Der dornige Weg in die Mittelschicht: Soziale Mobilität westafrikanischer Migrantinnen in Europa
Vom 26. bis 28. Oktober 2022 findet am Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung (MPI) ein Workshop mit dem Titel „Gender, Migration and Social Mobility among Transnational West African Women“ statt. Anhand von Fallstudien werden sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in diesem Workshop speziell mit den bisher wenig erforschten Lebenswegen afrikanischer Frauen beschäftigen, die nach Europa kommen, um einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen. Organisiert wird die Veranstaltung von den Forschungsgruppenleiterinnen Anaïs Ménard and Jacqueline Knörr. Die Teilnahme am Workshop ist online möglich: Anmeldung bei Sophie Schreyer (schreyer@eth.mpg.de)
Unterschätzt: Die Rolle von Migrantinnen
Es gibt keinen Mangel an Forschungsprojekten, die sich mit dem weltweiten Phänomen der Migration beschäftigen. Wenn es aber darum geht, die konkreten Lebenssituationen von Migranten in den Blick zu nehmen, dann ist meist von Männern die Rede. „Über Migrantinnen wissen wir vergleichsweise sehr wenig“, sagt Anaïs Ménard Forschungsgruppenleiterin der Otto-Hahn-Gruppe ‘Gender, Migration und soziale Mobilität’ am MPI. Auch die öffentliche Diskussion wird beherrscht vom Bild des jungen Mannes, der ohne Familie sein Land verlässt, um in Europa ein besseres Leben zu suchen. „Dieser verzerrten Wahrnehmung wollen wir mit den in diesem Workshop präsentierten Fallstudien entgegenwirken“, erklärt Anaïs Ménard. „Frauen sind sehr wohl an den Entscheidungen zur Migration beteiligt, wandern aus eigenem Antrieb aus und haben großen Anteil daran, wenn die Integration in das neue soziale Umfeld und den Arbeitsmarkt gelingt.“
Mühsam: Der Aufstieg in die Mittelschicht
Deshalb wird es in dem Workshop um die mittel- und langfristigen Strategien gehen, die Frauen verfolgen, um in Europa Fuß zu fassen und ihren sozialen Aufstieg zu ermöglichen. Dabei spielen die vorhandenen transnationalen Netzwerke, individuelle Fähigkeiten und die rechtliche Lage eine ebenso entscheidende Rolle wie die familiäre Situation. Anaïs Ménard: „Meine bisherigen Forschungen zeigen, dass es keineswegs so ist, dass Frauen in erster Linie passive Opfer der sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse sind. Im Gegenteil: Viele von ihnen verfolgen erfolgreich längerfristige Ziele, haben wirtschaftlich Erfolg und schaffen den Aufstieg in die Mittelschicht.“ Dass dieser Aufstieg meist hart erkämpft ist und bei allem Erfolg auch fragil bleibt, wird in diesem Workshop aber ebenso eine Rolle spielen. Einige Beiträge werden sich auch damit beschäftigen, welche Chancen und Möglichkeiten Frauen haben, die in ihr Herkunftsland remigrieren. „Sie treffen dort häufig auf soziokulturelle Rahmenbedingungen, geschlechtsspezifische Ungleichheiten und andere Zugangsbarrieren, die ihnen den wirtschaftlichen Erfolg trotz des in Europa erworbenen sozialen und kulturellen Kapitals stark erschweren“, erklärt Jacqueline Knörr. „Ihre Migrationserfahrung und die transnationalen Netzwerke, die sie aufgebaut haben, tragen jedoch auch häufig dazu bei, solche Hindernisse zu überwinden und führen dann zu erfolgreichen sozialen und wirtschaftlichen Unternehmungen in ihrem Heimatland.“
Workshop-Programm als PDF
https://s.gwdg.de/mWGdF1
Kontakt für diese Pressemitteilung
Dr. Anaïs Ménard
Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung
Advokatenweg 36, 06114 Halle (Saale)
Tel.: 0345 2927-150
Mail: menard@eth.mpg.de
https://www.eth.mpg.de/menard
Prof. Dr. Jacqueline Knörr
Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung
Advokatenweg 36, 06114 Halle (Saale)
Tel.: 0345 2927-128
Mail: knoerr@eth.mpg.de
https://www.eth.mpg.de/knoerr
Kontakt für die Presse
Stefan Schwendtner
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung
Advokatenweg 36, 06114 Halle (Saale)
Tel.: 0345 2927-425
Mail: schwendtner@eth.mpg.de
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