Fachgesellschaft Herzchirurgie verleiht Nachwuchsförderpreis 2022
In diesem Jahr geht der Nachwuchsförderpreis der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie an Dr. med. Túlio Magno de Melo Caldonazo, Nachwuchswissenschaftler im „Clinician Scientist Programm“ des IZKF (Interdisziplinäres Zentrum für Klinische Forschung) am Friedrich Schiller Universitätsklinikum Jena, für seine Arbeit „Atrial fibrillation after cardiac surgery: A systematic review and meta-analysis“. Mit dem Nachwuchsförderpreis, der mit 2.500 Euro dotiert ist, werden jährlich experimentelle und klinisch relevante Promotionsarbeiten aus dem Bereich der Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie ausgezeichnet.
Im Rahmen der Eröffnungsfeier der 51. Jahrestagung 2022 in Hamburg wurde der Preis durch den DGTHG-Sekretär Prof. Dr. Andreas Markewitz pandemiebedingt virtuell übergeben.
Dr. Caldonazo erklärt in seinem systematischen Review und der darauf basierenden Metaanalyse, dass neu auftretendes postoperatives Vorhofflimmern (POAF) häufig erstmalig unmittelbar nach einer Operation bei Patienten mit vorangegangenem Sinusrhythmus auftrete. „Die POAF-Episoden sind meist kurz, vorübergehend und oft für den Patienten sogar asymptomatisch“, so Preisträger Caldonazo. „POAF tritt bei bis zu 50% der Patienten nach einer Herzoperation auf.“ Trotz der hohen Inzidenz wurde POAF aufgrund seiner wahrgenommenen Reversibilität im Allgemeinen nicht als schädlich angesehen. Hinweise aus einer prospektiven randomisierten Studie deuten z.B. darauf hin, dass die überwiegende Mehrheit der Patienten nach einer koronaren Bypass-Operation innerhalb von 60 Tagen zum normalen Sinusrhythmus zurückkehrt, unabhängig von der therapeutischen Strategie (Rhythmus- oder Frequenzkontrolle). Gleichzeitig deuten andere Studien auf ein gefährdendes Potenzial von POAF bezogen auf verschiedene klinische Endpunkte hin. „Wir haben die gesamte Literatur systematisch auf Auswirkungen von POAF auf kurz- und langfristige klinische Endpunkte überprüft. Aus 57 Studien haben wir insgesamt 246.340 Patienten ausgewertet. Unsere Metaanalyse zeigt, dass POAF bei Patienten nach Herzoperationen mit einem erhöhten Auftreten der meistens kurz- und langfristigen kardiovaskulären Ereignisse (wie Sterblichkeit, Schlaganfall, Myokardinfarkt, chronisches VHF, Krankenhaus- und ITS-Aufenthaltsdauer) assoziiert ist“, erläutert Herzchirurg Caldonazo. „Unsere Analyse kann jedoch nicht klären, ob es einen Kausalzusammenhang zwischen POAF und diesen Komplikationen gibt, oder ob Patienten mit POAF andere Eigenschaften aufweisen, die für die erhöhten Komplikationsraten verantwortlich sind.“
(Laienverständliche Erklärung)
In den ersten Tagen nach einer Operation kann es zum Auftreten von meist vorübergehenden Herzrhythmusstörungen kommen dem sog. postoperativen Vorhofflimmern (POAF). Nach Herzoperationen ist dies bis zu 50% der Patienten zu beobachten. Man ging bisher davon aus, dass diese Rhythmusstörung nur kurz auftritt, meist nicht mit Symptomen verbunden und spätestens nach zwei Monaten wieder verschwunden ist. „Es gab dann aber zunehmend Studien, die einen Zusammenhang zwischen POAF und nachteiligen Effekten, wie z.B. längeren und neuen Krankenhausaufenthalten oder sogar Schlaganfällen, nahelegten“, erklärt Herzchirurg Dr. Caldonazo. „Wir haben daher die Literatur systematisch durchsucht und die Auswirkungen von POAF statistisch mit Hilfe einer sog. Meta-Analyse untersucht. Unsere Analyse erfasste 57 Studien und Daten von insgesamt 246.340 Patienten. Die Ergebnisse zeigten einen statistischen Zusammenhang zwischen dem Auftreten von POAF und dem Eintreten von sog. unerwünschten Ereignissen. Hierzu gehören eine erhöhte Sterblichkeit, mehr Schlaganfälle und Herzinfarkte und eine längere Krankhausaufenthaltsdauer bei Patienten, die nach einer Herzoperation POAF entwickeln. Die Erkenntnis ist wichtig, weil sie die Entwicklung neuer Therapiestrategien beflügelt. Unsere Analyse kann jedoch nicht klären, ob diese Herzrhythmusstörung die beschriebenen Komplikationen verursacht, oder ob Patienten mit POAF andere Eigenschaften aufweisen, die für die erhöhten Komplikationsraten verantwortlich sind.“
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