KI für den humanitären Einsatz
Experten für künstliche Intelligenz (KI) von Google und aus der universitären Forschung trafen sich diese Woche auf Schloss Dagstuhl in Wadern im nördlichen Saarland mit internationalen wohltätigen Nichtregierungsorganisationen (NGOs). Gemeinsam versuchten sie, die Möglichkeiten der KI für den humanitären Einsatz und die Entwicklungsarbeit zu nutzen.
Aufbauend auf dem erfolgreichen ersten Treffen im Jahr 2019 trafen sich Experten für künstliche Intelligenz (KI) diese Woche zum zweiten Mal mit gemeinnützigen Organisationen zum Seminar "AI for the social good" auf Schloss Dagstuhl im nördlichen Saarland in Deutschland. Ziel war es, Partnerschaften zu knüpfen und Vertrauen aufzubauen, konkrete Probleme in einem praktischen Hackathon zu bearbeiten und zu zeigen, was heute machbar ist.
Seit 1990 beherbergt Schloss Dagstuhl Informatikwissenschaftler für so genannte Dagstuhl-Seminare. Diese Woche öffnete das Zentrum seine Türen für Vertreter eines ganz anderen Sektors: Entwicklungs- und humanitäre Hilfsorganisationen. Zu diesen Organisationen gehörten AirQo - Makerere University aus Uganda, D-tree aus Tansania, Humanitarian OpenStreetMap, Laterite, das Niederländische Rote Kreuz, Oxfam Novib, Save the Children und TechnoServe. Sie kamen, um die KI-Experten von Unternehmen und verschiedenen renommierten Universitäten aus der ganzen Welt dazu herauszufordern, ihnen bei den globalen Problemen zu helfen, die sie zu lösen versuchen.
Christoph Weigl von TechnoServe sprach über die Notwendigkeit der Zusammenarbeit zwischen den beiden Bereichen, auch um KI zu entmystifizieren: "Das Spannende an diesem Seminar ist die Möglichkeit für NGO-Praktiker und KI-Experten, herauszufinden, wo sie gemeinsame Interessen haben, sich gegenseitig zu verstehen und die Motivation zur Zusammenarbeit zu teilen. Gleichzeitig ist es ein Realitätscheck für alle, um Ideen auszutauschen und zu sehen, ob und wie künstliche Intelligenz zur Bewältigung globaler Herausforderungen eingesetzt werden kann."
Ebenso begeistert war Nitusima Kataraia von D-tree: "Mir gefällt an diesem Seminar, dass ich die Möglichkeit hatte, mich mit KI-Experten auszutauschen und von ihren Erkenntnissen zu profitieren. Ihre Ratschläge werden die Zukunft unseres Jamii ni Afya-Projekts beeinflussen. Dieses Projekt zielt darauf ab, die Gesundheit von Müttern und Kleinkindern in Sansibar zu verbessern. Darüber hinaus schätze ich die vielen Verbindungen, die wir geknüpft haben und die hoffentlich bald zu weitere Früchte tragen werden."
Stijn Koster von Save the Children erklärte, warum er die Teilnahme an dem Seminar für sinnvoll hielt: "NGOs produzieren riesige Datenmengen, aber diese sinnvoll zu nutzen und sie auch für andere in diesem Sektor einzusetzen, ist immer noch mit einem hohen Kosten- und Zeitaufwand verbunden. Hier in Dagstuhl können wir uns mit Akademikern austauschen, die über das Know-how zu den aktuellen Möglichkeiten der KI verfügen, diese Herausforderung zu bewältigen."
Richard Sserunjogi von AirQo - Makerere University betonte die Bedeutung des Seminars: "Das Seminar bot gemeinnützigen Organisationen die Möglichkeit, mit KI-Experten über einige der Herausforderungen zu diskutieren, mit denen sie derzeit konfrontiert sind. Diese halfen uns dann, konkrete Lösungen zu finden und gaben Ratschläge, wie wir KI einsetzen können, um die Wirkung unserer Daten zu maximieren. Darüber hinaus legte das Seminar den Grundstein für weitere Kooperationen."
Auch Experten auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz sehen den Nutzen der Zusammenarbeit. Nele Quast von der Universität Oxford sagte: "Der Workshop bot eine erfrischende Möglichkeit, praktisches maschinelles Lernen auf reale Probleme anzuwenden und das Gefühl zu haben, dass wir etwas bewirken können. Es war wunderbar, neben den Akademikern aus dem Bereich des maschinellen Lernens auch Menschen zu treffen, die viel Erfahrung mit sozialer Arbeit und der Arbeit von NGOs haben. Der gemeinsame Aufenthalt in Dagstuhl erlaubte uns, einander kennenzulernen und uns auch abseits der Arbeit auszutauschen."
Mariella Goebl von TechnoServe fasste zusammen: "Das Dagstuhl AI for the Social Good Seminar ist praxisnah! Es bringt KI-Experten, die nach Anwendungsfällen suchen, und NGOs, die Lösungen brauchen, zusammen. Dies ist der fruchtbarste Boden für langfristige Kooperationen. Ich verlasse das Seminar mit einem klaren Plan für den nächsten Schritt, und ich weiß, dass wir diesen Schritt als Team gehen werden."
Im Rahmen des Seminars "AI for the social good" am Leibniz-Zentrum für Informatik Schloss Dagstuhl trafen sich 22 Personen aus 7 Nationen von 3 Kontinenten, um eine Woche lang an gemeinsamen Projekten zu arbeiten. Sie trotzten den Schwierigkeiten, während dieser Pandemie für Arbeitszwecke zu reisen, um eine Woche lang auf Schloss Dagstuhl zusammen zu leben und zu arbeiten. In den ersten beiden Tagen ging es darum, herauszufinden wie die jeweils anderen ticken. Die Diskussionen konzentrierten sich auf die dringendsten Herausforderungen der NGOs und darauf, welche Techniken der künstlichen Intelligenz derzeit zur Verfügung stehen, um sie zu lösen. Am dritten und vierten Tag hielten die KI-Experten und die gemeinnützigen Organisationen einen Hackathon ab, um konkrete Prototypen für KI-Anwendungen für das Gemeinwohl zu entwickeln. Der letzte Tag wurde genutzt, um die Zukunft der entstandenen Kooperationen zu planen.
Das Dagstuhl-Seminar wurde organisiert von:
- Claudia Clopath (Imperial College London, GB)
- Ruben De Winne (Oxfam Novib - Den Haag, NL)
- Tom Schaul (Google DeepMind - London, GB)
- Rayid Ghani (Carnegie Mellon Universität, US)
Nähere Informationen (auf Englisch) unter www.dagstuhl.de/22091
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Hintergrund:
Schloss Dagstuhl lädt das ganze Jahr über Wissenschaftler aus aller Welt ins nördliche Saarland ein um über neueste Forschungsergebnisse in der Informatik zu diskutieren. Mehr als 3.500 Informatiker von Hochschulen, Forschungseinrichtungen und aus der Industrie nehmen jährlich an den wissenschaftlichen Veranstaltungen in Dagstuhl teil. Seit 2005 gehört Schloss Dagstuhl zur Leibniz-Gemeinschaft, in der zurzeit 97 führende außeruniversitäre Forschungsinstitute und wissenschaftliche Infrastruktureinrichtungen in Deutschland vertreten sind. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam.
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