Christiane Herzog Preisträger 2021 optimiert die Diagnostik von Mycobacterium abscessus-Infektionen bei Mukoviszidose
Dr. Mathis Steindor, Nachwuchsforscher am Mukoviszidose-Zentrum der Klinik für Kinderheilkunde III des Universitätsklinikums Essen, wurde für seine Forschung zu Mycobacterium abscessus-Infektionen bei Mukoviszidose mit dem diesjährigen Christiane Herzog Forschungsförderpreis ausgezeichnet. Im Fokus seiner Forschung stehen Immuntests, mit denen die schwierige Diagnostik dieser Infektionen verbessert und somit eine frühzeitigere Behandlung eingeleitet werden sollen. Dies könnte den Behandlungserfolg künftig maßgeblich verbessern. (Mukoviszidose: Cystische Fibrose, CF)
Die Keime des Mycobacterium abscessus complex (MABC) zählen zu den gefürchtetsten Keimen bei Patienten mit Mukoviszidose, denn Infektionen mit diesen Bakterien führen oft zu einer rasch voranschreitenden Verschlechterung der Lungenfunktion und schweren Krankheitsverläufen. Die Diagnose der Infektion ist schwierig, eine frühe und sichere Diagnose ist jedoch wichtig für eine erfolgreiche Therapie. Die vor allem auf Anzucht des Erregers und radiologischen Kriterien fußende konventionelle Diagnostik einer Infektion mit Keimen des Mycobacterium abscessus complex ist bei Mukoviszidose-Patienten oft ungenau. „Ziel meiner aktuellen Forschungsarbeit ist die Etablierung eines Bluttests auf Basis der Interferon-Gamma-Immunantwort des Patienten auf M. abscessus-Antigene zur Unterstützung der Diagnose einer Infektion, ähnlich dem Bluttest, der zur Diagnose einer Tuberkulose-Infektion verwendet wird.“, erläutert Steindor.
Optimierung des Immuntests für eine breite diagnostische Anwendung
In Vorarbeiten, die der Mukoviszidose e.V. im Rahmen seiner Forschungsförderung mit 20.000 Euro unterstützt hat, konnte Steindor mit seiner Arbeitsgruppe einen solchen Immuntest zur M. abscessus-Diagnostik entwickeln, der mit einer hohen Spezifität (100% bei Mukoviszidose- und 94% bei nicht-Mukoviszidose-Patienten) MABC-Infektionen nachweisen kann. Noch verfügt dieser Test über eine relativ niedrige errechnete Sensitivität (58% bei Mukoviszidose- und 60% bei nicht-Mukoviszidose-Patienten), die im Rahmen weiterer Studien optimiert werden soll, um ihn so für eine breite diagnostische und wissenschaftliche Anwendung zu qualifizieren. Darüber hinaus wollen die Wissenschaftler prüfen, inwiefern der Test auch als Instrument zur Beurteilung des Verlaufs einer M. abscessus-Infektion genutzt werden kann. Damit könnten Diagnostik und Therapie von MABC-Infektionen bei CF-Betroffenen künftig maßgeblich verbessert werden. Finanzieren möchte der diesjährige Christiane Herzog Preisträger diese Forschungsvorhaben mit dem Preisgeld in Höhe von 50.000 Euro.
Bereits seit 2014 forscht Steindor intensiv zu M. abscessus-Infektionen bei Mukoviszidose und hat an zahlreichen klinischen Studien mitgewirkt, die international Beachtung finden. Seit 2017 ist er Oberarzt der Pädiatrischen Pneumologie des Universitätsklinikums Essen und dort in die ambulante und stationäre Versorgung von ca. 100 Kindern und Jugendlichen mit Mukoviszidose eingebunden. Die CF-Zentren der Universitätsmedizin Essen und der Ruhr-Universität Bochum bilden seit 2013 gemeinsam das Christiane Herzog Centrum Ruhr. Unter diesem einzigartigen Dach werden aktuell rund 500 Betroffene betreut – davon etwa 350 Erwachsene. Das Christiane Herzog Zentrum Ruhr gehört zu den größten europäischen klinischen Studienzentren.
Der Christiane Herzog Preis
Der mit 50.000 Euro dotierte Christiane Herzog Preis zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses wird einmal jährlich von der Christiane Herzog Stiftung an engagierte, junge Forschende vergeben und ermöglicht die Durchführung eines Mukoviszidose-bezogenen Forschungsprojektes. Verliehen wurde der Christiane Herzog Preis 2021 im Rahmen der digitalen Deutschen Mukoviszidose Tagung im November 2021. (https://www.muko.info/dmt)
Hintergrund-Informationen
Über Mukoviszidose
In Deutschland sind mehr als 8.000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene von der unheilbaren Erbkrankheit Mukoviszidose betroffen. Durch eine Störung des Salz- und Wasserhaushalts im Körper bildet sich bei Mukoviszidose-Betroffenen ein zähflüssiges Sekret, das Organe wie die Lunge und die Bauchspeicheldrüse irreparabel schädigt. Jedes Jahr werden in Deutschland etwa 150 bis 200 Kinder mit der seltenen Krankheit geboren.
Über die Christiane Herzog Stiftung
„Mit Taten helfen.“ Unter dieses Motto stellte Christiane Herzog 1985 ihre Aktivitäten für Menschen mit Mukoviszidose. 1997 bündelte sie ihr Engagement in der Christiane Herzog Stiftung mit dem Ziel, den Betroffenen und ihren Familien das Leben mit dieser tragischen Krankheit zu erleichtern und ihnen Hoffnung und neue Kraft im Kampf gegen die Mukoviszidose zu geben. Die Stiftung macht die Bevölkerung auf das komplexe Krankheitsbild aufmerksam und wirbt für Verständnis und Solidarität mit den Mukoviszidose-Betroffenen. Dabei arbeitet sie eng mit dem Mukoviszidose e.V. zusammen. http://www.christianeherzogstiftung.de
Über den Mukoviszidose e.V.
Der Mukoviszidose e.V. vernetzt die Patienten, ihre Angehörigen, Ärzte, Therapeuten und Forscher. Er bündelt unterschiedliche Erfahrungen, Kompetenzen sowie Perspektiven mit dem Ziel, jedem Betroffenen ein möglichst selbstbestimmtes Leben mit Mukoviszidose ermöglichen zu können. Damit die gemeinsamen Aufgaben und Ziele erreicht werden, ist der gemeinnützige Verein auf die Unterstützung engagierter Spender und Förderer angewiesen. Die Mukoviszidose Institut gGmbH ist eine hundertprozentige Tochter des Mukoviszidose e.V. https://www.muko.info
Pressekontakt:
Mukoviszidose e.V.
Carola Wetzstein
Telefon: +49 (0)228 9 87 80-22
Mobil: +49 (0)171 9582 382
E-Mail: CWetzstein@muko.info