Entwicklungspsychologe erhält internationalen Forschungspreis
Am 18. November wird der HUMAN ROOTS AWARD zum 4. Mal vom Archäologischen Forschungszentrum und Museum für menschliche Verhaltensevolution MONREPOS, einer Einrichtung des RGZM, Leibniz-Forschungsinstitut für Archäologie, verliehen. Diesjähriger Preisträger ist der ehemalige Co-Direktor am Max Planck Institut für Evolutionäre Anthropologie, Prof. Dr. Michael Tomasello, der nun an der Duke Universität in North Carolina Vergleichende Psychologie und Entwicklungspsychologie lehrt. Die Jury begründet die Wahl mit den herausragenden Leistungen des Preisträgers für das Verständnis der sozialen Kognition des Menschen. Tomasello ist Autor zahlreicher Fachartikel und populärwissenschaftlicher Bücher.
Menschen sozialisieren sich anders als andere Primaten, so eine zentrale Aussage von Tomasellos Forschungsarbeiten. Das liegt an grundlegenden Besonderheiten der menschlichen sozialen Kognition, die komplexe Formen des sozialen Lernens, der Kommunikation und Kooperation ermöglicht. Zusammengenommen entsteht so die kumulative Kultur des Menschen, in die wir „unbemerkt“ hineinwachsen und sie zugleich weiter verändern. Die Arbeiten Tomasellos erhellen damit nicht nur Fragen zur Entwicklungspsychologie des Menschen, sondern stellen diese Erkenntnisse auch vergleichend dem Verständnis der Kognition nicht-menschlicher Primaten gegenüber.
Der HUMAN ROOTS AWARD ehrt Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterschiedlichster Disziplinen für ihre Beiträge zum Verständnis der menschlichen Verhaltensevolution. Der Preis wird seit 2017 von MONREPOS ausgelobt und versteht sich mittlerweile als »kleiner Nobel-Preis« der Archäologie und der Verhaltensevolution des Menschen, erklärt Professorin Sabine Gaudzinski-Windheuser, Leiterin von MONREPOS. Der internationale Forschungspreis ist mit 10.000 Euro dotiert und steht für die Förderung des interdisziplinären wissenschaftlichen Dialogs. Er bemüht sich um einen Brückenschlag zwischen der »Archäologie der Menschwerdung« und anderen Wissenschaften, um die archäologische Sichtweise auf die »Menschwerdung« mit der humanistischen Agenda des »Menschseins« zu verknüpfen. Denn nur so lässt sich das »Menschbleiben« für unsere Zukunft nachhaltig gestalten, wie die siebenköpfige von Wissenschaftlern besetzte Preisjury betont.
Nach dem Tod von Irenäus Eibl-Eibesfeldt, einem der Gründerväter der Humanethologie und Schirmherr des ersten HUMAN ROOTS AWARD, obliegt seit 2018 dem Oxforder Evolutionsbiologen Richard Dawkins die Schirmherrschaft. Dawkins war erster Preisträger im Jahr 2017; 2018 wurden Steven Pinker von der Harvard Universität (USA) und 2019 der Oxforder Evolutionspsychologe Robin Dunbar mit dem HUMAN ROOTS AWARD geehrt. Pandemie-bedingt wurde die Verleihung des Preises in den letzten beiden Jahren ausgesetzt. Mit der vierten Preisverleihung wird nun wieder an dieser Tradition angeknüpft.
MONREPOS Archäologisches Forschungszentrum und Museum für menschliche Verhaltensevolution
MONREPOS ist Museum und Forschung zugleich. Als Außenstelle des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz (RGZM), des Leibniz-Forschungsinstituts für Archäologie, wird in Schloss Monrepos bei Neuwied seit über 30 Jahren geforscht. Das Forschungszentrum und Museum ist eng mit dem Arbeitsbereich Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie am Institut für Altertumswissenschaften der Johannes Gutenberg-Universität Mainz verbunden.
Unser Forschungsinhalt ist das millionenschwere Erbe, das wir in uns tragen. Denn über mehr als 2,5 Mio. Jahre hat sich unser menschliches Verhalten entwickelt. Diese frühe Menschheitsgeschichte umfasst den längsten und zugleich prägendste Abschnitt unserer Verhaltensevolution, deren Erforschung sich MONREPOS verschreiben hat. Unsere Archäologie lebt vom Miteinander, vom Fragen, Anstoßen, Diskutieren. Nicht zuletzt von der Kritik und von Toleranz. Sie braucht Neugierige, Kreative und Mutige - ob in Wissenschaft, Ehrenamt, Presse oder als Besucher. MONREPOS versteht sich als Plattform all derer, die verstehen möchten, woher der Mensch kommt und was ihn eint.
Römisch-Germanisches Zentralmuseum (RGZM) | Leibniz-Forschungsinstitut für Archäologie
Das RGZM erforscht als Leibniz-Forschungsinstitut und -museum für Archäologie die materiellen Hinterlassenschaften aus 2,6 Mio. Jahren Menschheitsgeschichte. Ziel ist es, anhand archäologischer Funde und Befunde menschliches Verhalten und Handeln, menschliches Wirken und Denken sowie die Entwicklung und Veränderung von Gesellschaften aufzuzeigen und zu verstehen. Als eines von acht Forschungsmuseen der Leibniz-Gemeinschaft verbindet das RGZM exzellente Wissenschaft mit Ausstellungen und ist mit seinem Bildungsauftrag gleichzeitig ein Ort des Dialoges mit der Öffentlichkeit. Das RGZM ist weltweit tätig und betreibt bislang erfolgreich und umfassend Forschungen in verschiedenen Regionen Afrikas, Asiens und Europas, wobei ein geographischer Schwerpunkt auf Mittel- und Südeuropa sowie dem mediterranen Raum liegt. Die einzigartige Konzentration archäologischer, naturwissenschaftlicher, restauratorischer und informationstechnologischer Kompetenzen verbunden mit bedeutenden Werkstätten, Laboren und Archiven, erlaubt es dabei, objektorientierte Forschung zur Archäologie der Alten Welt (Asien, Afrika, Europa) von den Anfängen der Menschheitsgeschichte bis in die Neuzeit zu betreiben.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Dr. Olaf Jöris (MONREPOS, Koordinator und Mitglied der Preis-Jury)
Tel.: +49 (0) 2631 9772 14 | Mail: joeris@rgzm.de