Energiepioniere zeigen Wege aus der Energie- und Klimakrise
Auszeichnung innovativer Energieprojekte mit dem Bayerischen Energiepreis 2022
Nürnberg / München, 20. Oktober 2022
Der Anlagenbauer AGO aus Kulmbach gewinnt für seine Hochtemperaturwärmepumpe
den vom Bayerischen Wirtschaftsministerium ausgeschriebenen Bayerischen
Energiepreis 2022. Fünf weitere Kategoriepreisträger zeigen, wie die Energiewende
gelingen kann.
Und es gibt sie doch: innovative und bereits umgesetzte Energielösungen, die die
Energiewende voranbringen! Am 19. Oktober 2022 wurden sechs Projekte mit
Vorbildfunktion mit dem vom Bayerischen Wirtschaftsministerium ausgelobten
Bayerischen Energiepreis ausgezeichnet. Eine Gemeinsamkeit weisen alle prämierten
Projekte auf: Die Lösung unserer Energie- und Klimakrise liegt in einem
verantwortungsvollen Umgang mit Energie. Neben der regenerativen Energieerzeugung
muss die Energie vor allem so effizient wie möglich genutzt werden. Dies gelingt
vorbildhaft in den Energiepreisprojekten durch maximale Abwärmenutzung, intelligente
Steuerung, Energieumwandlung sowie der Kopplung der Sektoren Strom, Wärme und
Mobilität. Bayerns Wirtschafts- und Energieminister Hubert Aiwanger: „Wir wollen fossile
Brennstoffe so weit wie möglich auf erneuerbare Energien umstellen. Dafür brauchen wir
auch neue und innovative Konzepte aus Bayerns Wirtschaft. Ich freue mich deshalb sehr
über die Gewinner und ihre Projekte. Sie haben uns mit ihrer Expertise voll überzeugt.“
Die Preisträger 2022 und ihre Projekte
Der Hauptpreis geht an die AGO GmbH Energie + Anlagen aus Kulmbach für ihre
Hochtemperaturwärmepumpe für industrielle und kommunale Wärmeversorgung. Dem
Anlagenbauer ist es gelungen, die weltweit erste Hochtemperaturwärmepumpe auf Basis
des natürlichen Stoffpaars Ammoniak/Wasser zu entwickeln, mit der eine
Wärmeversorgung bis zu 150 °C möglich ist. Der Wärmebedarf in der Industrie und auch
in der Fernwärmeversorgung liegt häufig bei Temperaturen deutlich über 100 °C und
wurde bisher fast ausschließlich durch die Verbrennung fossiler Energieträger gedeckt.
Mit den Stadtwerken Neuburg an der Donau wurde eine Demonstrationsanlage mit
einem Megawatt Heizleistung errichtet, bei der die Wärme aus einem
Niedertemperaturwärmenetz als Wärmequelle genutzt und in ein Heißwassernetz zur
Versorgung einer Mälzerei mit 125 °C gespeist wird. Mit dieser patentierten
Wärmepumpenlösung ist eine CO2-freie Wärmeversorgung im industriellen Maßstab und
mit einmalig hoher Effizienz möglich.
Geschäftsführer Günther Hein freut sich über diese Auszeichnung und betont: „Die von
AGO entwickelte Hochtemperaturwärmepumpe „AGO Calora“ ist ein bedeutender
Baustein für die Transformation der kommunalen und industriellen Wärmeversorgung in
Deutschland – besonders in der heutigen Zeit.“
In der Kategorie „Energieeffizienz in der Produktion“ erhält die BSH Haugeräte GmbH
am Standort Dillingen die Auszeichnung für ihre kontinuierliche und gezielte
Optimierung der Kernprozesse in der Metallverarbeitung. In dem Werk werden über 2,5
Millionen Geschirrspüler pro Jahr hergestellt. Durch die Umstellung des
Schweißverfahrens des Metallbehälters, dem Kernstück des Geschirrspülers, gelang es,
einen hohen Anteil des Erdgas- und Stromverbrauchs zu eliminieren. Zudem entfällt über
den Einsatz von biologisch abbaubaren Schmiermitteln der anschließende Waschvorgang,
so dass auch hier noch einmal Energie und zudem Wasser eingespart werden.
