20 Jahre ZWM - Blick zurück nach vorn - Interview mit ZWM-Geschäftsführer Henning Rickelt
Das ZWM feiert 2022 sein 20jähriges Bestehen und bedankt sich bei allen Stakeholdern, die eine Etappe während dieser Strecke begleitet haben. Henning Rickelt, seit Juli 2020 Geschäftsführer des ZWM, im Interview anlässlich des 20jährigen Jubiläums des Zentrum für Wissenschaftsmanagement e.V.
Herr Rickelt, das ZWM feiert in diesem Jahr seinen 20. Geburtstag. Sie selbst haben im Juli 2020 die Geschäftsführung übernommen. Wo haben Sie Akzente gesetzt? Gab bzw. gibt es markante Einschnitte gegenüber der früheren Geschäftspolitik des ZWM?
H. Rickelt: (lacht) So nach dem Motto: Kehrt der neue Besen wirklich gut? Nun, ich will nicht verhehlen, dass ich es mir zur Aufgabe gemacht habe, manchen Staub der Vergangenheit beiseite zu fegen, um im Bild zu bleiben. Zusammen mit dem Vorstand des ZWM und mit Unterstützung durch unser Kuratorium haben wir noch im Jahr 2020 eine Innovationsstrate-gie erarbeitet, die unsere Einrichtung weiterentwickelt zu einer modernen, kundenorientier-ten Dienstleistungsorganisation für das Wissenschaftsmanagement. Diese Strategie beinhal-tet eine ganze Reihe aufeinander abgestimmter „Baustellen“, die wir gerade sehr konsequent abarbeiten. Diese reichen von einer inhaltlichen Weiterentwicklung unseres Weiterbildungs-angebots sowie der Einführung neuer innovativer Formate vor allem im Online-Bereich, über einen frischeren Auftritt in Marketing und Kommunikation, erkennbar zum Beispiel an unse-rer neuen Website oder unserem neuen Logo, bis hin zu einigen internen Veränderungen, etwa der Implementierung einer leistungsfähigeren Bildungsmanagementsoftware oder der Einführung eines Modells flexiblen mobilen Arbeitens für unsere Mitarbeiterinnen und Mit-arbeiter.
Das klingt nach einem strammen Arbeitsprogramm. Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen dabei?
H. Rickelt: Die Hauptherausforderung liegt tatsächlich in der Vielfalt der genannten Aufgaben und der Tatsache, dass wir sie alle gleichzeitig angestoßen haben und bearbeiten. Und das zusätzlich zum operativen Alltagsgeschäft. Es ist ein bisschen wie der Ausbau einer Autobahn bei laufendem Verkehr. Und dieser hatte in den vergangenen zwei Jahren mit der Corona-Pandemie noch zusätzliche Herausforderungen mit sich gebracht. Ähnlich wie die Hochschu-len waren wir gezwungen, unser Weiterbildungsangebot von heute auf morgen anzupassen, Hygienekonzepte zu erstellen und umzusetzen, Präsenzveranstaltungen in Online-Formate zu überführen usw. Wie die Hochschulen auch haben wir das sehr gut hinbekommen – und nebenbei viel über digitale Weiterbildungsformate gelernt. Die Pandemie war anstrengend, hat uns aber auch vorangebracht. Heute sind sehr viele unserer Veranstaltungen im Online- oder Blended-Learning-Format.
Wie sehen Sie die heutige Rolle des ZWM? Was hat sich gegenüber den Anfängen vor 20 Jahren verändert?
H. Rickelt: Die Geschichte des ZWM ist eng verknüpft mit der Entwicklung des Wissen-schaftsmanagements an sich. Ausgelöst durch die verschiedenen Reformbestrebungen im Bereich der Governance von Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen, wurde Wissen-schaftsmanagement vor rund 20 Jahren als neue Gestaltungsaufgabe in der Wissenschaft erkannt – anfänglich durchaus gegen Widerstände aus den eigenen Reihen. Das ZWM war damals „Pioniereinrichtung“ bei der Entwicklung professioneller Qualifizierungsprogramme für die neuen Handlungsbedarfe. Über die Jahre hat sich die Situation kontinuierlich weiter-entwickelt: Wissenschaftsmanagement wird heute nicht mehr ernsthaft in Frage gestellt, die verschiedenen Aufgabenfelder und auch die Positionen in den Einrichtungen haben stark zugenommen, und mit ihnen die entsprechenden Qualifizierungs- und Beratungsangebote. Heute ist das ZWM Premiumanbieter in einem sich dynamisch entwickelnden Markt mit vie-len interessanten Angeboten und Akteuren innerhalb und außerhalb der Wissenschaft.
Was zeichnet eine gute Wissenschaftsmanagerin oder einen guten Wissenschafts-manager aus? Was raten Sie Hochschulabsolventinnen und -absolventen oder Quer-einsteigerinnen und Quereinsteigern, die sich für eine Karriere im Wissenschafts-management interessieren?
H. Rickelt: Wissenschaftsmanagement bietet ein sehr kreatives und dynamisches berufliches Umfeld für ebensolche Menschen. Einschlägige Analysen und Befragungen weisen daher – neben exzellenten fachlichen Kenntnissen – vor allem kommunikative Kompetenzen, Organi-sations- und Projektmanagementfähigkeiten, Lösungsorientierung sowie Lernbereitschaft als wichtigste berufliche Anforderungen aus. Am wichtigsten erscheint mir aber, dass sich Inte-ressentinnen und Interessenten klarmachen: Es geht um managementorientiertes Handeln, und das im Bereich der Wissenschaft. Wer mit mindestens einem von beiden nichts anfangen kann oder will, ist fehl am Platze. Das gilt insbesondere für Quereinsteiger aus der Wissen-schaft selbst: Managementaufgaben folgen gänzlich anderen Prämissen als wissenschaftli-ches Arbeiten. Wissenschaftsmanagement bietet daher eine mögliche, aber nicht zwingend geeignete Karrierealternative für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Auf keinen Fall sollte Wissenschaftsmanagement als Abschiebebahnhof für „aussortierte“ Wissenschaftlerin-nen und Wissenschaftler missverstanden werden, die in ihrer akademischen Karriere nicht weiterkommen.
Vielen Dank für das Gespräch.
Mit dem ZWM ist Henning Rickelt seit dessen Gründung als Berater und Dozent sowie als Mitgliedschaftsvertreter seiner früheren Hochschule eng verbunden. Im Juli 2020 übernahm er die Geschäftsführung des ZWM.
Weitere Informationen:
http://www.zwm-speyer.de/wp-content/uploads/2022/09/interview-henning-rickelt-zu-20-jahre-zwm.pdf Henning Rickelt, ZWM-Geschäftsführer im Interview
http://www.zwm-speyer.de/wp-content/uploads/2022/09/2002-2022-zwm-jubilaeumsbroschuere.pdf Die Broschüre zum Jubiläum als PDF-Download