Wahlprüfsteine der Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP e.V.):
Gesundheit muss ein Kriterium für alle politischen Entscheidungen (auch für die unterlassenen) sein!
Die dramatischen gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels ebenso wie der Coronapandemie machen deutlich: Gesundheit ist mehr als eine gute medizinische Versorgung. Gesundheit beginnt früher – insbesondere soziale Ungleichheit gefährdet die Gesundheit und verringert die Lebenserwartung. Auch weitere Faktoren wie die Gestaltung von Settings wie Kita und Schule sowie die Planung und Bau der Städte und Wohnsiedlungen spielen eine große Rolle bei der Entstehung von gesundheitlichen Ungleichheiten.
Und Gesundheit bleibt auch dann ein zentrales Thema, wenn eine Krankheit nicht kuriert werden kann – es gilt, die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu stärken. Dr. Frank Lehmann fordert für die DGSMP: „Gesundheit muss ein Kriterium für alle politischen Entscheidungen sein – auch für die nicht getroffenen!“
Wahlprüfsteine der DGSMP
Um die Positionen der politischen Parteien in Deutschland zur Gesundheitspolitik besser einschätzen zu können, hat die DGSMP acht Wahlprüfsteine an eine Reihe von Parteien geschickt, die zur Wahl des deutschen Bundestags antreten. Geantwortet haben die SPD, die Grünen, die FDP, die LINKE, Volt und die Freien Wähler. Nicht geantwortet haben die Unionsparteien und die AfD. Im Folgenden werden wir näher auf die Positionen der Parteien zu gesundheitlicher Ungleichheit und zum „Health in all Policies“-Ansatz eingehen. Die ausführlichen Antworten dieser Parteien auf die Wahlprüfsteine der DGSMP werden unter https://www.dgsmp.de/news/bundestagswahl-2021-wahlpruefsteine/ zusammengefasst.
Wichtig war uns die Frage, was die Parteien zur Verringerung der gesundheitlichen Ungleichheit tun wollen. Drei Parteien gehen hier ausdrücklich auf soziale Determinanten außerhalb des Gesundheitswesens ein. Andere fokussieren sich auf das Sozialversicherungssystem und auf die medizinische Versorgung. Dies reicht aus Sicht der DGSMP nicht aus, denn die Coronapandemie wie auch die damit verbundenen notwendigen Maßnahmen (Lockdown) haben die soziale und gesundheitliche Ungleichheit verschärft. Hier besteht Handlungsbedarf.
Förderung der Gesundheit: „Health in all Policies“-Ansatz
Wie wollen die politischen Parteien den „Health in all Policies“-Ansatz umsetzen? Alle Parteien, die auf unsere Wahlprüfsteine geantwortet haben, wollen diesen Ansatz unterstützen. Die Vorstellungen zur konkreten Umsetzung dieses Ansatzes gehen allerdings weit auseinander: sie reichen von einem unabhängigen Beirat zur Einschätzung der Gesundheitsfolgen politischer Entscheidungen über ein zu gründendes Bundesinstitut für Gesundheit, einen Bundestagsunterausschuss „Globale Gesundheit“ bis hin zu Anreizen für ein „One-Health Unternehmertum“ und zur Orientierung an kommunalen Erfolgsmodellen.
Die DGSMP begrüßt die Bereitschaft der politischen Parteien, Gesundheit bei allen politischen Entscheidungen zu berücksichtigen. Eine stabile politische Verankerung von „Health-in-all-Policies“ erscheint uns wichtig. Wie kann die konkrete Umsetzung aussehen? Hierzu Professor Andreas Seidler, Präsident der DGSMP: „Alle Gesetzesvorhaben und alle neuen Verordnungen sollten zukünftig die damit verbundenen Auswirkungen auf die Gesundheit angeben – wissenschaftlich begründet, transparent und konkret.“
Ansprechpartner:
Prof. Dr. med. Andreas Seidler, MPH
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP)
Email: gs@dgsmp.de bzw. ArbSozPH@mailbox.tu-dresden.de
Web: www.dgsmp.de
Dr. Frank Lehmann, MPH
erweiterter Vorstand
E-Mail: frank.lehmann@bzga.de
Über die DGSMP: Die Deutsche Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP e.V.) ist eine wissenschaftliche Fachgesellschaft, die sich insbesondere mit den sozialen Faktoren beschäftigt, welche die Gesundheit der Bevölkerung bestimmen. Hierzu gehören auch die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für Gesundheit, die unter anderem durch das Agieren der politischen Parteien geformt werden.
Die DGSMP wurde im Jahr 1963 als wissenschaftliche medizinische Fachgesellschaft für Sozialmedizin gegründet. 1987 erfolgte die Ergänzung um den Bereich „Prävention“. Die DGSMP fördert Forschung, Lehre und Praxis in Sozialmedizin und Prävention und führt Vertreterinnen und Vertreter unterschiedlicher Disziplinen zusammen. Ihr gehören über 500 Mitglieder an, die u.a. aus Gesundheitswissenschaften, Medizin und Sozialwissenschaften stammen. Die DGSMP ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Weitere Informationen unter www.dgsmp.de
Weitere Informationen:
https://www.dgsmp.de/news/bundestagswahl-2021-wahlpruefsteine/