Claus Köther, Standortleiter BSH Dillingen, fasst den Energieeffizienzgewinn durch die
Prozessoptimierung in der Produktion zusammen: „Hierdurch werden insgesamt pro Jahr
über 6,6 Millionen Kilowattstunden Energie eingespart.“
Das Start-up Reverion aus dem Großraum München wird für seine flexible Biogasnutzung
mit höchster Effizienz in der Kategorie „Energieerzeugung – Strom, Wärme“
ausgezeichnet. Ein modular erweiterbares, hocheffizientes Brennstoffzellensystem auf
Containerbasis erzeugt sowohl Strom als auch umgekehrt Gas. Die Anlage erreicht in
beiden Betriebsarten elektrische Wirkungsgrade von 80 Prozent und verdoppelt somit die
Stromproduktion aus der gleichen Biogasmenge. Als wirtschaftliche Power-to-Gas-
Technologie ermöglicht sie die Erzeugung von grünem Wasserstoff oder synthetischem
Erdgas aus Überschussstrom und trägt somit zur Versorgungssicherheit in einem
dezentralen Energienetz der Zukunft bei. Reverion hat damit die erste All-in-One-Lösung
entwickelt und patentiert, die die zukünftige Wirtschaftlichkeit bestehender
Biogasanlagen sichert, zur Stabilisierung des Energiesystems beiträgt, Flexibilität in den
Markt bringt und langfristige Energiespeicherung ermöglicht.
CEO und Geschäftsführer des jungen Unternehmens, Dr. Stephan Herrmann, blickt positiv
in die Zukunft: „Mit unseren hochwirtschaftlichen Brennstoffzellen-Anlagen bilden wir die
Stütze für eine erfolgreiche Energiewende in Bayern.“
Die FfE München hat gemeinsam mit dem Bayernwerk Netz GmbH das Projekt
„Altdorfer Flexmarkt – Dezentrale Flexibilität im netzdienlichen Realbetrieb“ erfolgreich
durchgeführt. Die Forschungsstelle und der Netzbetreiber erhalten für ihre wichtigen
Ergebnisse und Lösungen, die sie zum Netzengpassmanagement gewonnen haben, den
Preis in der Kategorie „Energieverteilung und -speicherung“. Stromnetze werden zum
Rückgrat der Energiewende, um erneuerbare Energien und Verbraucher zu integrieren. In
Altdorf bei Landshut gelang es, über die Entwicklung einer marktbasierten digitalen
Plattform-Lösung und die verantwortungsvolle Mitwirkung der Bürger als
Energieverbraucher und dezentrale Kleinanlagenerzeuger Netzengpässe zu vermeiden.
Simon Köppl, Leiter Reallabore und Elektromobilität bei der FfE München, betont: „Der
Altdorfer Flexmarkt ist ein wichtiger Baustein für zukunftsfähige Stromnetze in einer
erneuerbaren Energiewelt."
Die SWW Wunsiedel werden für ihre weitsichtige Strategie im Aufbau einer intelligenten
dezentralen Energieversorgung und der intelligenten Vernetzung von Strom, Wärme und
Mobilität mit dem Preis in der Kategorie „Sektorenkopplung“ geehrt. Das Projekt mit
dem Namen „Der WUNsiedler Weg Energie“ ist eine bereits seit 2001 konsequent
verfolgte Strategie, die den Aufbau und die Integration einer dezentralen
Energieerzeugung in ein Gesamtsystem anstrebt. Ziel der Stadtwerke ist es, durch
Sektorenkopplung 100 Prozent der Energie zu nutzen. Die Wunsiedler Energieversorgung
hat erneuerbare Energien und nachwachsende Rohstoffe aus der Region als Basis.
