In die Landschaft eingeschrieben“: Ausstellung zum Ersten Weltkrieg in den Sextner Dolomiten
In einer Ausstellung in Sexten präsentiert die Plattform für Kulturerbe und Kulturproduktion der Fakultät für Design und Künste der Freien Universität Bozen erste Ergebnisse des interdisziplinären Forschungsprojekts „In die Landschaft eingeschrieben. Orte, Spuren und Erinnerungen. Der Erste Weltkrieg in den Sextner Dolomiten“. Die Ausstellung soll dazu beitragen, über regionale und nationale Grenzen hinweg ein differenziertes Bewusstsein für das der Landschaft eingeschriebene dissonante und vielfach ideologisierte Erbe des Krieges zu fördern.
Im Ersten Weltkrieg wurde sowohl an der österreichisch-ungarischen als auch an der italienischen Gebirgsfront rund um die Drei Zinnen in den Sextner Dolomiten ein komplexes System an militärischen Infrastrukturen errichtet. Die Spuren sind noch heute sichtbar in die vorwiegend als UNESCO Weltnaturerbe und Tourismusregion wahrgenommene ikonische Gebirgslandschaft eingeschrieben. Die Erhebung, Dokumentation und Erforschung der materiellen Zeugnisse ermöglichen eine historisch-kulturelle Rezeption der komplexen Schichtungen der Landschaft, die mit dem kollektiven Gedächtnis der lokalen Gemeinschaften eng verwoben ist. Die Ausstellung soll dazu beitragen, über regionale und nationale Grenzen hinweg ein differenziertes Bewusstsein für das der Landschaft eingeschriebene dissonante und vielfach ideologisierte Erbe des Krieges zu fördern.
Die Ausstellung „In die Landschaft eingeschrieben“ wurde von der Direktorin der Plattform Kulturerbe und Kulturproduktion Waltraud Kofler Engl und der Forscherin Elisabetta Rattalino kuratiert und kann von 7. August bis 25. September besichtigt werden. Die Eröffnung findet am Samstag, den 6. August um 17.30 Uhr in der ehemaligen Talstation der Helmseilbahn statt. Gezeigt werden eine Auswahl an Reproduktionen historischer Dokumente und Fotografien beider Fronten, aktuelle Aufnahmen der erhaltenen Strukturen und ein Film, der im Rahmen der im Sommer 2021 durchgeführten archäologischen Dokumentation entstanden ist. Kollektive und individuelle Erinnerungen an die Zerstörungen in Sexten und Moos durch italienische Truppen im Jahre 1915, an die Evakuierung und die Rückkehr der Zivilbevölkerung sowie an den schwierigen Wiederaufbau in den Jahren von 1918 bis 1923 werden im Film „Stimmen der Erinnerung – Sexten im Ersten Weltkrieg“ zusammengeführt.
Die Ausstellung ist in drei Abschnitte mit jeweils drei Unterabschnitten gegliedert. Im Obergeschoss stehen die Infrastrukturen zum Angriff und zur Verteidigung, zur Kommunikation sowie zum Leben und Überleben der Soldaten im Mittelpunkt. Im Untergeschoss werden unter dem Titel Heimatfront die Auswirkungen der Gebirgsfront auf Sexten thematisiert: die Evakuierung der Zivilbevölkerung, die Zerstörung und der Wiederaufbau.
Künstlerische Interventionen von derzeitigen und ehemaligen Studentinnen und Studenten der Fakultät für Design und Künste der Freien Universität Bozen sind in den wissenschaftlich-dokumentarischen Ausstellungsparcours integriert. Einige der Werke hinterfragen die Art und Weise, wie Geschichte — selbst die dramatischste — Territorien und Landschaften prägt, ohne offenkundig erkennbare Spuren zu hinterlassen. Andere setzen sich mit verschiedenen Formen der Gewalt in Kriegen, auch den aktuellen, auseinander und wieder andere führen uns unsere eigene Hilflosigkeit bei der Bewältigung von Konflikten vor Augen. Die ausgewählten Materialien verfolgen nicht die militärischen Auseinandersetzungen, sondern werfen in der interdisziplinären Zusammenschau der Archivforschungen in Rom, Wien sowie in Nord- und Südtirol mit der Dokumentation der erhaltenen Strukturen in der Landschaft und der Auseinandersetzung mit der Erinnerungskultur in Sexten und Umgebung einen neuen Blick auf die Kriegslandschaft um die Drei Zinnen.
Die Themen des im Rahmen von „Research Südtirol/Alto Adige 2019“ finanzierten interdisziplinären Forschungsprojekts ”In die Landschaft eingeschrieben. Orte, Spuren und Erinnerungen. Der Erste Weltkrieg in den Sextner Dolomiten“ werden auch im Rahmen einer Tagung und bei einer Exkursion auf das Drei-Zinnen-Plateau Anfang September 2022 vertieft werden. Auf einer Online Plattform werden die im Projekt gewonnenen historischen, archäologischen und soziokulturellen Forschungsergebnisse ab dem Winter 2022-2023 Fachkreisen und der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Die Ausstellung ist von Mittwoch bis Sonntag zwischen 16.30 und 19 Uhr (August) zugänglich; im September von Mittwoch bis Sonntag zwischen 16.00 und 18.00 Uhr.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Waltraud Kofler Engl
waltraud.kofler@unibz.it
+39 0471 015275
Freie Universität Bozen
Fakultät für Design und Künste
Universitätsplatz 1
39100 Bozen
Weitere Informationen:
https://www.culturalheritage.unibz.it/