Berliner Forschungsprojekte zu Autismus, Lebererkrankungen, neuronalen Lernprozessen und zur Quantentechnologie
Die Neurowissenschaftlerin Jackie Schiller wird bis 2025 an der Charité – Universitätsmedizin Berlin als Einstein Visiting Fellow die Autismus-Forschung verstärken. Zudem wird der Informatiker Matteo Rosati als Einstein International Postdoctoral Fellow für vier Jahre an der Technischen Universität Berlin an der Optimierung der Quantenverschlüsselung arbeiten. Neu in die Förderung aufgenommen werden im laufenden Jahr außerdem zwei Einstein-Forschungsvorhaben: zu genetischen Technologien für die Diagnostik von Lebererkrankungen sowie zur neuronalen Aktivität in Lernprozessen. Beide Vorhaben werden in Kooperation mit Wissenschaftler*innen von der Hebrew University in Jerusalem durchgeführt.
Das Gesamtvolumen der neuen Förderungen und Verlängerungen beträgt rund 2,3 Mio Euro bis 2025.
Einstein Visiting Fellows
Jackie Schiller:
Die Neurowissenschaftlerin Jackie Schiller (Technion – Israel Institute of Technology, Haifa) forscht seit Beginn des Jahres als Einstein Visiting Fellow gemeinsam mit dem Team um die Professorin Sarah Shoichet und den Professor Dietmar Schmitz (beide Charité – Universitätsmedizin Berlin) zu Autismus-Spektrum-Störungen. Die Forschenden untersuchen Veränderungen im Caspr2-Protein auf ihre genetischen Ursachen, um zu verstehen, wie sich diese auf den zellulären und molekularen Ebenen auswirken. Durch den Vergleich der veränderten Hirnströme soll erkannt werden, wie sich neuropsychiatrische Störungen, die genetisch bedingt sind, von jenen unterscheiden, die durch Antikörperreaktionen ausgelöst wurden. Am Neuroscience Research Center der Charité wird die Expertin in zellulärer Neurowissenschaft eine gemeinsame Arbeitsgruppe mit Forschenden aus Haifa aufbauen. Langfristig ist das Ziel, durch die Kooperation zwischen Haifa und Berlin auch die Erforschung von Ursachen für weitere neuronale Erkrankungen voranzutreiben.
Nach der erfolgreichen Begutachtung der Verlängerungsanträge des Mathematikers John Henry Maddocks, der an der Freien Universität an der Multiskalenmodellierung der DNA forscht, und des Germanisten Michel Chaouli, der ebenfalls an der FU das Projekt „Philologisches Laboratorium“ verfolgt, hat für die beiden Visiting Fellows die zweite Förderphase begonnen.
Einstein International Postdoctoral Fellow
Matteo Rosati:
Der aus Italien stammende Quanteninformatiker Matteo Rosati, zuvor als Marie Sklodowska-Curie Fellow in Barcelona tätig, wechselt für sein Postdoc-Projekt an die Technische Universität Berlin. Dort arbeitet er mit der Emmy-Noether-Gruppe „Quantum Communication and Cryptography“ um Anna Pappa. Das Team konzentriert sich auf die Optimierung der Quantenkryptographie, die zur Verschlüsslung von Informationen in der Kommunikationstechnologie benutzt wird. Anders als eher theoretisch orientierte Forschung zu zukünftigen Quantentechnologien konzentriert sich dieses Projekt auf die Entwicklung von Anwendungen, für die bereits existierende Technologie genutzt wird, um Schlüssel zwischen Kommunikationsteilnehmern sicher auszutauschen. Durch Machine Learning sollen Quantennetzwerkverfahren entworfen werden, die trotz der technologischen Beschränkungen optimal sichere Verschlüsselungsprotokolle herstellen.
Einstein-Forschungsvorhaben
Das Forschungsvorhaben „cfChlP-seq as a biomarker for liver disease” wird von Frank Tacke, Klinikdirektor mit den Schwerpunkten Hepatologie und Gastroenterologie an der Charité – Universitätsmedizin Berlin, geleitet. Sein Team besteht aus Forscher*innen der Charité und dem Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin und kooperiert mit Nir Friedman und Eithan Galun der Hebrew University Jerusalem. Gemeinsam forschen sie an der Behandlung und besseren Diagnostik von Lebererkrankungen. Der Fokus liegt darauf, nicht-invasive Alternativen zur Leberbiopsie zu erarbeiten. Die Arbeitsgruppe aus Jerusalem bringt ihre Expertise in der Genomuntersuchung von zellfreien Nucleosomen – den kleinsten Verpackungseinheiten eines Chromosoms – ein. Durch diese Grundlagenforschung sollen in Berlin Wege gefunden werden, um ohne Leberbiopsie eine Diagnose zu erstellen und stattdessen mittels Genomsequenzierung aus dem Blut eine Vielzahl von Lebererkrankungen zu erkennen und behandeln. Die Ergebnisse der Arbeit sollen auch dazu genutzt werden, Algorithmen zur Früherkennung der nichtalkoholischen Fettlebererkrankung zu entwickeln sowie zur Identifizierung von Risikopatient*innen. Zudem können die Daten helfen, Behandlungsreaktionen bei Tumoren, die gemeinsam mit Leberzirrhosen auftreten, vorherzusagen.
Professor Matthew Larkum wird an der Humboldt-Universität zu Berlin das Projekt "Learning related modulation of activity at the Mesoscale and Dendrite level" leiten. Seine Gruppe wird mit dem Labor von Professor Ariel Gilad von der Hebrew University Jerusalem zusammenarbeiten, mit dem Ziel, die neuronalen Mechanismen, die bei Lernprozessen verändert werden, besser zu verstehen. Mit Hilfe moderner bildgebender Verfahren sollen die subzellulären Schaltkreismechanismen des Gehirns während des Lernens aufgedeckt werden. Die Kombination der Forschungsschwerpunkte der beiden Gruppen, die einerseits bildgebende Verfahren für das gesamte Gehirn und die subkortikale Ebene einsetzen (Gilad), und andererseits die kortikale zelluläre und subzelluläre Aktivität während des Lernens untersuchen (Larkum), verspricht Aufschluss darüber zu geben, wie sich die Aktivität im Gehirn während des Lernens verändert und das Verhalten modifiziert.
Die Einstein Stiftung Berlin ist eine gemeinnützige, unabhängige und wissenschaftsgeleitete Einrichtung, die als Stiftung bürgerlichen Rechts gegründet wurde. Sie fördert Wissenschaft und Forschung fächer- und institutionenübergreifend in und für Berlin auf internationalem Spitzenniveau – und das seit über zehn Jahren. Rund 200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler – unter ihnen drei Nobelpreisträger – über 70 Projekte und sieben Einstein-Zentren wurden bislang gefördert.
Für die Wissenschaft. Für Berlin.