Windkraft, PV-Anlagen, Blockheizkraftwerke, Pelletvergaser, ein Li-Ionen
Batteriegroßspeicher, Elektromobilität und vor allem einer der deutschlandweit größten
Elektrolyseure zur Wasserstofferzeugung bilden in Wunsiedel die Grundlage für ein
sicheres und zukunftsweisendes Energiesystem.
Marco Krasser, Geschäftsführer der SWW Wunsiedel: „Der Klimaschutz und die
Energiekrise sind die Herausforderungen unserer Zeit. Die Lösung beider Krisen liegt in
einem dezentralen Energiesystem, welches erneuerbare Energien und nachwachsende
Rohstoffe als Basis hat.“
Die Raab Baugesellschaft aus dem oberfränkischen Ebensfeld freut sich mit ihrem
Partner, der am Energiecampus Nürnberg angesiedelten Technischen Hochschule
Nürnberg, über den Preis in der Kategorie „Gebäude als Energiesystem“. Hier wird der
Pioniergeist der Preisträger gewürdigt, denen es gelang, bezahlbare Klimaneutralität in
einem Gemeinschaftsprojekt in Form von Reihenhäusern zu verwirklichen. In den Herzo Base-Plus-Energiehäusern kommen völlig neue innovative Baustoffe, Geothermie und
Photovoltaik, elektrische und thermische Speicher zum Einsatz. Die mehrjährige
wissenschaftliche Begleitung führte zur weiteren Optimierung des Gebäudes.
Geschäftsführerin Gisela Raab betont die Gemeinschaftsleistung: „Ökologie funktioniert
nur in Solidarität.“
Über den Bayerischen Energiepreis
Die renommierte Auszeichnung für einen innovativen und verantwortungsvollen Umgang
mit Energie wird seit 1999 vom Bayerischen Wirtschaftsministerium vergeben. Die
Durchführung des Preises übernimmt die Bayern Innovativ GmbH. Eine siebenköpfige
Fachjury aus Hochschulprofessorinnen und -professoren wählte 2022 in einem
mehrstufigen Auswahlverfahren aus über 100 Bewerbungen von Unternehmen,
Stadtwerken, Ingenieurbüros und wissenschaftlichen Instituten sowie
Forschungseinrichtungen die innovativsten Projekte aus. Die Auszeichnung besteht aus
einem Kategorie übergreifenden Hauptpreis und Preisen in fünf Kategorien. Insgesamt
wird ein Preisgeld in Höhe von 30.000 Euro ausgelobt.
https://www.bayerischer-energiepreis.de/
Über Bayern Innovativ
Bayern Innovativ ist Wissensmanager, Impulsgeber und Beschleuniger für Innovationen in
Bayern. Das Unternehmen verbindet Wirtschaft, Wissenschaft und Politik mit Branchen-,
Technologie- und Partnernetzwerken zu einem Thinknet Bayern mit über 75.000 Fachleuten. Resultat ist ein dynamischer Wissenstransfer zu den Themen Digitalisierung, Energie, Gesundheit, Material & Produktion sowie Mobilität, aber auch Kultur- und Kreativwirtschaft.
Außerdem begleitet die Bayern Innovativ GmbH insbesondere kleine und mittelständische
Unternehmen bei Innovationsvorhaben. Sie bietet modernes Technologie- und Innovationsmanagement, unterstützt bei Patentthemen und Förderprogrammen. Arbeitskreise, Kongresse und Workshops sowie Gemeinschaftsstände auf nationalen und internationalen Leitmessen runden das Angebot ab.
1995 als neutrale Einrichtung des Freistaats Bayern gegründet, ist Bayern Innovativ heute
mit rund 275 Mitarbeitenden an den Standorten Nürnberg, Augsburg und Garching aktiv.
Weitere Informationen: https://www.bayern-innovativ.de/
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
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Tel: + 49 911-20671-221
E-Mail: schiller@bayern-innovativ.de