250 Millionen Euro für die Innenstädte: So verteilen sich die Fördermittel
Das Bundesprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ fördert mehr als 200 Kommunen in ganz Deutschland. Karten im Online-Nationalatlas des Leibniz-Instituts für Länderkunde zeigen, welche Städte und Gemeinden von den Mitteln profitieren.
Leipzig. Viele Innenstädte haben bundesweit mit den akuten Folgen der Corona-Pandemie zu kämpfen. Abwanderungstendenzen und die Online-Konkurrenz setzen dem Einzelhandel in den Innenstädten außerdem strukturell zu. Im Bundesprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ stehen bis 250 Millionen Euro für funktionale, städtebauliche und immobilienwirtschaftliche Anpassungen in Innenstädten sowie Stadt- und Ortsteilzentren zur Verfügung.
Im Nationalatlas aktuell des Leibniz-Instituts für Länderkunde (IfL) veröffentlichte Karten zeigen, wie die deutschlandweit 238 bewilligten Vorhaben in 80 ländlichen Gemeinden und Kleinstädten, 112 Mittelstädten und 42 Großstädten räumlich verteilt sind. Für jede am Bundesprogramm beteiligte Kommune kann per Tooltip eine kurze Projektbeschreibung aufgerufen werden. Aus den Steckbriefen und Projekttiteln ergibt sich, dass in über hundert Vorhaben die Problematik des Leerstandes thematisiert wird.
Auffällig ist die ungleiche Verteilung der nutznießenden Kommunen auf der Länderebene. Eine Erklärung dafür sind ergänzende Landesprogramme. Beispielsweise ist Bayern am Bundesprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ mit vergleichsweise wenigen Projekten beteiligt. Das Land hat zuletzt 100 Millionen Euro zur Stärkung und Attraktivitätssteigerung von 279 Städten, Märkten und Gemeinden zur Verfügung gestellt. Wie sich außerdem zeigt, sind viele Kleinstädte und ländliche Gemeinden in dem Bundesprogramm vertreten. Etliche Landeshauptstädte erhalten dagegen keine Förderung oder sind mit relativ geringen finanziellen Zuwendungen je Einwohner dabei.
Einen Grund für diesen Unterschied sieht die IfL-Forscherin Karin Wiest darin, dass die Zentren von Klein- und Mittelstädten bereits vor der Corona-Pandemie stärker von Leerstand und Verödung betroffen waren als die Metropolen. Angesichts des boomenden Onlinehandels stünden jedoch auch die Einkaufsstraßen der großen Städte unter erheblichem Anpassungsdruck, so Wiest, die gemeinsam mit ihrem IfL-Kollegen Volker Bode den aktuellen Beitrag im Nationalatlas verfasst hat.
Die Autoren bewerten die Krise der Innenstädte aber auch als Chance, den oft monofunktional und gesichtslosen Einkaufszonen zu neuen Identitäten zu verhelfen und zu Orten der Begegnung umzugestalten. Das Bundesprogramm mit seinem Schwerpunkt auf sozialen und kulturellen Funktionen könne hier Anstöße zum Umdenken geben.
Nationalatlas aktuell online
Unter https://aktuell.nationalatlas.de veröffentlicht das Leibniz-Institut für Länderkunde regelmäßig Kartenbeiträge zu Themen aus Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur, Politik, Gesundheit und Umwelt. Alle Karten, Diagramme und Fotos sind dort online verfügbar und stehen zusätzlich als PDF-Dokumente zum Download bereit. Auf Wunsch können die Materialien in Druckqualität zur Verfügung gestellt werden.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Dr. Karin Wiest
Tel.: 0341 600 55-251
k_wiest@leibniz-ifl.de
Volker Bode
Tel.: 0341 600 55-143
v_bode@leibniz-ifl.de
Originalpublikation:
Bode, Volker und Karin Wiest (2022): Innenstädte in der Krise – ein Bundesprogramm versucht gegenzusteuern. In: Nationalatlas aktuell 16 (06.2022) 5 [17.06.2022]. Leipzig: Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL).
URL: https://aktuell.nationalatlas.de/innenstaedte-5_06_2022-0-html/
Weitere Informationen:
http://URL: https://aktuell.nationalatlas.de/innenstaedte-5_06_2022-0-html/