Nachwuchswissenschaftlerin der PH Ludwigsburg will Ungleichheiten im Chemieunterricht überwinden
Dr. Lilith Rüschenpöhler wird als erste Nachwuchswissenschaftlerin der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg mit dem renommierten Margarete von Wrangell-Stipendium des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst gefördert. Mit ihrem Projekt „Empowerment im Chemieunterricht“ möchte die Forscherin ein Modell für den Chemieunterricht entwickeln, das benachteiligte Schüler*innen in besonderer Weise fördert.
Dr. Lilith Rüschenpöhler ist Chemiedidaktikerin, sie erforscht das Lernen und Lehren der Chemie. Dabei ist ihr Leitthema die soziale Gerechtigkeit im Bereich der Chemie und der Naturwissenschaften: Welche sozialen Ungleichheiten werden im Chemieunterricht sichtbar und wie können wir etwas dagegen tun?
Sie fand heraus, wie der familiäre Hintergrund auf den Zugang von Schüler*innen zur Chemie wirkt: Zum Beispiel haben manche Schüler*innen Personen zu Hause, die sich sehr für Chemie interessieren, die über Wissen verfügen oder von dem Fach begeistert sind. Das hilft beim Lernen und kann zur Entwicklung einer Identität als Chemiker*in oder Naturwissenschaftler*in beitragen. Manche Schüler*innen erleben aber regelrecht Konflikte zu Hause, wenn sie ihr Chemie-Wissen aus der Schule teilen: Eltern oder andere Familienmitglieder haben ein anderes Weltbild als die Kinder es aus der Schule kennen. Die Kinder stehen zwischen zwei Welten.
In ihrem mit dem Margarete von Wrangell-Programm gefördertem Projekt „Empowerment im Chemieunterricht“ untersucht die 33-Jährige Möglichkeiten, wie man diesen Ungleichheiten im Unterricht begegnen kann. Dazu arbeitet sie eng mit Lehrer*innen und Forscher*innen aus dem Bereich Deutsch als Zweitsprache/Fremdsprache sowie anderen Fächern zusammenarbeiten. Gemeinsam möchte sie ein Modell entwickeln, das Ungleichheiten im Chemieunterricht entgegenwirkt und zu einer größeren Chancengleichheit in Chemie beitragen soll.
Neben diesem auf fünf Jahre angelegten Forschungsprojekt bildet Lilith Rüschenpöhler an der Hochschule zukünftige Lehrkräfte aus. Als Margarete von Wrangell-Stipendiatin darf sie zudem spezielle Seminare besuchen, die sie in ihrer Karriereentwicklung in der Wissenschaft fördern. Auf ihrem Weg wird sie von Prof. Dr Silvija Markic (Pädagogische Hochschule Ludwigsburg, ab April 2022 Ludwig-Maximilians-Universität München) und Prof. Dr. Rachel Mamlok-Naaman (Weizmann Institute of Science, Israel) unterstützt.
„Mit Ihrem Forschungsprojekt untersucht Dr. Rüschenpöhler eine sehr wichtige Fragestellung, die sowohl der theoretischen Weiterentwicklung der Fachdidaktik als auch darüber hinaus direkt für die Lehrkräftebildung und Weiterbildung eine zentrale Rolle spielt. Besonders ihr interdisziplinärer Blick und die internationale Ausrichtung und Anschlussfähigkeit ihrer Forschungsarbeit sind vielversprechend. Es ist ein sehr großer Erfolg für Dr. Rüschenpöhler, aber auch für ihre wissenschaftliche Mentorin, Prof. Dr. Silvija Markic und für die gesamte Pädagogische Hochschule, dass diese Forscherin und ihre Forschung in das renommierte, hochgradig kompetitiv vergebene Programm aufgenommen worden ist“ freut sich Prof. Dr. Jörg-U. Keßler, Prorektor für Forschung und Internationales an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg.
„Mehr hervorragend qualifizierte Frauen sollen beste Karriereaussichten in Wissenschaft und Forschung bekommen. Das ist ein zentrales Anliegen der Landesregierung.“ betonte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer bei der Vergabe der Stipendien im Herbst. Mit dem Margarete von Wrangell-Programm unterstützt das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg (MWK) gezielt junge Wissenschaftlerinnen in Baden-Württemberg auf dem Weg zur Professur. Ziel des Programms ist es, besonders qualifizierte Wissenschaftlerinnen in die Lage zu versetzen, sich für die Berufung auf eine Professur zu qualifizieren. Die Wissenschaftlerinnen durchliefen ein strenges Auswahlverfahren. Von den 68 überwiegend hochkarätigen Anträgen von Bewerberinnen konnten nur 10 in das Programm aufgenommen werden.
Eine der zehn ist Dr. Lilith Rüschenpöhler. Sie stammt aus Paderborn und zog für ihr Studium nach Bremen, wo sie zunächst einen Bachelor in Philosophie und Politikwissenschaften abschloss – mit einem einjährigen Studienaufenthalt in Paris. Anschließend studierte sie für das Lehramt an Oberschulen und Gymnasien mit den Fächern Chemie und Französisch in Bremen. Im Sommer 2020 schloss sie an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg ihre Promotion mit Bestnote ab. Nach dem Referendariat für Gymnasien am Königin-Katharina-Stift in Stuttgart ist Dr. Lilith Rüschenpöhler seit September 2021 als Margarete von Wrangell-Stipendiatin zurück in Ludwigsburg.
Weitere Informationen:
http://Weitere Informationen zum Margarete von Wrangell-Programm unter: https://mwk.baden-wuerttem-berg.de/de/forschung/forschungsfoerderung/wissenschaftlicher-nachwuchs/fo-erderung-des-wissenschaftlichen-nachwuchses/