Armut, Demokratieniveau und wirtschaftliche Interessen beeinflussen Verteilung deutscher Entwicklungsgelder
Seit dem Jahr 2000 will Deutschland seine Entwicklungszusammenarbeit auf weniger Länder und thematische Schwerpunkte konzentrieren. Damit sollen die Wirksamkeit und Effizienz der Entwicklungszusammenarbeit erhöht werden. Eine neue Studie des Deutschen Evaluierungsinstituts der Entwicklungszusammenarbeit (DEval) zeigt aber, dass die hierfür eingeleiteten Reformen weder zu einer deutlichen Konzentration auf weniger Länder noch zu einer thematischen Konzentration der deutschen Entwicklungszusammenarbeit führten. Allerdings zeigt die Studie auch, dass Deutschland bei der Verteilung seiner Ressourcen der Bedürftigkeit und dem Demokratieniveau seiner Partnerländer eine hohe Bedeutung beimisst.
Thematische und geografische Konzentrationsversuche „weitgehend erfolglos“
Staatliche Entwicklungsgelder auf eine Vielzahl von Partnerländern und Schwerpunkten zu verteilen, gilt als wenig effizient. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) strebt deshalb seit über zwei Jahrzehnten eine Fokussierung der Entwicklungszusammenarbeit an. Das DEval hat in einer Allokationsstudie untersucht, ob es dem Ministerium gelungen ist, seine Mittel geografisch und thematisch zu konzentrieren. DEval-Direktor Prof. Dr. Jörg Faust: „Die Bemühungen mehrerer Regierungen in den vergangenen Jahren, die deutschen Entwicklungsmittel zu konzentrieren, sind weitgehend erfolglos geblieben. Allerdings gilt es zu berücksichtigen, dass Deutschland als zweitgrößter bilateraler Geber weltweit einer sehr breiten Nachfrage gegenübersteht.“
Kriterien für die Länderauswahl: Bedürftigkeit und Demokratieniveau
Das DEval hat auch untersucht, nach welchen Kriterien das BMZ seine Mittel verteilt. Die Ergebnisse zeigen, dass bedürftige sowie demokratisch regierte Länder vergleichsweise mehr Mittel erhalten. Zudem haben in den vergangenen zwei Jahrzehnten auch diejenigen Länder mehr Mittel bekommen, in die Deutschland viele Güter exportiert und die geografisch näher an Deutschland liegen. Somit berücksichtigt Deutschland bei der Verteilung von Entwicklungsgeldern sowohl originär entwicklungspolitische Kriterien wie Bedürftigkeit und Demokratieniveau als auch außenwirtschaftliche und geopolitische Interessen.
Über die Studie
Das DEval hat in der Studie Zusagen der bilateralen staatlichen Entwicklungszusammenarbeit aus Haushaltsmitteln des BMZ zwischen 2000 und 2020 betrachtet. Es hat analysiert, welche Partnerländer der deutschen Entwicklungszusammenarbeit mittels welcher Instrumente in welchen Sektoren und in welcher Höhe entwicklungspolitische Leistungen erhalten haben. Der Bericht „Die Verteilung von Mitteln für die deutsche öffentliche Entwicklungszusammenarbeit. Allokationsstudie zur bilateralen staatlichen Entwicklungszusammenarbeit aus Haushaltsmitteln“ ist auf der Website des DEval veröffentlicht.
Eine Stellungnahme des BMZ zur Evaluierung finden Sie hier: https://www.bmz.de/de/ministerium/evaluierung/bmz-stellungnahmen-19404
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Stefan Leiderer
Abteilungsleiter: Staatliche Entwicklungszusammenarbeit, Governance
0228 336907-940
stefan.leiderer@DEval.org
Originalpublikation:
Die Verteilung von Mitteln für die deutsche öffentliche Entwicklungszusammenarbeit. Allokationsstudie zur bilateralen staatlichen Entwicklungszusammenarbeit aus Haushaltsmitteln
https://www.deval.org/fileadmin/Redaktion/PDF/05-Publikationen/Berichte/2022_Allokation/2022_DEval_Allokationsstudie_web.pdf