Es geht um den Menschen hinter dem Gerät: Dr. Anne-Maria Purohit ist die neue Professorin für Medizininformatik
Eine Medizininformatikerin muss auch wissen, wie eine Operation abläuft. Das ist die Haltung von Prof. Dr. Anne-Maria Purohit. Sie ist die neue Professorin für Medizininformatik an der Technischen Hochschule Brandenburg und hat damit im Fachbereich Informatik und Medien die Nachfolge von Prof. Dr. Eberhard Beck angetreten, der in den Ruhestand gegangen ist.
„Ich habe viele Jahre als Prozessmanagerin in Krankenhäusern gearbeitet und der digitale Wandel sorgt dafür, dass dort komplette Abteilungen umgebaut werden, um neue Technologien nutzen zu können“, erzählt Anne-Maria Purohit. „Im Gesundheitssystem muss man jetzt alles neu denken – von der medizinischen Versorgung bis hin zu Kommunikationsprozessen und Verantwortlichkeiten.“ Deshalb sollen Medizininformatik-Studierende in möglichst viele Bereiche im Gesundheitswesen Einblick erhalten. „Denn die Informatikerinnen und Informatiker werden zu den Dirigenten des digitalen Wandels. Die meisten Entscheidungen betreffen Menschen und können nicht hinter einem Bildschirm getroffen werden“, erklärt die Professorin, warum sie zukünftig möglichst eng mit dem Klinikum Brandenburg zusammenarbeiten und den Studierenden verschiedenste Praktika ermöglichen will.
„An der Technischen Hochschule Brandenburg gibt es ja mehrere Labore, in denen Studierende das praktische Arbeiten lernen. Doch mein Labor wird das Krankenhaus sein“, kündigt sie an. Dort sollen ihre Studierenden auch lernen, wie die Berufsgruppen im Krankenhaus agieren und wie die differenzierten Prozesse in den einzelnen Fachabteilungen ablaufen. „Denn sie müssen verstehen: Wer sitzt vor dem Gerät, das ich programmiere, und wie sieht der Berufsalltag dieser Person aus? Am Ende geht es in der Informatik um die Verbessrung für den Menschen und nicht um das Gerät.“
Aktuell befindet sich die Berlinerin jedoch noch in der Einarbeitungszeit, die sie mit der Betreuung eines Säuglings und eines Kleinkindes vereinbaren muss. „Eigentlich ist die Medizininformatik ein sehr schönes Berufsfeld für Frauen, weil viel Empathie und Fingerspitzengefühl gefragt ist“, findet sie. „Doch wie überall müssen sich auch hier die Arbeitsbedingungen weiter verbessern, um die Branche familienfreundlicher zu gestalten.“
Mit 35 Jahren ist Anne-Maria Purohit nicht nur eine sehr junge Professorin, sondern trägt auch dazu bei, dass das Kollegium an der Technischen Hochschule Brandenburg immer weiblicher wird. Fünf Professuren wurden in den vergangenen Monaten allein im Fachbereich Informatik und Medien neu besetzt und drei davon werden nun von Frauen bekleidet.