Eine Mathematikerin hebt ab: Prof. Dr. Kirsten Harth ist die neue Professorin für Angewandte Mathematik
Sie befasst sich mit der Physik von kleinen Flüssigkeitstropfen und experimentiert auch in Schwerelosigkeit – Prof. Dr. Kirsten Harth sagt es selbst: „Man kann sehr universell arbeiten, wenn man eine gute Ausbildung hat.“ Zum Jahresbeginn wurde die 36-Jährige zur Professorin für Angewandte Mathematik im Fachbereich Technik der Technischen Hochschule Brandenburg berufen.
Kirsten Harth arbeitet seit Oktober 2021 an der Technischen Hochschule Brandenburg und war zuvor als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg tätig. Dort erforschte sie, wie sich Tropfen auf weichen, anpassungsfähigen Oberflächen verhalten. Das betrifft zum Beispiel Duschwasser auf der Haut, regenabweisende Jacken oder kleine Mengen von Flüssigkeit, die im Labor transportiert werden sollen. „Wenn wir verstehen und vorhersagen können, was mit Flüssigkeiten geschieht, dann können wir verschiedenste Prozesse optimieren“, sagt die 36-Jährige, die Physik und Mathematik in Magdeburg studiert hatte, und danach drei Jahre in den Niederlanden arbeitete: Am Max Planck Center für komplexe Fluiddynamik und der Universität Twente begann sie ihre Forschungen zu Flüssigkeiten auf unterschiedlichen Oberflächen.
„Ich wollte nie einfach nur Mathematikerin sein“, erinnert sie sich. „Doch ich bin froh, dass ich meinem Interesse für Mathematik bei meiner Berufswahl gefolgt bin, denn mein Studium bildete die Grundlage für die Arbeit in anderen naturwissenschaftlichen Bereichen.“ Dazu zählen auch Experimente in Schwerelosigkeit, die Kirsten Harth nicht nur im Fallturm Bremen durchgeführt hat: Die Professorin nahm selbst an Parabelflügen teil und war währenddessen im Flugzeug etwa 20 Sekunden lang schwerelos. „Vom Prinzip her ist es dasselbe wie auf der Raumstation ISS, nur dass dort der Ausblick sicher besser ist“, scherzt sie. Einige der Experimente befassen sich mit dem Verhalten körniger Materialien wie Sand, Reis oder auch Klumpen im Asteroidengürtel. Die Erkenntnisse können zum Beispiel dazu beitragen, die Entstehung von Planeten im Universum besser zu verstehen.
Ihre Forschungen möchte die neue Professorin an der Hochschule in Brandenburg an der Havel fortführen. Dabei sieht sie gute Anknüpfungsmöglichkeiten zu den dort laufenden Arbeiten rund um 3D-Drucksysteme, optische Messmethoden und Wärmebildgebung. Auch einen Umzug in die Havelstadt kann sie sich gut vorstellen.
Kirsten Harth möchte zudem öffentliche Veranstaltungen in der Region um Brandenburg an der Havel anbieten, um allen Interessierten und insbesondere jungen Frauen Themen aus Mathematik, Physik und Technik näherzubringen. Prof. Harth ist bewusst, dass ihr Werdegang für eine Frau nicht selbstverständlich erscheint: „Zu viele junge Frauen lassen sich nach wie vor von verbreiteten Rollenbildern beeinflussen und ziehen eine Karriere im naturwissenschaftlichen Bereich gar nicht erst in Betracht.“ Sie selbst habe sich davon bei ihrer Berufswahl nicht beeinflussen lassen und sei stets einfach ihren persönlichen Interessen gefolgt.