Unterstützung von Schulen im Brennpunkt: Programme in den Bundesländern und was der Bund davon lernen kann
Die aktuelle Auswertung des IQB-Bildungstrend zeigt, dass ein erheblicher Teil der Kinder in Deutschland die Mindestanforderungen in „Deutsch“ und „Mathematik“ am Ende der Grundschule nicht erreicht. Zudem steigt der Zusammenhang zwischen sozio-ökonomischem Hintergrund und den fehlenden Kompetenzen weiter an. Diese Probleme spitzen sich vor allem an Schulen in sozial benachteiligten Lagen zu. Einzelne Bundesländer haben darauf schon vor Jahren reagiert und Programme zur Unterstützung von Schulen im Brennpunkt initiiert. Ein aktueller Vergleich der Wübben Stiftung zeigt nun, welche Programme es in den Bundesländern gibt.
Für das vom Bund angekündigte „Startchancen”-Programm für 4000 Schulen im Brennpunkt ergeben sich daraus wichtige Erkenntnisse.
Bund: Richtige Auswahl der Schulen und mehr als symbolische Hilfe
Dazu Dr. Hanna Pfänder, Leiterin Wissenschaftliche Analysen und impaktlab der Wübben Stiftung: „Nur eine Unterstützung, die die ‘richtigen’ Schulen tatsächlich erreicht, kann auch die erhofften Wirkungen entfalten.“ Dazu leiten sich aus den Länderprogrammen drei wichtige Impulse für den Bund ab:
1. Richtige Auswahl der Schulen: Es fehlt ein bundesweit geltendes Indikatorensystem für Schulen im Brennpunkt. Wer mit spezifischen Maßnahmen auf die systematische Belastung von Schulen reagieren will, muss in der Lage sein, die entsprechenden Schulen zu identifizieren.
2. Unterstützung, die ankommt: Es fehlt an pädagogischem Personal und nicht an Stellen. Die Politik sagt den Schulen Stellen zu, die aufgrund des Fachkräftemangels nicht besetzt werden können. Diese Hilfe bleibt symbolisch. Gleiches gilt für Fördertöpfe mit zu hohen bürokratischen Hürden, so dass die Mittel nicht abgerufen werden.
3. Mehr als Geld: Sinnvoll erscheint eine Kombination von zusätzlichen Ressourcen mit unterschiedlichen Angeboten der Begleitung etwa für die Leitungen von Schulen im Brennpunkt. Eine alleinige Bereitstellung von finanziellen Mitteln bleibt immer wieder ohne Wirkung, wenn die Kapazitäten in den Schulen fehlen, diese gezielt einzusetzen.
Neun Bundesländer: Mehr Ressourcen und mehr Schulentwicklung für Schulen im Brennpunkt
Die Wübben Stiftung hat 17 Programme identifiziert, die bestimmten Kriterien1 entsprechen. Die Recherche zeigt, dass es in den letzten zehn Jahren 15 Programme in neun Bundesländern gab und gibt sowie zwei länderübergreifende Programme. 1039 Schulen (i.d.R. Grundschulen und weiterführende Schulen) sind nach dem aktuellen Stand in diese Programme aufgenommen.
Die Ansätze und Maßnahmen zur Unterstützung der Schulen gestalten sich in den Programmen unterschiedlich, setzen aber auf zwei ähnliche Bereiche der Unterstützung: 1. Ressourcen wie Schulbudget (10 der 17 Programme, von 3000 Euro über die gesamte Projektlaufzeit bis hin zu 100.000 Euro und mehr pro Jahr) und Personal (8 von 17, zusätzliche Stellen und Entlastungsstunden), 2. Unterstützung und Begleitung in Form von Fort- und Weiterbildungsangeboten (13 von 17), Schulentwicklungsberatung (13 von 17), Coaching (9 von 17) und kollegialer Vernetzung (14 von 17). In 13 von 17 Programmen wird zudem eine wissenschaftliche Begleitung des Programms umgesetzt wird, wobei Ergebnisse erst in sechs dieser Programme vorliegen.
Weitere Informationen
Vollständige Analyse, Vergleichstabelle und grafische Übersicht der Programme:
https://www.wuebben-stiftung.de/vergleichstabelle_programme_fuer_schulen_in_herausfordernder_lage_2022
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Wübben Stiftung
Dr. Hanna Pfänder, Leiterin Wissenschaftliche Analysen und impaktlab
Tel.: 0211-93 37 08 24
E-Mail: pfaender@wuebben-stiftung.de