Zentren für Islamische Theologie: Pioniere mit internationaler Ausstrahlung
In Tübingen, Frankfurt, Münster, Osnabrück, Erlangen-Nürnberg, Berlin und Paderborn fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) seit 2011 sieben Zentren/Institute für Islamische Theologie. Nach zehn Jahren Förderung sind sie national wie international anerkannt.
In Deutschland leben derzeit mehr als fünf Millionen muslimische Religionsangehörige – sie sind nach katholischen und evangelischen Christen schon seit etlichen Jahren die drittgrößte religiöse Gruppe. Um "die institutionellen Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass die Pluralität islamischen Glaubens in der Bundesrepublik Deutschland adäquat berücksichtigt werden kann", hat der Wissenschaftsrat bereits im Jahr 2010 die Einrichtung von Zentren für theologisch orientierte Islamische Studien empfohlen.
"Durch die BMBF-Förderung konnte die Idee umgesetzt werden, dass zur Beheimatung des Islams in Deutschland auch eine Islamische Wissensproduktion für den hiesigen Kontext gehört", betont Prof. Dr. Bekim Agai, Direktor der Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft (AIWG) und Geschäftsführender Direktor des Zentrums für Islamische Studien (ZEFIS Frankfurt/Gießen) und ergänzt: "Qualifiziert über den Islam zu sprechen, über theologisch oder gesellschaftlich brennende Themen, interdisziplinär, innerreligiös oder interreligiös, ist so in Deutschland befördert worden. AbsolventInnen bringen ihr Wissen im Kontext Schule, in Institutionen der Zivilgesellschaft, Gemeinden, Universitäten und darüber hinaus heute ein."
Die Zentren haben sich als national wie international anerkannte Orte islamisch-theologischer Forschung etabliert und fördern den wissenschaftlichen Nachwuchs in Islamischer Theologie – für die Hochschulen und die Schulen. Ziel ist, ein wissenschaftlich fundiertes Studium von Religionsgelehrten im staatlichen Hochschulsystem in deutscher Sprache zu ermöglichen sowie islamische Religionslehrerinnen und -lehrer für den bekenntnisorientierten Schulunterricht auszubilden. Rund 2000 Studentinnen und Studenten sind an den BMBF-geförderten Standorten für Islamische Theologie eingeschrieben, Tendenz steigend.
Dauerhafte Strukturen
Nach zehn Jahren Förderung durch das BMBF sind an allen sieben Standorten dauerhafte organisatorische Strukturen entstanden. Auch wenn für die vier Zentren in Frankfurt, Münster, Osnabrück und Tübingen die BMBF-Förderung in 2021 auslief, bleiben sie weiterhin erhalten. So hat etwa die Universität Münster beschlossen, aus dem Zentrum eine eigene Fakultät zu etablieren. Auch das Institut für Islamische Theologie der Universität Osnabrück bleibt weiterhin als Institut an der Erziehungs- und Kulturwissenschaftlichen Fakultät vollumfänglich und gleichberechtigt mit den anderen beiden christlichen Instituten bestehen. Ebenfalls weitergeführt werden das Zentrum für Islamische Theologie (ZITh) an der Universität Tübingen und das ZEFIS Frankfurt/Gießen. Solche Dauerstrukturen an den Universitäten können zu einer weiteren Versachlichung und Differenzierung der Debatten rund um den Islam beitragen.
Reger wissenschaftlicher Austausch
Durch zahlreiche Tagungen und Veröffentlichungen, durch Medienpräsenz und internationale Kontakte findet ein reger wissenschaftlicher Austausch statt. Dieser sorgt sowohl für die fachliche Qualität als auch für die Sichtbarkeit der Zentren und der BMBF-Förderung – weit über Deutschland hinaus. „Die Einrichtung der Zentren für Islamische Theologie vor zehn Jahren war eine Pionierleistung“, so AIWG-Direktor Agai und erläutert: „Da Deutschland das erste westeuropäische Land war, das islamisch-theologische Studien an öffentlichen Universitäten eingerichtet und mit einer beträchtlichen Anzahl von Universitäten und Lehrstühlen gearbeitet hat, fungiert Deutschland als Vorbild und Modell für andere Länder. Mit Projekten wie dem Internationalen Programm der AIWG wirken wir in Deutschland als Drehkreuz und bieten einen Raum, in dem WissenschaftlerInnen und Menschen mit praktischen Interessen an islamischer Wissensproduktion in Europa zusammenkommen können“. Neue Ansätze für die Forschung und Praxis zu wichtigen Fragen islamischer Religion und muslimischen Lebens können so auch im internationalen Vergleich entwickelt werden.
DLR Projektträger
Der DLR Projektträger betreut im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung das aktuelle Rahmenprogramm für die Geistes- und Sozialwissenschaften "Gesellschaft verstehen – Zukunft gestalten" und ist dabei sowohl mit der Entwicklung und Begleitung von Fördermaßnahmen betraut als auch mit Maßnahmen zu Transfer und Kommunikation.
Weitere Informationen:
https://www.geistes-und-sozialwissenschaften-bmbf.de/de/Zentren-fur-Islamische-Theologie-Nach-zehn-Jahren-gut-etabliert-2444.html Zentren für Islamische Theologie auf dem BMBF-Portal zu Geistes- und Sozialwissenschaften
https://aiwg.de/ueber_uns/ Akademie für Islam in Wissenschaft und Gesellschaft (AIWG)
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