Schöner Text über hässliches Tier: idw-Preis für Wissenschaftskommunikation zeichnet die besten Pressemitteilungen aus
Das Aussehen der Nacktmulle ist nicht jedermanns Sache. Die Pressemitteilung über ihr Kommunikationsverhalten dagegen ist klare Siegerin beim idw-Preis für Wissenschaftskommunikation. Nach dem Urteil der Jury gebührt der Pressestelle des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin dafür Platz 1. Auf den Plätzen 2 und 3 folgen die Pressestellen des Instituts für Weltwirtschaft und der Universität Marburg. Der Preis würdigt Pressemitteilungen, die von hoher handwerklicher Professionalität (Qualität) sind, überragenden Nachrichtenwert besitzen und wissenschaftlich relevant sind (Relevanz und Originalität). Die Preisverleihung am 1. April fand Corona-bedingt online statt.
Die Laudationes hielt Josef Zens, Vorstandsmitglied des Informationsdienst Wissenschaft e. V. (idw) und zugleich Pressesprecher des Helmholtz-Zentrum Potsdam, Deutsches Geoforschungszentrum (GFZ). Er konnte als Erstplatzierte eine Pressestelle aus dem eigenen Verbund vorstellen: Platz 1 belegt die Pressemitteilung (PM) „Nacktmulle sprechen Dialekt“ der Abteilung Kommunikation des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (Berlin).
https://nachrichten.idw-online.de/2021/01/28/nacktmulle-sprechen-dialekt/?groupcolor=4
Diese PM ist mit Abstand die höchstbewertete in der Kategorie „Handwerk“, die am zweithöchsten bewertete in der Kategorie „Nachrichtenwert“ und eine der beiden höchstbewerteten in der Kategorie „wissenschaftliche Bedeutung“.
Jurymitglied Magdalena Schaeffer (DFG) lobte:
„Ein schöner Text über ein eher hässliches Tier: ,Die einen schnacken Platt, die andere schwätzen Schwäbisch. Doch nicht nur wir Menschen, auch Nacktmulle haben ihre eigenen Mundarten entwickelt.‘ Auf diesen lebendigen und neugierig machenden Einstieg folgt ein klar gegliederter Fließtext mit einer verständlichen, kurzweiligen und zugleich umfassenden Darstellung der erbrachten interdisziplinären Forschungsleistungen. Wir erfahren nicht nur viel über die Kommunikation der Nacktmulle, der Text bringt sie uns auch als soziale Wesen näher. Die Geschichte brachte den Nacktmull aufs Titelbild von ,Science‘. Zum großen internationalen Medienecho hat sicher auch das multimediale Paket aus Text, Bild und – bei diesem Thema natürlich besonders wichtig – Ton beigetragen.“
Die Erstplatzierte erhält ein Preisgeld in Höhe von 2.000 Euro und eine öffentlich anzubringende Tafel, die den Erfolg dauerhaft dokumentiert.
Auf Platz 2 kommt die Pressemitteilung „Geheime Verträge: Studie enthüllt Chinas Kreditvergabepraxis der Belt and Road Initiative“ der Abteilung Kommunikation, Institut für Weltwirtschaft (Kiel).
Jurymitglied Cornelia Eulitz-Satzger (Hessischer Rundfunk), warum sie diese PM nominiert hat:
„Die Pressemitteilung löst tatsächlich ein, was in der aussagestarken Überschrift versprochen wird: Es geht um eine Ausnahmestudie, die Relevantes über die Einflussnahme chinesischer Geldgeber in Entwicklungsländern offenlegt. Eine absolute Stärke der Pressemitteilung ist die präzise formulierte Zusammenfassung, die den Forschungsgegenstand in wenigen Sätzen klar beschreibt, die Originalität der Forschungsergebnisse belegt und ihre Bedeutung einordnet. So ist der Sachverhalt auch für Fachfremde leicht zu erfassen – unverzichtbar für ein Thema, das nicht täglich auf der Agenda der Redaktionen steht. Die Pressemitteilung überzeugt insgesamt durch ihr hohes Sprachniveau und die souveräne Darstellung des komplexen Inhalts in angemessener Länge und Detailtiefe.“
Das Preisgeld für den zweiten Platz beträgt 1.000 Euro.
