Perspektiven auf das Wissenschaftszeitvertragsgesetz
Die Junge Akademie formuliert Maßnahmen für mehr Planbarkeit von Karrieren in der Wissenschaft.
Mitglieder der Jungen Akademie haben Vorschläge erarbeitet, die zu mehr Planbarkeit von wissenschaftlichen Karrieren führen sollen. Damit positionieren sie sich im Diskurs um den Perspektivmangel von jungen Wissenschaftler*innen und reagieren auf das Ergebnis der Evaluation des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes (WissZeitVG). Diese hat im Mai 2022 bestätigt, dass Perspektiven für junge Wissenschaftler*innen im Wissenschaftssystem nach wie vor nicht umfassend gegeben sind und eine nachhaltige, im internationalen Wettbewerb bestehende Karriereplanung weiterhin defizitär ist.
Die von der Jungen Akademie formulierten Vorschläge sind systemumfassend und sollen Wissenschaftler*innen in Deutschland bereits in einer frühen Karrierephase konkrete und transparente Perspektiven für eine planbare Karriere innerhalb und außerhalb der Wissenschaft geben.
„Uns ist bewusst, dass unsere Vorschläge eine große Umstellung des Status quo darstellen, die Herausforderungen für alle Beteiligten mit sich bringen“, so Doris Segets, Mitglied der Jungen Akademie und Ingenieurin an der Universität Duisburg-Essen.
Konkret sollen Mindestvertragslaufzeiten für ausgewiesene Karrierestufen, klare Perspektiven über Tenure-Track-Verfahren sowie Dauerstellen neben der Professur für die angestrebte Planbarkeit sorgen. Grundsätzlich plädiert die Junge Akademie dafür, den Begriff des sogenannten „wissenschaftlichen Nachwuchses“ durch die von der Europäischen Kommission definierten Profile R1-R4 zu ersetzen. Diese Unterteilung wird zum einen den unterschiedlichen Aufgaben und Verantwortungsbereichen von zum Beispiel Wissenschaftler*innen vor der Promotion (R1) oder Gruppenleiter*innen, Juniorprofessor*innen und Habilitierende (R3) gerecht, sorgt außerdem für internationale und intersektionale Vergleichbarkeit und macht darüber hinaus Lösungsansätze nach Karrierestufen nicht nur transparenter, sondern passgenauer im Bedarf.
„Wissenschaft ist ein kompetitives System. Aber auf allen Karrierewegen und Stufen in der Wissenschaft sind nachvollziehbare, transparente und verlässliche Leistungskriterien – gekoppelt an eine strukturell verankerte, verantwortliche Personalentwicklung – für eine gelungene Bestenauslese essenziell“, sagt Timo de Wolff, Sprecher der Jungen Akademie und Mathematiker an der Universität Braunschweig.
Die Junge Akademie präsentiert mit der vorliegenden Stellungnahme einen Ansatz für eine Weiterentwicklung des deutschen Wissenschaftssystems insbesondere im Bereich des Tenure Tracks und der Planbarkeit wissenschaftlicher Karrierewege. Bereits am 27. Juni 2022 wird Doris Segets die Junge Akademie und die in der Stellungnahme erarbeiteten Positionen bei der Veranstaltung „Gute Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft – Auf dem Weg zu einer Reform des WissZeitVG“ im Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung vertreten.
Die Junge Akademie wurde im Jahr 2000 als weltweit erste Akademie für herausragende junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ins Leben gerufen. Ihre Mitglieder stammen aus allen wissenschaftlichen Disziplinen sowie aus dem künstlerischen Bereich – sie loten Potenzial und Grenzen interdisziplinärer Arbeit in immer neuen Projekten aus, wollen Wissenschaft und Gesellschaft ins Gespräch miteinander und neue Impulse in die wissenschaftspolitische Diskussion bringen. Die Junge Akademie wird gemeinsam von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) und der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina getragen. Sitz der Geschäftsstelle ist Berlin.
Kontakt
Die Junge Akademie
Laura Forstbach / Anne Rohloff
Tel.: 030-203 70-650
presse@diejungeakademie.de
www.diejungeakademie.de
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Prof. Dr. Timo de Wolff
Leiter des Lehrstuhls „Angewandte Algebra“ an der Universität Braunschweig
t.de-wolff@tu-braunschweig.de
Dr. Simon Wolfgang Fuchs
Akademischer Rat a.Z. am Institut für Islamwissenschaft an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg u. derzeit Vertreter der Professur für Kultur und Gesellschaft des Islam in Geschichte und Gegenwart an der Goethe-Universität Frankfurt
sim.fuchs@em.uni-frankfurt.de
Dr. Gisela H. Kopp
Hector Pioneer Fellow am Zukunftskolleg u. Fachbereich Biologie der Universität Konstanz
gisela.kopp@uni-konstanz.de
Prof. Dr. Doris Segets
Leiterin des Lehrstuhls „Particle Science and Technology“ an der Universität Duisburg-Essen
doris.segets@uni-due.de