Fachleute der Kultusministerkonferenz empfehlen die Einführung des Pflichtfaches Informatik
Die Gesellschaft für Informatik begrüßt die Empfehlung der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz (SWK), ein Pflichtfach Informatik einzuführen und die Lehrkräfteausbildung in allen Ländern zu stärken.
Heute hat die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz (SWK) das Gutachten „Digitalisierung im Bildungssystem: Handlungsempfehlungen von der Kita bis zur Hochschule“ veröffentlicht. Darin fordert die SWK, dass Informatik als Pflichtfach in der Schule eingeführt werden soll: In der Sekundarstufe I sollte Informatik ab dem Schuljahr 2024/25 als Pflichtfach mit mindestens vier Stunden in die Kontingentstundentafel aufgenommen werden, mittelfristig mit sechs Stunden Pflichtunterricht. Im Wahlpflichtbereich der Sekundarstufe I sollten weitere Angebote gemacht werden. Informatische Inhalte sollten zudem bereits in der Primarstufe vermittelt werden.
Christine Regitz, Präsidentin der Gesellschaft für Informatik: „Die Empfehlungen der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz sind ein starkes Signal zur Förderung der Informatik in Deutschland und zur Verbesserung der digitalen Bildung hierzulande. Jetzt ist es wichtig, dass die Länder diese Empfehlungen zügig umsetzen und alle Hebel in Bewegung setzen, damit in zwei Jahren das Pflichtfach Informatik bundesweit in allen Lehrplänen steht. Insbesondere bei der Ausbildung von Lehrkräften muss jetzt schnell und umfangreich gehandelt werden. Denn wie der Informatik-Monitor der GI und Untersuchungen des Stifterverbandes zeigen, gibt es in allen Ländern erheblichen Nachholbedarf: Aktuell fehlen knapp 20.000 Informatiklehrkräfte.“
Insbesondere zur Lehrkräftegewinnung gibt das Gutachten wichtige Empfehlungen. So sollen insbesondere für die Sekundarstufen I und II systematische und zahlenmäßig hinreichende, alternative Professionalisierungswege in Form von zeitlich verkürzten Sofortmaßnahmen in Kursen der Landesinstitute oder Zentren für Lehrkräftebildung und längere Professionalisierungsmaßnahmen unter Einbindung der Universitäten. Das Gutachten empfiehlt zudem, die Seiten- und Quereinstiegsmaßnahmen für Informatiklehrkräfte ebenso auf- und auszubauen wie universitäre Lehramtsstudiengänge. Wichtige Hinweise zum Quereinstieg in das Lehramt Informatik liefert auch das Projekt Werde Informatiklehrer*in der GI und der Carl-Zeiss-Stiftung.
Neben der Empfehlung, verpflichtenden Informatikunterricht einzuführen, spricht sich die SWK auch für weitere substanzielle Schritte für eine bessere digitale Bildung aus:
• Ausbau von Informatikangeboten auf grundlegendem Anforderungsniveau in der Orientierungs- und Qualifikationsphase der Sekundarstufe II
• Für die Sekundarstufe II ist zu überprüfen, inwieweit die einheitlichen Prüfungsanforderungen für die Abiturprüfung im Fach Informatik an die Bildungsstandards Informatik der Gesellschaft für Informatik angepasst werden sollten.
• In Lehramtsstudiengängen sollte die Kombination von Informatik mit anderen Fächern nicht eingeschränkt werden. Die Option eines Ein-Fach-Studiums für das Lehramt Informatik, das laufbahnrechtlich den Zweifächer-Studienabschlüssen gleichgestellt ist, sollte geschaffen werden.
• Die SWK sieht einen langfristigen Bedarf, die Professuren für die Didaktik der Informatik weiter auszubauen. Die SWK schließt sich der Forderung des Wissenschaftsrats an, die Forschung und Nachwuchsförderung zur Didaktik der Informatik in Deutschland auszubauen.
• Verankerung digitaler Medienbildung und elementarinformatischer Bildung in den Lehrplänen in allen Ländern
• Weiterbildung zu digitalen Medien und informatischer Bildung des frühkindlichen Bildungspersonals
• Implementierung digitalisierungsbezogener und medienpädagogischer Inhalte sowie informatischer Grundlagen in der Lehrkräftebildung u.a. durch die Einbindung der einschlägigen Fachgesellschaften (z. B. der Fachdidaktiken oder der Medienpädagogik)
Neben den auf die informatische Bildung bezogenen Empfehlungen gibt das Gutachten viele weitere wertvolle Empfehlungen zur Verbesserung der digitalen Bildung in Deutschland, wie zum Beispiel die dauerhafte Einrichtung länderübergreifender Zentren für digitale Bildung (ZdB), die Modernisierung der Bildungsziele und Curricula, die Weiterentwicklung des Prüfungswesens, die strukturelle Stärkung und eine stärker wissenschaftsorientierte Ausrichtung der Lehrkräfteaus- und fortbildung. Zudem sollen digitale Kompetenzen bei Studierenden und Dozierenden gestärkt sowie technische, räumliche, fachdidaktische und rechtliche Strukturen aufgebaut und verstetigt werden. Die SWK empfiehlt außerdem, standortspezifische und hochschulübergreifende Lehr- und Digitalisierungsstrategien zu entwickeln.
Eine Zusammenfassung des Gutachtens können Sie hier herunterladen:
www.kmk.org/fileadmin/Dateien/pdf/KMK/SWK/2022/SWK-2022-Gutachten_Digitalisierung_Zusammenfassung.pdf.
Die Langfassung des Gutachtens ist hier verfügbar:
www.kmk.org/fileadmin/Dateien/pdf/KMK/SWK/2022/SWK-2022-Gutachten_Digitalisierung.pdf.
Der aktuelle Informatik-Monitor der GI, der den aktuellen Stand der Informatikbildung in den Bundesländern dokumentiert, ist hier zu finden: www.informatik-monitor.de.
Informationen zum Quereinstieg in das Informatik-Lehramt sind hier zu finden: www.informatiklehrerin.gi.de .
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Frithjof Nagel
Gesellschaft für Informatik e.V. (GI)
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Web: www.gi.de
Weitere Informationen:
https://gi.de/meldung/fachleute-der-kultusministerkonferenz-empfehlen-die-einfuehrung-des-pflichtfaches-informatik