Workshop in Leipzig diskutiert Umgang mit „sensiblen Objekten“ im digitalen Zeitalter
Viele wissenschaftliche Einrichtungen und Kulturinstitutionen beherbergen in ihren Sammlungen Objekte von zweifelhafter Herkunft. Sie systematisch aufzuspüren, ist Aufgabe der Provenienzforschung. Ein Expertenworkshop am 20. September 2022 in Leipzig diskutiert aktuelle Herausforderungen und setzt sich insbesondere mit der Frage auseinander, wie sich die Digitalisierung auf den Umgang mit unrechtmäßig entzogenen Objekten in Kultureinrichtungen auswirkt.
Leipzig. Die Erforschung der Herkunft und Geschichte von Objekten in den Sammlungen von Museen, Archiven und Bibliotheken hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Fachleute sehen allerdings weiterhin großen Bedarf, die Arbeit der Provenienzforschung zu reflektieren, zu systematisieren und zu institutionalisieren. Insbesondere die Auswirkungen der Digitalisierung auf den Umgang mit sogenannten sensiblen Objekten in Kultureinrichtungen wird nach Auffassung von Experten noch zu wenig in den Blick genommen. Für mehr Klarheit soll ein Workshop sorgen, zu dem Expertinnen und Experten aus den Bereichen Museum, Archivwesen und Bildsammlungen sowie Politik am 20. September 2022 im GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig zusammenkommen.
„Ziel der Veranstaltung ist es, die verschiedenen Perspektiven von Museen, Archiven und Bildsammlungen in einen fruchtbaren Austausch zu bringen“, erklärt Kai Drewes, Archivleiter am Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung in Erkner und Sprecher des Arbeitskreises Archive der Leibniz-Gemeinschaft. „Das international renommierte GRASSI Museum für Völkerkunde bietet sich in besonderer Weise als Veranstaltungsort an, da es bereits in größerem Stil Provenienzforschung betreibt und unter diesen neuen Rahmenbedingungen seine Dauerausstellung grundlegend umgestaltet hat“, so der Historiker.
Auf dem Programm des Workshops stehen Vorträge aus den unterschiedlichen Perspektiven der kulturbewahrenden Einrichtungen sowie ein kulturpolitisches Statement. Die Vorführung des Dokumentarfilms „Das Auge Afrikas. Der Filmpionier Hans Schomburgk“ mit anschließender Diskussion bildet den Abschluss des Arbeitstreffens mit rund 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus Deutschland und der Schweiz.
Veranstaltet wird der eintägige Workshop vom Leibniz‐Institut für Länderkunde in Kooperation mit dem Leibniz‐Forschungsverbund „Wert der Vergangenheit“, dem Arbeitskreis Archive der Leibniz‐Gemeinschaft, dem Leibniz‐Institut für Raumbezogene Sozialforschung und dem GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig.
Der Workshop ist zugleich eine Veranstaltung im Rahmen des „Lab 1.3: Digitale Heuristik und Historik“ des Leibniz-Forschungsverbunds „Wert der Vergangenheit“. In ihm vereinen sich 20 Einrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft. Ihr Spektrum reicht von den geschichts- und kulturwissenschaftlichen über die sozial- und umweltwissenschaftlichen Institute bis zu den Forschungsmuseen.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Dr. Bruno Schelhaas
Tel.: 0341 600 55-151
b_schelhaas@leibniz-ifl.de
Weitere Informationen:
https://leibniz-ifl.de/fileadmin/download/20220920_Umgang-mit-sensiblen-Objekten.pdf Workshop-Programm im PDF-Format