Meere sind überlebenswichtig – Meeresforschung ist Vorsorgeforschung!
Stellungnahme des Vorstands der Deutschen Allianz Meeresforschung zum Bericht der Arbeitsgruppe II des Weltklimarats IPCC
Erwärmung, Versauerung, Überfischung, Artenverlust: Anlässlich des heute veröffentlichten Berichts der Arbeitsgruppe II des Weltklimarats (IPCC) betont der Vorstand der Deutschen Allianz Meeresforschung (DAM) die Dringlichkeit, den nachhaltigen Umgang mit dem Ozean voranzubringen – auf Basis der Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung. “Der Bericht der Arbeitsgruppe II des Weltklimarats führt noch einmal klar vor Augen: Unser Lebensstil hat schon heute rund um den Globus drastische Auswirkungen, auf die Lebensgrundlagen der Menschheit. Der Bericht zeigt, auf welche Folgen für unser Leben wir uns künftig einstellen müssen. Er zeigt aber auch, dass wir es noch in der Hand haben, unsere Zukunft auf diesem Planeten zu gestalten. Der nachhaltige Umgang mit dem Ozean in Bezug auf dessen Schutz und Nutzung spielt dabei eine Schlüsselrolle”, so das Resümee des DAM-Vorstands.
Der Klimawandel bedroht den Ozean, der etwa 70 Prozent der Erdoberfläche bedeckt, direkt durch Erwärmung, Versauerung, Verlust von Sauerstoff, Verlust der Artenvielfalt, Veränderungen von Lebensräumen und Lebensgemeinschaften – und damit seine wichtige klimaregulierende Funktion bzw. viele für unser Dasein auf diesem Planeten wichtige Funktionen. Um Maßnahmen zum Schutz der Meere zu beraten und Initiativen anzustoßen, trafen sich daher Anfang Februar Meeresexpert:innen und Politiker:innen aus 42 Ländern auf dem internationalen Meeresgipfel “One Ocean Summit” im französischen Brest – darunter Katja Matthes, Direktorin des GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und Mitglied im Vorstand der DAM. “Meere sind überlebenswichtig: für Millionen von Arten, deren Lebensraum sie sind, ebenso wie für uns Menschen”, so Matthes.
Verbunden durch Strömungen bildet der Ozean das größte zusammenhängende Ökosystem der Welt. Neben der klimaregulierenden Funktion ist er Lebensgrundlage einer wachsenden Weltbevölkerung und bietet Nahrung, Ressourcen, Transportwege und Arbeitsplätze. “Indem wir den Ozean und das Leben darin schützen, bewahren wir seine wichtigen Funktionen für unser Wohlergehen auf diesem Planeten oder machen sie gezielt und nachhaltig nutzbar – eine gewaltige Aufgabe, bei der alle Ebenen der Gesellschaft gemeinsam agieren müssen: Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Um dieses Ziel zu erreichen, beteiligt sich die DAM als Netzwerkpartner an der Dekade der Meeresforschung für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (2021 bis 2030). “Die UN-Ozeandekade ist eine globale Kampagne mit dem Ziel, gemeinsam den Ozean zu gestalten, den wir für die Zukunft brauchen: gesund, voller Leben, mit geschützten Bereichen – aber auch ein nachhaltig genutzter Wirtschaftsraum für unseren Alltag. Erkenntnisse aus der Forschung sind dafür ein zentraler Baustein.”, erklärt Martin Visbeck, Leiter der Physikalischen Ozeanographie am GEOMAR und DAM-Beauftragter für die UN-Dekade.
Wissenschaftliche Forschung als Orientierungs- und Entscheidungsgrundlage
Zum nachhaltigen Umgang mit dem Ozean kann die deutsche Meeresforschung, die international eine Spitzenposition einnimmt, lösungsorientiertes Handlungswissen bereitstellen: sowohl für die Anpassung an den Klimawandel als auch für die Abschwächung von dessen Folgen. Die Mitglieder der DAM – 22 führende deutsche Meeresforschungseinrichtungen – untersuchen die Veränderungen der Ökosysteme durch den Menschen und die Rolle des Ozeans im Klimawandel ebenso wie seine sozialen und kulturellen Folgen sowie die modernen Nutzungsformen der Meere. 2021 hat die DAM zwei Forschungsmissionen zur Rolle des Ozeans im Klimawandel gestartet, an denen je rund 200 Wissenschaftler:innen beteiligt sind: Die Mission “Marine Kohlenstoffspeicher als Weg zur Dekarbonisierung”, in deren Rahmen sich die beteiligten Wissenschaftler:innen mit der Frage beschäftigen, wie die klimaregulierende Wirkung des Ozeans in Zukunft verstärkt werden kann sowie die Mission “Schutz und nachhaltige Nutzung mariner Räume”, die sich mit den Auswirkungen der Nutzung und Belastung in der deutschen Nord- und Ostsee befasst und Optionen für Schutz- und Nutzungskonzepte erarbeitet. An den beiden DAM-Forschungsmissionen sind insgesamt 13 interdisziplinäre Forschungsverbünde mit Wissenschaftler:innen aus rund 40 Einrichtungen plus Stakeholder beteiligt.
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Die Deutsche Allianz Meeresforschung (DAM) verbindet 22 führende deutsche Meeresforschungseinrich-tungen mit dem Ziel, den nachhaltigen Umgang mit den Küsten, Meeren und dem Ozean durch Forschung, Transfer, Datenmanagement und Digitalisierung sowie Infrastrukturen zu stärken. Dafür erarbeitet die DAM mit ihren Mitgliedseinrichtungen lösungsorientiertes Wissen und vermittelt Handlungsoptionen in Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Sie wird vom Bund und den norddeutschen Bundesländern Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein gefördert.
Zum Vorstand der DAM gehören neben Professorin Katja Matthes, Direktorin des GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, Professor Ulrich Bathmann, Direktor des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung Warnemünde (IOW), Professor Michael Schulz, Direktor des MARUM Zentrum für Marine Umweltwissenschaften sowie Professor Michael Bruno Klein als Vorsitzender.
Weitere Informationen:
https://allianz-meeresforschung.de/: Weitere Informationen zu den DAM-Forschungsmissionen
https://ozeandekade.de: Weitere Informationen zur UN-Dekade Meeresforschung für nachhaltige Entwicklung: