Grüner Star Neuer Chip misst Augeninnendruck sicher und präzise
In der Therapie des Grünen Stars zeichnen sich Fortschritte ab. So liefert ein implantierter Chip im Auge berührungslos zu jeder Tages- und Nachtzeit präzise Messdaten des Augeninnendrucks, der die Grundlage der Behandlung mit medikamentösen Augentropfen bildet. Zugleich prüfen Glaukomchirurginnen und -chirurgen weltweit neue minimalinvasive Operationstechniken, welche die bewährte Tropfentherapie in absehbarer Zukunft teilweise ersetzen könnte.
DOG-Präsident Professor Dr. med. Hagen Thieme stellt die Neuerungen in der Glaukombehandlung auf der Vorab- und Kongress-Pressekonferenz zur DOG 2021 online vor. Auf dem virtuellen Kongress, der vom 30. September bis 3. Oktober 2021 stattfindet, diskutieren Augenärzte und -innen in internationalen Symposien über die neuen Entwicklungen.
Die häufigste Form des Grünen Stars ist das primäre Offenwinkelglaukom. Dabei sterben die Nervenfasern des Sehnerven langsam ab, im schlimmsten Fall führt das zur Erblindung. Ein wichtiger Faktor bei diesem Prozess ist der Augeninnendruck, der durch den Abfluss des Augenkammerwassers im sogenannten Trabekelwerk des Auges reguliert wird: Ist der Abfluss dort gestört, erhöht sich der Augeninnendruck und fördert so die Nervenschädigung. Um das Fortschreiten des Augenleidens aufzuhalten, werden meistens Augentropfen eingesetzt. Etwa eine Million Menschen leiden hierzulande an der Erkrankung, jedes Jahr verlieren 1.000 Deutsche aufgrund eines Glaukoms ihr Augenlicht.
Helfen Medikamente nicht, muss operiert werden. „Dafür steht uns seit 50 Jahren die Trabekulektomie zur Verfügung“, erläutert DOG-Präsident Thieme. Mit der Standard-Operation werden Strukturen am Auge so umgestaltet, dass ein künstlicher Abfluss für überschüssiges Kammerwasser entsteht. „Mit der Trabekulektomie können wir eine starke Drucksenkung erreichen“, erläutert der Direktor der Augenklinik am Universitätsklinikum Magdeburg. „Zu den Nachteilen zählen Komplikationen wie Blutungen, Sehverschlechterung und Vernarbung.“
Die neuen minimal-invasiven Methoden mit Mini-Implantaten sollen den Eingriff vereinfachen. Diesem Zweck dienen haardünne Röhrchen, die Glaukomchirurginnen und -chirurgen mithilfe eines Mikroskops durch einen kleinen Schnitt in die Abflusskanäle des Kammerwassersystems einsetzen, um das gestaute Wasser aus dem Auge herauszuleiten. „Die Wissenschaft evaluiert diese neuen Verfahren derzeit weltweit“, berichtet Thieme. „Länge und Durchmesser der Röhrchen, aber auch der Implantationsort sind noch Gegenstand von Diskussionen.“ Dennoch sei jetzt schon absehbar, dass die Augenheilkunde in Zukunft eine patientenindividuelle Glaukomchirurgie mit mehreren Eingriffsmethoden anbieten werde, prognostiziert der Magdeburger Ophthalmologe.
Auch für die Messung des Augeninnendrucks entwickeln sich neue Techniken. So wurde in einer Studie ein wenige Millimeter großer Messsensor getestet, der in einen Silikonring eingearbeitet ist und bei einer Operation des Grauen Stars mit der neuen Kunstlinse implantiert werden kann. Der Chip verbleibt dauerhaft im Auge und ermöglicht berührungslos eine Messung des Augeninnendrucks zu jeder Tages- und Nachtzeit. Dafür halten die Patientinnen und Patienten ein Messgerät vor das Auge, das die Werte abruft, speichert und nebenbei den Chip mit Strom versorgt. Die Werte können telemedizinisch an die behandelnden Ärztinnen und Ärzte übermittelt werden.
„Der Chip lässt sich gut implantieren, wird gut vertragen und generiert eine Fülle an Messdaten, die jenseits unserer Vorstellungskraft gewesen ist“, berichtet Studienleiter Thieme. Bei keinem der 22 Studienteilnehmenden waren Komplikationen zu beobachten, kein Chip musste entfernt werden. „Die Studie zeigte auch, dass dieses intensive Augeninnendruckmonitoring in einigen Fällen zu einer Korrektur der medizinischen Tropfentherapie führte“, so Thieme. Der Sensor könnte eine Option für Patienten und Patientinnen sein, die sich mit Messungen schwertun und ohnehin vor einer Katarakt-Operation stehen. „Der Chip ist ein Beispiel für die Entwicklung digitaler Anwendungen in der Augenheilkunde, die in Zukunft noch rasend Fahrt aufnehmen wird“, resümiert der DOG-Präsident.
Auf den Kongress-Pressekonferenzen am 23. und 30. September 2021 wird Professor Hagen Thieme über die neuen Entwicklungen in der Therapie des Grauen Stars berichten. Die Anmeldung erfolgt mit dem untenstehenden Formular.
