeitig mögliche Stolpersteine aus dem Weg zu räumen, kooperiert das Centrum für Pflegeberufe (cfp) am Klinikum Nürnberg jetzt mit der Initiative „VerA zur Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen“. Konkret heißt das: Azubis, die Hilfe benötigen, bekommen einen Tandem-Partner an die Seite.
Bei Issa Bangura waren es in erster Linie die sprachlichen Probleme. In Sierra Leone geboren und seit vier Jahren in Franken zu Hause, war die Ausbildung zum Pflegefachhelfer am Nürnberger Centrum für Pflegeberufe (cfp) für den 22-Jährigen eine echte Herausforderung. Jetzt hat er seinen Abschluss in der Tasche, will ab September im Klinikum Nürnberg für ein Jahr arbeiten, um Praxiserfahrung zu sammeln – und danach die dreijährige, generalistische Ausbildung dranhängen. Geholfen hat ihm die Unterstützung seines VerA-Begleiters Michael Fries.
Intensive Begleitung durch die Ausbildungszeit
„Issa hätte die Prüfung auch ohne mich geschafft“, ist Michael Fries sicher. „Ich habe ihn lediglich beim Lernen unterstützt und ihm so das nötige Selbstvertrauen gegeben.“ Fries weiß, wovon er spricht. Mit dem Pflegeberuf und all seinen Hürden kennt er sich bestens aus. Der gelernte Pflegefachmann und langjährige Lehrer für Pflegeberufe ist im vergangenen Jahr nach vielen Jahren am Klinikum Nürnberg und an der Berufsfachschule für Pflege in der Heimerichstraße in den Ruhestand gegangen. Seit Kurzem zählt er zu den sogenannten Ausbildungsbegleitern, die sich für die Initiative „VerA zur Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen“ engagieren. Einer der Schwerpunkte der Initiative ist die Begleitung von Auszubildenden in den Pflege- und Gesundheitsberufen.
Zuhören, bestärken und kleine Probleme aus der Welt schaffen
VerA wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Das Prinzip ist einfach: Azubis, die Hilfe benötigen, bekommen über VerA einen lebens- und berufserfahrenen Tandem-Partner im Ruhestand an die Seite. „Wir verstehen uns nicht als Nachhilfelehrer“, erklärt Fries. „Es geht häufig um Dinge wie Zuhören, Bestärken oder auch darum, kleine Probleme aus der Welt zu schaffen.“ Die Art und Dauer der Begleitung legt jedes Tandem individuell fest, der Begleiter erhält für seinen Einsatz monatlich eine Aufwandsentschädigung.
Weitere Begleiterinnen und Begleiter gesucht
Das Projekt wurde 2008 vom Senior Experten Service (SES) aus Bonn gegründet. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert VerA im Rahmen der Initiative „Abschluss und Anschluss – Bildungsketten bis zum Ausbildungsabschluss“ (Initiative Bildungsketten). Das Ziel: die Abbruchquote unter Azubis in Deutschland senken; branchenübergreifend. „Aktuell steigen rund 25 Prozent der jungen Menschen aus ihrem Lehrberuf aus“, sagt Konrad Braun, VerA-Regionalkoordinator für die Metropolregion Nürnberg. „Auch in der Pflege gibt es diese Tendenz. Daran wollen wir etwas ändern und sind mit VerA auf einem guten Weg.“ So besteht in Nürnberg seit 2019 eine enge Kooperation mit dem Arbeitskreis "Familie und Pflegeberuf" der Stadt Nürnberg. Die Nachfrage ist groß. Waren es 2019 noch neun Begleitungen, hat sich die Zahl im darauffolgenden Jahr verdreifacht, und für das laufende Jahr verzeichnet Konrad Braun jetzt schon 24 Begleitungen. „Wer sich bei VerA in der Pflege als Begleiter oder Begleiterin engagieren möchte, ist herzlich willkommen“, so Braun weiter. „Wir sind ständig auf der Suche nach Verstärkung.“
Kooperation mit dem Arbeitskreis "Familie und Pflegeberuf"
Am Centrum für Pflegeberufe weiß man das Angebot von VerA in der Pflege zu schätzen. „VerA ist für uns sehr hilfreich“, erklärt Ute Dexl, die als Sozialpädagogin den Auszubildenden ebenfalls beratend zur Seite steht. „Ein erfahrener Partner an der Seite hilft vielen jungen Menschen, Stolpersteine zu überwinden und mit Motivation durch die Ausbildung zu gehen.“
Issa Bangura kann das bestätigen. Er würde gerne selbst einmal Ausbildungsbegleiter werden. Dafür muss er allerdings noch ein bisschen warten. Denn: Für diesen Job muss man sich bereits im Ruhestand befinden.
Weitere Informationen:
http://Mehr Infos zum Centrum für Pflegeberufe: http://www.cfp-nuernberg.com/