Kinderschutz in Familien und pädagogischen Einrichtungen stärken
Kinderschutz und Kindeswohlgefährdung müssen in der pädagogischen Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Familien, aber auch im Studium der Kindheits- und Sozialpädagogik noch stärker in den Fokus gerückt werden. Dies ist ein zentrales Ergebnis der Fachtagung „Kinderschutz und Kindeswohlgefährdung in Familien und pädagogischen Einrichtungen“ der Abteilung Sozialpädagogik und Pädagogik der frühen Kindheit der PH Schwäbisch Gmünd, die am 1. April 2022 im Online-Format stattfand.
„Wir müssen an diesem Thema dranbleiben, in den Seminaren, bei der Begleitung der Praktika von Studierenden, in der Kommunikation mit den Einrichtungen und Einrichtungsträgern sowie in der fachwissenschaftlichen Auseinandersetzung“, resümierte Prof. Dr. Stefan Faas, Abteilungsleiter und Studiengangsleiter des Masterstudiengangs Kindheits- und Sozialpädagogik. „Als ersten wichtigen Schritt haben wir daher mit dem Landesjugendamt in Stuttgart eine Ausweitung der Zusammenarbeit in diesem Themenfeld verabredet“.
Empirische Studien zeigen, dass Kindeswohlgefährdungen kein pädagogisches Randthema beschreiben, sondern sowohl im familiären Kontext als auch in pädagogischen Einrichtungen Fachkräfte immer wieder herausfordern. Dabei rückt die Frage nach dem Erkennen und Anzeigen relevanter Vorkommnisse zunehmend in den Blick. Insbesondere die Komplexität der Beurteilung von Kindeswohlgefährdung durch pädagogische Fachkräfte beschreibt hier einen zentralen Aspekt. Prof. Dr. Pascal Bastian von der Universität Koblenz-Landau arbeitete in diesem Zusammenhang in seinem Vortrag heraus, dass Fachkräfte durchaus in der Lage seien, auf Grundlage fachlich-reflexiver Zugänge zu angemessenen Gefährdungseinschätzungen zu kommen. Dennoch können Diagnosetools und Checklisten Risikoeinschätzungen wirksam unterstützen und dazu beitragen, dass sichere Urteile gefällt werden, ohne dabei die Notwendigkeit fachlicher Expertise in Frage zu stellen.
Dr. Jürgen Strohmaier, stellvertretender Dezernatsleiter im Landesjugendamt in Stuttgart, fokussierte dagegen in seinem Vortrag auf die Bedeutung des strukturellen Kinderschutzes. Dabei hob er die umfassenden strukturellen Vorgaben hervor, die das Land Baden-Württemberg sowohl für Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe als auch für die Zusammenarbeit von Einrichtungen und Familien in den letzten Jahren geschaffen hat. Sie seien zur Stärkung guter Bedingungen für das Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen unabdingbar.
Weiter vertieft wurde das Thema Kinderschutz in vier begleitenden Fachforen. Inhaltliche Schwerpunkte waren u.a. Fragen dazu, wie Kindeswohlgefährdungen in Kindertageseinrichtungen wirksam verhindert werden können, wie mit Eltern in Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen trotz eines evtl. dysfunktionalen Erziehungsstils wertschätzend gearbeitet werden kann, welchen Beitrag Digitalisierung und Algorithmen, aber auch Familienbildung und Frühe Hilfen zum präventiven Kinderschutz leisten.
Da in der Kindheits- und Sozialpädagogik Fragen nach dem kindlichen Wohlbefinden, der Beachtung von Kinderrechten und des Kinderschutzes zunehmend an Bedeutung gewinnen, war es wichtig, diese Themen in den Mittelpunkt der diesjährigen kindheitspädagogischen Fachtagung zu stellen. Die rund 170 Teilnehmenden von verschiedenen Trägerverbänden, aus der pädagogischen Fachpraxis und dem hochschulischen Bereich aus dem gesamten Bundesgebiet unterstreichen die Relevanz des Themas. So kam Rektorin Prof. Dr. Claudia Vorst in ihrem Grußwort auch zu dem Schluss: „Das hohe Interesse an unserem diesjährigen Fachtag verdeutlicht die Aktualität und Bedeutung des Themas, aber auch die breite Beachtung, welche die Arbeit der PH Schwäbisch Gmünd, insbesondere der Kindheitspädagogik, mittlerweile findet“.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Prof. Dr. phil. Stefan Faas, stefan.faas@ph-gmuend.de