Internationaler Workshop der BAuA: Sichere Arbeit mit Gefahrstoffen braucht gute Information entlang der Lieferkette
Am 27. und 28. September richtete die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) den Online-Workshop „Von der REACH-Registrierung bis zum Sicherheitsdatenblatt" aus. Im Mittelpunkt stand die Verbesserung des Informationsflusses entlang der Lieferketten für Chemikalien.
Zwar hat die europäische Chemikalienverordnung REACH zu einer deutlichen Verbesserung der wissenschaftlichen Daten geführt, um Gesundheits- und Umweltrisiken von chemischen Stoffen zu beurteilen. Diese Informationen müssen jedoch auch für die Gefährdungsbeurteilung am Arbeitsplatz in praktikabler Form zur Verfügung stehen, um Beschäftigte gut vor Gefahrstoffen zu schützen. Dabei ist das zentrale Kommunikationsinstrument ein Sicherheitsdatenblatt, das gewerbliche Abnehmer für gefährliche Stoffe und Gemische aufgrund gesetzlicher Pflichten automatisch erhalten. 130 Teilnehmende diskutierten Nutzen, Qualität und Verbesserungspotenziale für den Informationsfluss vom Hersteller über Händler bis zum Endkunden.
Der Workshop fand statt im Rahmen des BAuA-Forschungsprojektes „Vom Registrierungsdossier über das Sicherheitsdatenblatt zur Gefährdungsbeurteilung - Datenverfügbarkeit und -qualität zwischen REACH und Arbeitsschutz“. Als Teil der Europäischen Chemikalienstrategie zur Nachhaltigkeit ist die Kommunikation in der Lieferkette eine wichtige Schnittstelle zwischen Chemikaliensicherheit und Arbeitsschutz. Das wurde bereits auf dem 5. Deutschen REACH Kongress im April 2021 thematisiert, dessen Tagungsband im Internetangebot der BAuA unter www.baua.de/dok/8863758 als PDF vorliegt.
Der Workshop vertiefte diese Diskussion. Vorträge von Expertinnen und Experten der Europäischen Kommission, der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), der Industrie und der zuständigen Behörden machten die hohe Bedeutung eines guten Informationsflusses in der Lieferkette deutlich. Die Verfügbarkeit von Daten zu Gefahreneigenschaften und zu Expositionsszenarien für deren Verwendung ist das Herzstück der Kommunikation. Die ECHA passt derzeit ihre Aktivitäten zur Qualitätssicherung an die Anforderungen an.
In Workshops wurden die einzelnen Schritte des Informationsflusses detailliert betrachtet und anhand von Fallbeispielen und praktischen Erfahrungen der Teilnehmenden ausgeleuchtet. Die Umsetzung der chemikalienrechtlichen Informationen in den praktischen Arbeitsschutz vor Ort bereitet vielen Teilnehmenden derzeit noch Schwierigkeiten. So gibt es ein unterschiedliches Verständnis zentraler Begriffe bei den Akteuren. Die über REACH erzeugten generischen Expositionsszenarien spiegeln die Praxis in den Betrieben oft nicht ausreichend wider. Informationen zur persönlichen Schutzausrüstung sind häufig nicht konkret genug. Schließlich werden die Sicherheitsdatenblätter häufig als zu komplex und umfangreich empfunden. Wenig überraschend wurde vielfach der Wunsch nach harmonisierten digitalen Formaten geäußert. Sie sollten verbindliche Minimalstandards enthalten und mittels Inhaltsangaben und einer klaren Struktur, den Zugriff auf die individuell notwendigen Informationen verbessern.
In ihrem Abschlussstatement als Gastgeber betonten Dr. Nicoletta Godas und Dr. Rüdiger Pipke (beide BAuA), dass die Kommunikation in der Lieferkette von zentraler Bedeutung für einen sicheren Umgang mit Chemikalien ist. Verantwortliche für Chemikaliensicherheit und Arbeitsschutz in den Lieferketten und in der Regelsetzung sind aufgefordert, die Risiko- und Maßnahmenkommunikation weiter zu verbessern und damit einen wichtigen Beitrag für eine sichere und nachhaltige Nutzung chemischer Stoffe zu leisten.
Weitere Informationen zum Workshop und Forschungsprojekt „Vom Registrierungsdossier über das Sicherheitsdatenblatt zur Gefährdungsbeurteilung - Datenverfügbarkeit und -qualität zwischen REACH und Arbeitsschutz“ gibt es unter www.baua.de/DE/Aufgaben/Forschung/Forschungsprojekte/f2415.html.
Forschung für Arbeit und Gesundheit
Die BAuA ist eine Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des BMAS. Sie betreibt Forschung, berät die Politik und fördert den Wissenstransfer im Themenfeld Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit. Zudem erfüllt die Einrichtung hoheitliche Aufgaben im Chemikalienrecht und bei der Produktsicherheit. An den Standorten Dortmund, Berlin und Dresden sowie in der Außenstelle Chemnitz arbeiten über 750 Beschäftigte.
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