Leibniz-Institut für Europäische Geschichte (IEG) begrüßt neue Direktorin
Prof. Dr. Nicole Reinhardt wird zum 1. Oktober 2022 neue Direktorin der Abteilung für Abendländische Religionsgeschichte des Leibniz-Instituts für Europäische Geschichte (IEG) Mainz. Die Besetzung der Stelle ist verbunden mit der Professur für das Fach Neuere Geschichte mit dem Schwerpunkt europäische Religionsgeschichte der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.
Bis September 2022 war Nicole Reinhardt Professor of Early Modern European History an der University of Durham, England. Sie forscht zur religiösen und politischen Kultur Europas in der frühen Neuzeit, insbesondere in Italien, Frankreich und auf der Iberischen Halbinsel.
Das IEG ist ein selbstständiges außeruniversitäres Forschungsinstitut und seit 2012 Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Seine Aufgabe ist die wissenschaftliche Erforschung der europäischen Geschichte. Es betreibt und fördert Forschungen zu den politischen, sozialen, religiösen und kulturellen Grundlagen Europas in der Neuzeit und befasst sich mit aktuellen Entwicklungen in den Digital Humanities. Sitzland des IEG ist Rheinland-Pfalz.
Nicole Reinhardt folgt dem Ruf vom Minister für Wissenschaft und Gesundheit des Landes Rheinland-Pfalz, Clemens Hoch. Der Minister freut sich auf den Amtsantritt von Nicole Reinhardt und ihre Bereitschaft, die Aufgaben einer Direktorin am IEG zu übernehmen: „Das IEG erfüllt nicht nur als das Leibniz-Institut im Bereich der Geschichtswissenschaften eine wichtige Funktion im Rahmen der Leibniz-Gemeinschaft, es ist mit seiner überregionalen Sichtbarkeit auch ein unverzichtbarer Bestandteil des Wissenschaftsstandortes Mainz. Seine Forschungen zum Umgang mit Differenz in Europa zielen auf eine Frage von hoher gesamtgesellschaftlicher Bedeutung. Daher bin ich sehr froh, dass dafür mit Frau Prof. Reinhardt eine so ausgewiesene Historikerin gewonnen werden konnte.“
Der Direktor der Abteilung für Universalgeschichte des IEG, Prof. Dr. Johannes Paulmann, sagt: „Mit Nicole Reinhardt gewinnt das IEG eine renommierte Forscherin. Durch ihre internationalen Erfahrungen ist sie die ideale Kollegin für unser europäisches Forschungsinstituts.“
Zu ihrem künftigen Arbeitsfeld äußert Reinhardt Vorfreude, Forschungsstudenten zu betreuen, die an komparatistischen Fragestellungen zur frühneuzeitlichen europäischen Religions- und Kulturgeschichte in ihren Weltbezügen arbeiten: „Leidenschaft für europäische Geschichte hat meinen beruflichen und persönlichen Lebensweg geprägt. Es ist daher eine einzigartige Chance und Herausforderung, meine internationalen Erfahrungen an einem so herausragenden Forschungsinstitut im Herzen Europas einbringen zu dürfen und in Zusammenarbeit mit hoch qualifizierten Nachwissenschaftlern neue Fragestellungen zur Geschichte Europas zu entwickeln.“
Für ihr Wirken am IEG hat sie bereits Ziele definiert, darunter, das IEG als Knotenpunkt der internationalen Forschung zur Religionsgeschichte weiter auszubauen. Darüber hinaus strebt sie neben der weiteren Digitalisierung zudem Kooperationen mit u.a. Museen und Archiven an. Reinhardt folgt auf Prof. Dr. Dr. h.c. Dingel, die nach 18 Jahren zum 1. April 2022 als Direktorin der Abteilung für Abendländische Religionsgeschichte des IEG ausgeschieden ist.
Zur Person:
Reinhardt promovierte 1997 am Europäischen Hochschulinstitut, Florenz (EUI). Nach Stationen als DAAD-Fachlektorin an der Maison des Sciences de l’Homme und der École des hautes études en sciences sociales (EHESS) in Paris sowie als Maître de conférence für Geschichte der Frühen Neuzeit an der Universität Lyon II, wechselte sie im Jahr 2009 an die Universität Durham im Vereinigten Königreich. Am dortigen History Department unterrichtete sie zunächst als Lecturer und wurde 2017 zur Professorin für Early Modern European History ernannt.
Reinhardt war Fellow des Max-Weber-Kollegs (Erfurt) und Mitglied der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierten Kolleg-Forschungsgruppe "Religiöse Individualisierung in historischer Perspektive" (2010-2011). Im Jahr 2010 unterrichtete sie am Sommerkurs für Doktoranden der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel, und 2011 war sie professeur invité an der Sorbonne (Paris I). Sie erhielt ein Forschungsstipendium der Leverhulme Foundation und war 2014/15 Elizabeth and J Richardson Dilworth Fellow am Institute for Advanced Study in Princeton. 2017 hatte sie ein Andrew Mellon Fellowship für Forschungen am Harry Ransom Center in Austin (Texas) und war Visiting Fellow am Kolleg für Humanwissenschaften in Bad Homburg. Im Juli 2018 war sie Visiting Fellow am Center for Advanced Studies der Ludwig-Maximilians-Universität in München.
In ihrem ersten Buch untersuchte sie am Beispiel der Integration Bolognas in den Kirchenstaat den Zusammenhang von Klientelismus und frühneuzeitlicher Staatsbildung. In jüngerer Zeit hat sie sich auf den religiösen Diskurs in politischen Kontexten und dessen Rolle für die Darstellung und Konstituierung politischer Macht konzentriert. Diese Fragen finden sich in ihrer zweiten Monografie Voices of Conscience (2016) wieder. Darin zeigt sie auf, wie Moraltheologie und die Erfordernisse der Gewissensberatung politische Kategorien und Praktiken katholischer Monarchien im 16. und 17. Jahrhundert prägten. Derzeit entwickelt sie einen neuen Forschungsstrang, der sich mit den politisch-religiösen Horizonten Bologneser Studenten der Naturphilosophie im 16. und 17. Jahrhundert befasst. Daneben arbeitet sie an einer mikrohistorischen Untersuchung zum religiösen Konformismus im Zeitalter der Gegenreformation.
Weitere Informationen:
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