Anfang Juli wird Kiel zur internationalen Hauptstadt der Entzündungsmedizin
Präzisionsmedizin ist in aller Munde. In Kiel gibt es dazu innerhalb eines DFG Exzellenzclusters seit mehr als 15 Jahren wegweisende Forschung. Um die besten Wege für eine individuelle Therapieauswahl und -steuerung bei Patientinnen und Patienten zu definieren, veranstaltet der Exzellenzcluster „Präzisionsmedizin für chronische Entzündungserkrankungen“ am 1. und 2. Juli in Kiel ein internationales Symposium mit mehr als 45 Rednerinnen und Rednern aus dem In-und Ausland. Im interdisziplinären Dialog von vier Therapiegebieten soll für entzündliche Erkrankungen versucht werden, die jeweils besten Strategien zu definieren.
Zu dem hochkarätig besetzten Symposium werden die wichtigsten internationalen Autoritäten auf dem Gebiet der Entzündungsmedizin erwartet. Einzigartig dabei ist: Die Veranstaltung im Hybridformat hält sich nicht an die sonst üblichen Fächergrenzen in der Medizin. Es sind alle vier Kerndisziplinen der Entzündungsmedizin vertreten – Dermatologie (Haut), Gastroenterologie (Magen-Darm), Rheumatologie und Pneumologie (Lunge). In gemeinsamen Vorträgen am ersten Tag und fallbasierten Diskussionen in jedem der Fächer am zweiten Tag sollen Lösungsansätze für eine bessere und langfristige Krankheitskontrolle herausgearbeitet werden.
Bei dem Symposium geht es um entzündliche Erkrankungen der Haut (Schuppenflechte, Neurodermitis), des Darms (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa), der Lunge (Asthma, COPD) sowie um die verschiedenen entzündlich rheumatischen Erkrankungen. Etwa fünf Prozent der Bevölkerung sind davon betroffen. Die Krankheiten unterscheiden sich in Schwere und Ausprägung erheblich zwischen den einzelnen Betroffenen, sind zum Teil extrem belastend und trotz enormer Fortschritte in der Therapie nach wie vor nicht heilbar. Daraus ergeben sich für die Diagnose, Therapieplanung und langfristige Gesundheit der Patientinnen und Patienten eine Vielzahl von Fragen: Woran lassen sich frühzeitig milde Krankheitsverläufe von komplizierten unterscheiden? Wer spricht auf welche Therapie an? Wann kann man die immunmodulierende Therapie absetzen? Und wie lassen sich Folge- und Begleiterkrankungen verhindern? Um diese und viele weitere Themen zu erörtern, werden Referentinnen und Referenten unter anderem aus Chicago, New York, Oxford und London nach Kiel kommen.
Ziel: Handlungsleitfaden für die Therapie auf der Basis individueller Merkmale
„Unser Symposium ist extrem breit aufgestellt und geht extrem tief“, betont der Sprecher des Exzellenclusters „Precision Medicine in Chronic Inflammation“ (PMI) Professor Stefan Schreiber. „Extrem breit deshalb, weil chronische Entzündungserkrankungen über vier große Indikationsgebiete dekliniert werden. Und extrem tief, weil wir wirklich tief in die Anwendung gehen und versuchen, basierend auf individuell vorliegenden Krankheitsmechanismen konkrete Handlungshinweise zu geben“, erklärt der Gastroenterologe und Direktor der der Klinik für Innere Medizin I des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Kiel, und des Instituts für Klinische Molekularbiologie am UKSH und der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU).