Bei Veröffentlichung Beleg erbeten.
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Terminhinweise:
• Online-Vorab-Pressekonferenz
Termin: Donnerstag, 23. September 2021, 11.00 bis 12.00 Uhr
Link zur Anmeldung:
https://attendee.gotowebinar.com/register/585594812846889229
• Online-Kongress-Pressekonferenz
Termin: Donnerstag, 30. September 2021, 11.30 bis 12.30 Uhr
Link zur Anmeldung: https://attendee.gotowebinar.com/register/7974862707315799565
• Keynote Lecture von Professor Keith Barton: „The evolution of glaucoma surgery.”
Termin: Donnerstag, 30. September 2021, ganztägig abrufbar
e - DFG-geförderte Projekte
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DOG: Forschung – Lehre – Krankenversorgung
Die DOG ist die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft für Augenheilkunde in Deutschland. Sie vereint unter ihrem Dach mehr als 8.000 Mitglieder, die augenheilkundlich forschen, lehren und behandeln. Wesentliches Anliegen der DOG ist es, die Forschung in der Augenheilkunde zu fördern: Sie unterstützt wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und gibt wissenschaftliche Fachzeitschriften heraus. Darüber hinaus setzt sich die DOG für den wissenschaftlichen Nachwuchs in der Augenheilkunde ein, indem sie zum Beispiel Stipendien vor allem für junge Forscherinnen und Forscher vergibt. Gegründet im Jahr 1857 in Heidelberg ist die DOG die älteste augenärztliche Fachgesellschaft der Welt und die älteste fachärztliche Gesellschaft Deutschlands.
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Vorab-Pressekonferenz zur DOG 2021 online
Termin: Donnerstag, 23. September 2021, 11.00 bis 12.00 Uhr
Link zur Anmeldung: https://attendee.gotowebinar.com/register/585594812846889229
Vorläufige Themen und Referenten:
Highlights der DOG 2021 online
plus
Neue Operationsverfahren beim Grünen Star
Professor Dr. med. Hagen Thieme
Präsident der DOG; Direktor der Universitätsaugenklinik Magdeburg
Mythos Blaulichtschaden:
Sind Bildschirme und Handydisplays für unsere Augen ungesund?
Professor em. Dr. rer. nat. Michael Bach
Sehforscher, Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Freiburg i. Br.
Können wir die Hornhaut bald mit Stammzellen reparieren?
Zum Stand der Forschung
Professor Dr. rer. nat. Ursula Schlötzer-Schrehardt
Akademische Direktorin und Leiterin der Forschungsabteilung an der Augenklinik der Universität Erlangen-Nürnberg
Künstliche Intelligenz: Was bringen Augenregister?
Professor Dr. med. Nicole Eter
Direktorin der Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Münster; Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft DOG IT, Sprecherin Lenkungsausschuss OREGIS – Nationales Register für Augenheilkunde der DOG
Macht der Lockdown uns zu Brillenträgern? Pandemie und Kurzsichtigkeit
Professor Dr. med. Wolf Alexander Lagrèze
Leitender Arzt der Sektion Neuroophthalmologie,
Kinderophthalmologie und Schielbehandlung,
Klinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Freiburg
Moderation:
Kerstin Ullrich, Pressestelle DOG, Berlin
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Kongress-Pressekonferenz zur DOG 2021 online
Termin: Donnerstag, 30. September 2021, 11.30 bis 12.30 Uhr
Link zur Anmeldung: https://attendee.gotowebinar.com/register/7974862707315799565
Vorläufige Themen und Referenten:
Highlights der DOG 2021 online
plus
High-Tech-Medizin: Was leisten implantierte Sensoren zur Druckmessung beim Grünen Star im Auge?
Professor Dr. med. Hagen Thieme
Präsident der DOG; Direktor der Universitätsaugenklinik Magdeburg
Was können Sonderlinsen bei Grauem Star leisten?
Professor Dr. med. Anja Liekfeld
Chefärztin der Klinik für Augenheilkunde, Ernst von Bergmann Klinikum, Potsdam
Rote Augen: Banalität oder Notfall?
Professor Dr. med. Uwe Pleyer
Sprecher der Sektion DOG-Uveitis, Klinik für Augenheilkunde,
Charité – Universitätsmedizin Berlin
COVID-19 und das Auge:
Auswirkungen der Pandemie auf die Patientenversorgung
Professor Dr. med. Gerd Geerling
Direktor der Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Düsseldorf
Plötzlich schielen – was steckt dahinter?
Professor Dr. med. Anja K. Eckstein
Abteilung Strabologie, Neuroophthalmologie, okuloplastisch rekonstruktive Chirurgie, Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Essen
Moderation:
Anne-Katrin Döbler, Pressestelle DOG, Stuttgart
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Kontakt für Journalisten:
Pressestelle DOG 2021 online
Kerstin Ullrich/Corinna Deckert
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Telefon: 0711 8931-641/-309
Telefax: 0711 8931-984
ullrich@medizinkommunikation.org
www.dog.org
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