Führungswechsel an Deutschlands größtem Institut für Tropenmedizin
„Forschung für Globale Gesundheit in Hamburg“
Der Infektionsepidemiologe Jürgen May hat heute die Leitung des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin (BNITM) übernommen, dem größten Forschungsinstitut für globale Infektionen in Deutschland. Die Coronavirus-Pandemie zeigt, wie wichtig es ist, Krankheitserreger zu erforschen und dass Erfahrung im Kampf gegen Infektionskrankheiten wichtiger ist denn je. Das Bernhard-Nocht-Institut in Hamburg ist eine der ältesten Einrichtungen für Tropenmedizin weltweit.
Infektionen sind weltweit eine Hauptursache für Krankheit und Tod. „Die Coronavirus-Pandemie führt uns deutlich vor Augen, wie wichtig es ist, sich auf Epidemien vorzubereiten und neu auftretende Erreger frühzeitig zu bekämpfen“, sagt Prof. Jürgen May, der zum 1. Oktober das Amt des Vorsitzenden von dem in den Ruhestand scheidenden Vorgänger Prof. Egbert Tannich übernommen hat. Das BNITM forscht seit 120 Jahren an tropentypischen Krankheiten und ihren Erregern, bildet Gesundheitspersonal aus und stellt Diagnostik zur Verfügung.
Globale Gesundheit im Fokus der Wissenschaft
„Heute sind wir als Leibniz-Institut für globale Infektionen an großen Forschungsverbünden beteiligt – mit der Kernaufgabe, Krankheiten zu verhindern und Gesundheit zu erhalten“, erklärt May. „Hierbei werden uns Klimaerwärmung, Globalisierung und Mobilität in Zukunft vor große Herausforderungen stellen.“
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am BNITM forschen vom Molekül über die Krankheitserreger bis hin zur Epidemiologie von Infektionskrankheiten. Dafür stehen Hochsicherheitslabore, Insektarien und die modernsten Elektronenmikroskope der Welt zur Verfügung. „Besonders wichtig sind starke Partnerschaften mit Institutionen in Afrika und anderen Regionen mit armutsbedingten Krankheiten“, so der neue stellvertretende Vorstandsvorsitzende und Virologe Prof. Stephan Günther. Es sei wichtig, in den betroffenen Ländern Diagnostiklabore aufzubauen und Personal auszubilden. „Nur so können wir gemeinsam Infektionskrankheiten wie COVID-19, Malaria oder Ebola nachhaltig bekämpfen und Ausbrüche frühzeitig erkennen“.
May und Günther betonen, dass COVID-19 auch für Afrika eine fortbestehende Bedrohung darstelle, die mit vereinten Kräften und mit allen Mitteln bekämpft werden müsse. Gleichzeitig weisen sie darauf hin, dass Politik und Gesellschaft andere Infektionskrankheiten nicht vernachlässigen dürften, die das tägliche Leben der Menschen in einkommensschwachen Ländern bestimmen und dort Armut und Krankheit gegenseitig verstärken.
Vision einer modernen Forschungseinrichtung
„Unsere Vision ist es, das traditionsreiche Institut als moderne Forschungseinrichtung in einem internationalen Netzwerk weiterzuent- wickeln“, so May. Gemeinsam mit dem bisherigen Vorsitzenden Tannich hat der neue Vorstand Pläne für den Ausbau eines modernen Tropeninstituts vorgelegt. Das historische Institutsgebäude am Hamburger Hafen soll auf einen zeitgemäßen Stand gebracht und um einen neuen Forschungsbau ergänzt werden. Dort wollen die Forschenden am BNITM auch in Zukunft untersuchen, wie Epidemien besser beherrscht, Erregerstrukturen entschlüsselt und armutsbedingte Erkrankungen verstärkt bekämpft werden können. Mit Unterstützung durch die Politik kann das modernisierte BNITM am historischen Ort weiterhin einen wichtigen Beitrag zu den exzellenten Forschungsstandorten Hamburg und Deutschland leisten.