Es ist überhaupt das erste Mal, dass chronisch entzündliche Erkrankungen im Mittelpunkt einer solchen Fachtagung stehen. Üblicherweise geht es bei medizinischen Kongressen um das jeweilige Fachgebiet, und Entzündungskrankheiten werden dort nur als eins von vielen Themen behandelt. Bei dem PMI-Symposium steht hingegen die chronische Entzündung im Zentrum. Auch wenn sich die Entzündung meistens zunächst an einem Organsystem zeigt, wirkt sie sich dennoch im ganzen Körper aus. „Entzündung ist ein systemweites Problem. Chronisch entzündliche Erkrankungen kann man genau wie Krebs nicht auf der Ebene eines einzelnen Organes verstehen, zumindest nicht immer“, so Schreiber. Daher sei es so wichtig, Menschen mit Entzündungserkrankungen interdisziplinär zu behandeln. „Die Probleme sind oft gemeinsam, aber verschiedene Disziplinen haben auch verschiedene Lösungsansätze. Wir bringen ganz bewusst die Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Disziplinen zusammen, damit sie gemeinsam im Dialog und auch im Widerstreit interaktiv Lösungen über ihre Fächer hinweg erarbeiten.“ Zusätzlich zu dem Hauptprogramm gibt es zehn Satellitensymposien der Industrie. Hier stehen insbesondere die vielen neuen und in der Entwicklung befindlichen Therapien und deren Anwendung im Zentrum.
Medienvertreterinnen und -vertreter sind herzlich eingeladen, nach vorheriger Anmeldung an dem Symposium teilzunehmen (vor Ort oder online) und können etwa bei der Eröffnung des Symposiums, am Freitag, 1. Juli, um 14 Uhr, Fotos aufnehmen. Interviews werden vorab gerne vermittelt.
Wenn Sie am Symposium teilnehmen oder vorab ein Interview führen möchten, melden Sie sich bitte an unter presse.cluster@uv.uni-kiel.de oder Telefon (0431) 880-4682.
Das Wichtigste in Kürze:
8th International Clinical Symposium 2022: Precision Medicine in Chronic Inflammation
1. - 2. Juli 2022, Audimax, Christian-Albrechts-Platz 2
Für klinisch Forschende, Ärztinnen und Ärzte
Hybride Veranstaltung: Alle Vorträge und Diskussionen werden online übertragen.
Simultanübersetzung in Deutsch und Englisch
Link zum detaillierten Programm:
https://inflammationmedicine.live/prog
Pressekontakt:
Kerstin Nees
Telefon: (0431) 880 4682
E-Mail: kerstin.nees@hamburg.de
https://precisionmedicine.de
Der Exzellenzcluster „Präzisionsmedizin für chronische Entzündungserkrankungen/Precision Medicine in Chronic Inflammation“ (PMI) wird von 2019 bis 2025 durch die Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder gefördert (ExStra). Er folgt auf den Cluster Entzündungsforschung „Inflammation at Interfaces“, der bereits in zwei Förderperioden der Exzellenzinitiative (2007-2018) erfolgreich war. An dem neuen Verbund sind rund 300 Mitglieder in acht Trägereinrichtungen an vier Standorten beteiligt: Kiel (Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Muthesius Kunsthochschule, Institut für Weltwirtschaft und Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik), Lübeck (Universität zu Lübeck, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein), Plön (Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie) und Borstel (Forschungszentrum Borstel - Leibniz Lungenzentrum).
Ziel ist es, die vielfältigen Forschungsansätze zu chronisch entzündlichen Erkrankungen von Barriereorganen in ihrer Interdisziplinarität verstärkt in die Krankenversorgung zu übertragen und die Erfüllung bisher unbefriedigter Bedürfnisse von Erkrankten voranzutreiben. Drei Punkte sind im Zusammenhang mit einer erfolgreichen Behandlung wichtig und stehen daher im Zentrum der Forschung von PMI: die Früherkennung von chronisch entzündlichen Krankheiten, die Vorhersage von Krankheitsverlauf und Komplikationen und die Vorhersage des individuellen Therapieansprechens.
Exzellenzcluster Präzisionsmedizin für chronische Entzündungserkrankungen
Wissenschaftliche Geschäftsstelle, Leitung: Dr. habil. Susanne Holstein
Postanschrift: Christian-Albrechts-Platz 4, D-24118 Kiel
Telefon: (0431) 880-4850, Telefax: (0431) 880-4894
Twitter: PMI @medinflame
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Prof. Dr. Stefan Schreiber
Direktor der Klinik für Innere Medizin I, UKSH
Direktor des Instituts für Klinische Molekularbiologie, CAU Kiel, UKSH
Telefon: 0431/500-15101
E-Mail: s.schreiber@mucosa.de