Sepsis ist ab jetzt Chefsache
Berlin – Die deutsche Bundesregierung rückt das Thema Sepsis in den Fokus ihrer Gesundheitspolitik. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat die Schirmherrschaft für die Kampagne Deutschland erkennt Sepsis übernommen. Dadurch setzt er ein starkes Zeichen für mehr Wachsamkeit und Sepsis-Sensibilisierung nicht nur in der Bevölkerung, sondern auch beim medizinischen Fachpersonal. Zusätzlich hat das Bundesgesund-heitsministerium Sepsis auf die Agenda der aktuellen G7-Präsidentschaft gesetzt: Mitte Mai wird es eine gemeinsame Erklärung der G7 Gesundheitsminister geben, die erstmals auch die Bedeutung von Sepsis hervorheben wird.
Nach aktuellen Schätzungen sind jährlich weltweit etwa 49 Millionen Menschen von Sepsis betroffen. Von diesen versterben ca. 11 Millionen. In Deutschland erkranken pro Jahr etwa 340.000 Erwachsene an Sepsis, davon versterben 100.000, während 75 Prozent der Über-lebenden an erheblichen Langzeitfolgen leiden. Diese Schätzungen berücksichtigen nicht die durch Viruserkrankungen wie Grippe und COVID-19 bedingten Sepsis- und Todesfälle. Die Corona-Pandemie hat die Dringlichkeit der Aufklärung über Sepsis noch erhöht, denn schwere Verläufe einer COVID-19-Infektion entsprechen einer viralen Sepsis. Diese Tatsa-che ist jedoch bei der allgemeinen Bevölkerung weitestgehend unbekannt. Eine im Rahmen von Deutschland erkennt Sepsis bundesweit durchgeführte Allensbach-Umfrage zeigt, wie gering ausgeprägt das Wissen über Risikofaktoren, Symptome und Folgen einer Sepsis ist. Ein Großteil der Bevölkerung glaubt beispielsweise noch immer, dass Sepsis immer durch eine infizierte Wunde ausgelöst wird, und nur 10% der Befragten ist bewusst, dass Sepsis auch durch eine COVID-19 Infektion entstehen kann. „Es ist deshalb außerordentlich erfreu-lich und ermutigend, dass Bundesgesundheitsminister Lauterbach die Schirmherrschaft für Deutschland erkennt Sepsis übernommen hat, so Prof. Konrad Reinhart, Vorstandsvorsit-zender der Sepsis Stiftung.
Unterstützung seitens des Bundesgesundheitsministeriums gibt es erfreulicherweise eben-falls für den von der Global Sepsis Alliance organisierten World Sepsis Congress Spotlight der am 27. April stattfindet. Deutschland ist ein starker Forschungsstandort auf dem Gebiet der Infektionskrankheiten, z. B. bei der Entwicklung hochwirksamer Impfstoffe gegen COVID-19, und beweist seine Innovationskraft auch im Bereich Sepsis-Diagnostik und –Therapie. Das zeigen Forschende, die auf dem WSC Spotlight ermutigende Studienergebnisse zu Produkten von deutschen Biotech-Unternehmen zur Behandlung und Diagnose von Sepsis präsentieren. Das WSC Spotlight findet als Online-Event statt und hat das Motto „Novel therapeutic and diagnostic approaches for COVID-19 and Sepsis“. Weitere Infos zur Veranstaltung und Anmeldungen unter www.wscspotlight.com.
Sepsis ist die schwerste Verlaufsform einer Infektion. Sie entsteht, wenn die körpereigenen Abwehrkräfte die Ausbreitung einer lokalen Infektion nicht mehr verhindern können und die Erreger in den Blutkreislauf eindringen. Der Körper reagiert mit einer Aktivierung der Abwehrsysteme, insbesondere des Immun- und Gerinnungssystems. Dadurch werden jedoch auch körpereigene Organe wie Lunge, Herz und Niere geschädigt. Es kommt zum Multiorganversagen und zum septischen Schock. Unbehandelt verläuft eine Sepsis immer tödlich. Weitere Informationen zum Thema Sepsis gibt es auf der Website der Sepsis Stif-tung www.sepsis-stiftung.de.
Die gemeinnützige Sepsis-Stiftung wurde 2012 gegründet und setzt sich für die Verbesse-rung der Überlebenschancen von Menschen mit Sepsis ein. Dafür unterstützt sie die wissen-schaftliche Forschung, informiert die Bevölkerung und das medizinische Personal und enga-giert sich für die Umsetzung von Maßnahmen zur Verbesserung von Prävention, Früher-kennung und Behandlung der Sepsis.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Prof. Dr. Konrad Reinhart