Platz 3 belegt die Pressemitteilung „Mikroplastik führt zu Gefäßentzündungen“ der Stabsstelle Hochschulkommunikation und Presse, Philipps-Universität Marburg.
https://nachrichten.idw-online.de/2021/11/19/mikroplastik-fuehrt-zu-gefaessentzuendung/?groupcolor=3
Jurymitglied Sascha Karberg (Tagesspiegel):
„Das Wesentliche im ersten Satz – diese goldene Regel ist hier vorbildlich erfüllt. Und damit sticht diese Pressemitteilung aus der Fülle von Meldungen über Mikro- und Makroplastik in der Umwelt hervor, die zwar die Verschmutzung selbst abgelegenster Orte beklagen, aber über die gesundheitlichen Folgen für Mensch und Tier schweigen. Doch es bleibt nicht beim Interessewecken, der Text gibt in bemerkenswerter Kürze, Dichte und Lesbarkeit all jene Informationen, die Redaktionen für eine Anfangsrecherche brauchen: Es werden Ziel, Aufbau und Ergebnisse der Studie beschrieben und verständlich erklärt, Ansprechpartner mit Kontaktinfos genannt und mit ihren ersten Schlussfolgerungen zitiert, sogar Hintergrundinfos zur globalen Umweltverschmutzung mit Plastik hinzugefügt (wenn auch ohne Quellenangaben). Hervorzuheben ist auch, dass die Mitteilung das Manko der Studie nicht verschweigt: dass die getestete Dosis und die Injektion der Plastikteilchen in die Blutbahn ein in der Natur so nicht vorkommender ,Extremfall‘ ist.“
Das Preisgeld für den dritten Platz beträgt 500 Euro.
Laudator Zens dankte der Jury im Namen des idw-Vorstands für das ehrenamtliche Engagement. Die Jury hatte 84 Einreichungen zu begutachten. Jedes Jurymitglied konnte daraus drei Pressemitteilungen nominieren. Zwei wurden von mehreren Jurymitgliedern nominiert, so dass es am Ende elf in die Endauswahl schafften.
Der idw-Preis:
Auf den Websites des Informationsdiensts Wissenschaft (idw) werden jährlich rund 20.000 Pressemitteilungen aus mehr als 1.000 wissenschaftlichen Einrichtungen verbreitet. Der idw gibt den angeschlossenen Pressestellen Qualitätsstandards für die Inhalte vor; z. B. sind werbliche Aussagen unzulässig. Als Qualitätsanreiz schreibt der idw jährlich den idw-Preis für Wissenschaftskommunikation aus. Der Preis würdigt im idw veröffentlichte Pressemitteilungen, die von hoher handwerklicher Professionalität (Qualität), überragendem Nachrichtenwert (Relevanz) und wissenschaftlicher Bedeutung (Originalität) sind. Die Jury gewichtet handwerkliche Qualität mit 50 %, Nachrichtenwert mit 40% und wissenschaftliche Bedeutung mit 10 %. Die Pressestellen erhalten das Preisgeld für Maßnahmen zur Qualitätssicherung und -verbesserung ihrer Kommunikationsarbeit.
Die Jury 2022:
- Caspar Dohmen, freier Wirtschaftsjournalist und Buchautor
- Cornelia Eulitz-Satzger, Redakteurin hr-info Team Wissen
- Sascha Karberg, Ressortleiter Wissen & Forschung, Tagesspiegel
- Magdalena Schaeffer, Referentin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der DFG und idw-Vorstandsmitglied
- Patrick Bierther, Journalist und im idw-Team für den Preis zuständig
Über den Informationsdienst Wissenschaft:
Der Informationsdienst Wissenschaft e.V. (idw) ist das größte Nachrichtenportal für Wissenschaft und Forschung im deutschsprachigen Raum. Er bringt Wissenschaft und Öffentlichkeit zusammen, indem er über 1.000 Mitgliedseinrichtungen aus der Wissenschaft ermöglicht, Nachrichten und Termine zu veröffentlichen sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an Medien zu vermitteln. Er betreibt ferner eine Wissenschaftsbilder-Datenbank und einen Kanal für Wissenschaftsnachrichtenvideos. Der idw hat rund 42.000 AbonnentInnen, darunter mehr als 9.000 JournalistInnen. Kontakt: service@idw-online.de, Tel. +49 (0) 921 34 899 89 70
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