Für nachhaltige Forschung: 1,3 Millionen Euro von der EU
Vier Projekte der TU Clausthal werden aus dem Aufbauprogramm REACT-EU gefördert, darunter Vorhaben für innovative Windkraftanlagen und die Wiederverwertung von Kunststoffen.
Niedersachsen sind Sondermittel der Europäischen Union für die Wissenschaft in Höhe von 35 Millionen Euro bewilligt worden. Eingesetzt werden sie zur Bekämpfung der Corona-Pandemie-Folgen sowie zur Unterstützung eines nachhaltigen und digitalen Wandels. Die Mittel kommen aus der Initiative REACT-EU und werden über das Ministerium für Wissenschaft und Kultur an Hochschulen und Forschungseinrichtungen zum Aufbau von Forschungsinfrastruktur weitergegeben. Insgesamt werden 33 Projekte gefördert, vier davon an der TU Clausthal in einem Gesamtumfang von rund 1,3 Millionen Euro.
„In der Corona-Krise haben Niedersachsens Wissenschaftler:innen eindrucksvoll gezeigt, wie wichtig ihre Arbeit für Wirtschaft und Gesellschaft ist“, so Wissenschaftsminister Björn Thümler. „Nun gilt es, den Blick nach vorn zu richten und unser Wissenschaftssystem nachhaltig zu stärken und krisenfester zu machen. Dazu leisten wir mit der Förderung von 33 zukunftsweisenden Projekten einen wichtigen Beitrag.“ Die vier Clausthaler Projekte im Einzelnen sind:
„WINNIPEG“: Im Fokus dieses Projektes steht die Weiterentwicklung von Windenergieanlagen durch innovative Planetenradgleitlager. Dafür soll ein Hochleistungsprüfsystem installiert werden, mit dessen Hilfe das Systemverhalten von Planetenradgleitlagerungen, die Werkstoff- und Produktionseinflüsse sowie die Interaktion zwischen Gleitlagerungen und Getriebe erforscht werden. Die für das Projekt benötigten Komponenten werden im Institut für Tribologie und Energiewandlungsmaschinen der TU Clausthal aufgebaut. Hintergrund: Bis zum Jahr 2030 wird in Deutschland eine Steigerung der Windenergieleistung um weitere 50 Prozent auf fast 100 Gigawatt angestrebt. Um dies zu erreichen, müssen zuverlässige, robuste und wirtschaftliche Technologien entwickelt werden, die einen sicheren Betrieb der Windräder garantieren. Dabei zeigt sich, dass die bisher im Planetengetriebe eingesetzten Wälzlager zunehmend durch Gleitlager ersetzt werden, insbesondere wenn die Anlagengröße weiter zunimmt. Diese sogenannten Planetenradgleitlager stellen das zentrale Forschungsobjekt dar, das mit dem geförderten Prüfsystem – die EU gibt für das Projekt 525.000 Euro – untersucht werden soll. Beim Verwenden von Gleitlagerungen, kann künftig die Leistung des Getriebes optimiert und seine Baugröße reduziert werden.
„ProWiFa“: Durch das Forschungsvorhaben soll der Prozess zur nachhaltigen Wiederverwertung von Faserverbundsystemen, wie sie etwa im modernen Automobil-, Flugzeug- oder Fahrradbau vorkommen, verbessert werden. Denn bei derzeit in der Industrie eingesetzten Verfahren entstehen, abhängig vom Recyclingprozesses, unterschiedliche Faserausbeuten, Reinheitsgrade und Fasereigenschaften. Eine direkte Wiederverwendung der Fasern ist somit nicht möglich. Noch dazu verbraucht dieser Prozess viel Energie. An diesem Punkt setzen die Forschenden am Institut für Polymerwerkstoffe und Kunststofftechnik an. Sie wollen den Recyclingprozess für Hochleistungsfaserverbunde optimieren, indem sie erhaltene Materialsysteme mittels mechanischer Energie und in Verbindung mit thermoplastischen Materialien in wiederverwertbare Faserverbundwerkstoffe überführen. Das Projekt wird im Clausthaler Zentrum für Materialtechnik umgesetzt und seitens der EU nun mit 540.000 Euro unterstützt.
„GeoInnoSens“: In diesem Projekt, angesiedelt am TU-Standort Celle, geht es um die Anwendung innovativer Sensor- und Messtechnik für Geothermiebohrungen. Ziel ist es, zeitaufgelöst Informationen über die räumliche Konzentrationsverteilung von Feststoffpartikeln und einer Gasphase in der Strömung im Fluidkreislauf liefern zu können. Die dabei verwendeten Technologien müssen ausreichend robust sein, um den harschen Bedingungen in einem Bohrloch (Druck, Temperatur, Fluideigenschaften) Stand zu halten. Die für dieses Projekt zu beschaffenden Komponenten werden im Technikum des Drilling Simulator in Celle aufgebaut. Aus dem REACT-EU-Programm wird es mit 106.000 Euro gefördert.
„AUTOKLAV“: Ein Drucklaugungssystem, um Rohstoffe aus Altbatterien und bergbaulichen Rückständen zu gewinnen, wird durch die REACT-EU- Initiative mit 126.000 Euro unterstützt. Die Anwendung und Weiterentwicklung von Aufbereitungs- bzw. Recyclingtechnologien für ressourcenrelevante, komplexe Abfälle sind Forschungsschwerpunkt am Institut für Aufbereitung, Recycling und Kreislaufwirtschaftssysteme (IFAD). Als Ergänzung zur Laborausstattung des IFAD wird ein modulares Drucklaugungssystems (Autoklav) mit auswechselbaren Druckbehältern mit einem Volumen von 600 Millilitern und kleiner aus den Projektmitteln beschafft. Der Autoklav erweitert die Infrastruktur des Instituts um die Forschung für kleine Materialmengen sowie für bestimmte korrosive Medien.