Strommarktexperte der Universität Bayreuth berät künftig die europäischen Übertragungsnetzbetreiber
Der europäische Strommarkt ist hinsichtlich seiner Ausdehnung und der gehandelten Strommengen einer der größten weltweit. Er ist in Gebotszonen („Bidding Zones“) aufgeteilt, in denen Konsumenten den gleichen Preis für Strom zahlen. Mit dieser Aufteilung und der Überwachung der Versorgungssicherheit befasst sich der Verband Europäischer Übertragungsnetzbetreiber für Elektrizität (ENTSO-E), der bei energiepolitisch gebotenen Anpassungen von einem Gremium internationaler Expert*innen beraten wird. Vor kurzem wurde Dr. Martin Weibelzahl, Wirtschaftswissenschaftler an der Universität Bayreuth, zum Mitglied ernannt.
Dr. Martin Weibelzahl ist Habilitand an der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bayreuth. In den letzten Jahren hat er sich in zahlreichen Studien mit der Frage befasst, wie die Stromversorgung in Deutschland und in Europa nachhaltiger gestaltet und die Versorgungssicherheit von Unternehmen und Privathaushalten gestärkt werden kann. Ein zentraler Aspekt ist dabei die Flexibilisierung der Elektrizitätssysteme in den Bereichen Erzeugung, Transport, Speicherung und Nachfrage. Im Institutsteil Wirtschaftsinformatik des Fraunhofer FIT leitet Weibelzahl beispielsweise das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Kopernikus-Projekt SynErgie, das ebenfalls auf eine nachhaltigere Gestaltung und Flexibilisierung der Energieversorgung und -nachfrage abzielt.
Seine langjährigen Forschungserfahrungen und Kompetenzen auf dem Gebiet der Energiewirtschaft und des Strommarktdesigns wird der Bayreuther Wirtschaftswissenschaftler künftig in das Beratungsgremium der ENTSO-E, die „Bidding Zone Review Consultative Group“, einbringen. Diesem Gremium gehören insgesamt 17 Mitglieder an, die an verschiedenen Forschungseinrichtungen und Universitäten in Europa tätig sind.
„In den kommenden Jahren wird es eine besondere Herausforderung sein, die Versorgungssicherheit in Europa zu gewährleisten und dabei gleichzeitig den Anteil erneuerbarer Energien signifikant zu steigern, die großen tages- und jahreszeitlichen Schwankungen unterliegen. Wichtige Aspekte sind die Steigerung von Effizienz und Flexibilität sowie der Ausbau des europäischen Stromhandels zwischen Marktteilnehmern aus unterschiedlichen Gebotszonen. Gerade die räumliche Ausdehnung dieser Gebotszonen muss unter Berücksichtigung von Kosten, Versorgungssicherheit und Nachhaltigkeit überprüft werden. Dabei kommt es entscheidend darauf an, der Dezentralität eines zukünftigen europäischen Stromsystems mit vielen Millionen von Nachfragern und Anbietern Rechnung zu tragen. Nur so ist gewährleistet, dass Wohlstand und Wettbewerbsfähigkeit in einem dekarbonisierten Europa gestärkt und nicht gefährdet werden“, erklärt Weibelzahl und fügt hinzu: „Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine und seine Folgen haben deutlich gemacht, dass wir die Strommärkte in Europa nicht isoliert betrachten dürfen. Bei allen Empfehlungen, die wir für den ENTSO-E erarbeiten, werden wir auch gesamtwirtschaftliche Trends in den Blick nehmen und Herausforderungen adressieren, die sich für europäische Nachfrager ergeben.“
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Dr. Martin Weibelzahl
Wirtschaftsinformatik und Digitales Energiemanagement
Universität Bayreuth
Telefon: +49 (0)921 / 55-4737
E-Mail: martin.weibelzahl@uni-bayreuth.de
https://www.wi.uni-bayreuth.de/
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