Friedensforscher unterstützen zukunftsorientierte Auswertung des Afghanistan-Einsatzes
Friedensforscher des Leibniz-Instituts Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung unterstützen die erwartete Einsetzung einer Enquete-Kommission zum Einsatz Deutschlands in Afghanistan. Sie raten zu einer ergebnisoffenen Evaluation, die die Erfahrungen in Afghanistan auch vergleichend einordnet.
Vor einigen Tagen hat der Bundestag einen Untersuchungsausschuss zum Ende des Einsatzes in Afghanistan auf den Weg gebracht. In Kürze wird er voraussichtlich auch eine Enquete-Kommission beschließen, um den gesamten Afghanistan-Einsatz Deutschlands „praxisnah und zukunftsgerichtet“ aufzuarbeiten, wie es die gemeinsame Erklärung der Fraktionen SPD, CDU/CSU, Bündnis 90/Die Grünen und FDP ankündigt. Dabei soll es um „Lehren für die Gestaltung zukünftiger deutscher Auslandseinsätze“ gehen.
Dr. Matthias Dembinski und Dr. Thorsten Gromes vom Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK) begrüßen die Einsetzung beider Gremien. Die Politologen erklären: „Die Enquete-Kommission zum Afghanistan-Einsatz bietet die Chance, Orientierungshilfen für künftige Entscheidungen über Auslandseinsätze bereitzustellen. Das wird umso besser gelingen, je weniger die Mitglieder der Kommission versuchen, vergangene Beschlüsse zu legitimieren und einzelne Verantwortliche zu be- oder entlasten.“
Die Friedensforscher empfehlen: „Auch wenn der deutsche Einsatz im Fokus steht, ist seine internationale Einbettung zu beachten. Der Afghanistan-Einsatz wäre sehr wahrscheinlich selbst dann gescheitert, wenn die deutsche Politik alles richtig gemacht hätte.“ Zudem raten sie: „Lehren für etwaige Einsätze in der Zukunft sind zu erwarten, wenn die Enquete-Kommission die Erfahrungen in Afghanistan vergleichend einordnet. Es wäre falsch, Afghanistan als absoluten Sonderfall zu betrachten, der keine Schlussfolgerungen für andere Einsätze erlaubt. Ebenso wenig steht Afghanistan stellvertretend für alle anderen Auslandseinsätze.“
Dembinski und Gromes untersuchen sogenannte humanitäre militärische Interventionen. Eine ihrer Studien diskutiert, wie sich Auslandseinsätze evaluieren lassen. 2021 sprachen sie sich für eine ergebnisoffene Aufarbeitung des Engagements in Afghanistan aus.
Über die HSFK
Die HSFK ist eines der führenden Friedensforschungsinstitute in Europa mit Sitz in Frankfurt am Main. Das der Leibniz-Gemeinschaft zugehörige Institut analysiert die Ursachen gewaltsamer internationaler und innerer Konflikte und erforscht die Bedingungen des Friedens. Es verbindet Grundlagenforschung mit dem Transfer von Wissen in Politik, Medien und Gesellschaft. Für Ministerien, Parteien, NGOs und Unternehmen entwickeln die Forschenden Handlungsoptionen und stellen Hintergrundwissen zur Verfügung.
Dr. Matthias Dembinski
Dr. Matthias Dembinski ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Programmbereich Internationale Institutionen und Projektleiter an der HSFK. Er forscht zu Fragen von Gerechtigkeit in den internationalen Beziehungen, regionalen Sicherheitsorganisationen und humanitären Interventionen.
Dr. Thorsten Gromes
Dr. Thorsten Gromes ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der HSFK im Programmbereich Innerstaatliche Konflikte. Seine Forschung konzentriert sich auf Nachbürgerkriegsgesellschaften und sogenannte humanitäre militärische Interventionen.
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