Hamburgs Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank:
„Ich freue mich sehr, dass wir mit Prof. Dr. Jürgen May einen renommierten Wissenschaftler und exzellenten Kenner des Bernhard-Nocht-Instituts langfristig an Hamburg binden können. Jürgen May ist bereits über viele Jahre der Stadt eng verbunden und sowohl bundesweit, als auch international exzellent vernetzt. In den vergangenen anderthalb Jahren ist überdeutlich geworden, wie wichtig die Forschungsbereiche Virologie, Epidemiologie und Infektiologie für die gesamte Gesellschaft sind. Ich bin mir sicher, dass es dem Bernhard-Nocht-Institut und dem neuen Vorstandsvorsitzenden gelingt die Wissenschaft mit ihren wichtigen Forschungsergebnissen weiter voranzubringen. Dies passt auch hervorragend zu den Vorhaben des Senats, diese Forschungsfelder perspektivisch noch weiter zu entwickeln und auszubauen. Ich wünsche Professor May für die bevorstehenden Aufgaben eine glückliche Hand, erfolgreiche Projekte und beglückwünsche ihn im Namen des gesamten Senats herzlich zur neuen Aufgabe.“
Prof. Egbert Tannich, scheidender Vorstandsvorsitzender des BNITM:
„Es war mir eine große Freude, die Entwicklung des Instituts in verantwortlicher Position begleiten zu dürfen. Dabei fühlte ich mich stets von Vorstand, Kuratorium und wissenschaftlichem Beirat konstruktiv unterstützt. Ich danke ihnen und allen Institutsangehörigen für die gute Zusammenarbeit. Meinem Nachfolger wünsche ich von Herzen viel Erfolg und alles Gute.“
Prof. Jürgen May, Vorstandsvorsitzender des BNITM:
„Ich danke dem Vorstand, den Gremien und unseren Geldgebern für ihr Vertrauen und freue mich sehr auf die Zusammenarbeit. Mir liegt besonders unsere Arbeit in den Ländern des globalen Südens am Herzen. Spätestens die Coronavirus-Pandemie hat gezeigt: Infektionsausbrüche machen nicht an Grenzen halt. Das gilt auch für tropentypische Krankheitserreger, besonders mit Blick auf die Klimaerwärmung. Forschung für Globale Gesundheit, wie das BNITM sie seit jeher betreibt, wird also immer wichtiger werden.“
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Hintergrund
Das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) ist Deutschlands größte Einrichtung für Forschung, Versorgung und Lehre auf dem Gebiet tropentypischer und neu auftretender Infektionskrankheiten. Aktuelle Forschungsschwerpunkte bilden Malaria, hämorrhagische Fieberviren, Immunologie, Epidemiologie und Klinik tropischer Infektionen sowie die Mechanismen der Übertragung von Viren durch Stechmücken. Für den Umgang mit hochpathogenen Viren und infizierten Insekten verfügt das Institut über Laboratorien der höchsten biologischen Sicherheitsstufe (BSL4) und ein Sicherheits-Insektarium (BSL3). Das BNITM umfasst das nationale Referenzzentrum für den Nachweis aller tropischen Infektionserreger und das WHO-Kooperationszentrum für Arboviren und hämorrhagische Fieberviren. Gemeinsam mit dem ghanaischen Gesundheitsministerium und der Universität von Kumasi betreibt es ein modernes Forschungs- und Ausbildungszentrum im westafrikanischen Regenwald, das auch externen Arbeitsgruppen zur Verfügung steht.
Perspektiven am Standort Hamburg
Die Vernetzung des BNITM am Standort mit dem Leibniz-Institut für Experimentelle Virologie (HPI), dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) und dem Centre for Structural Systems Biology (CSSB) ist Teil der Strategie für ein neues Exzellenzcluster im Bereich Infektionsforschung und Immunologie. Das BNITM ist dabei ein wesentlicher Baustein in der Strategie Hamburgs, um gemeinsam mit der Universität Hamburg (UHH), dem UKE und außeruniversitärer Forschung, in den kommenden Jahren ein neues Exzellenzcluster aufzubauen.