Bevölkerung Deutschlands unterstützt Demokratieförderung, aber möchte Entwicklungszusammenarbeit an Bedingungen knüpfen
Mit der Reihe „Meinungsmonitor Entwicklungspolitik“ untersucht das Deutsche Evaluierungsinstitut der Entwicklungszusammenarbeit (DEval) in regelmäßigen Abständen die öffentliche entwicklungspolitische Meinung der Bevölkerung in Deutschland. Die Ergebnisse der aktuellen Studie zeigen, dass die Bevölkerung die deutsche Entwicklungspolitik weiterhin mehrheitlich unterstützt. Ein Großteil der Befragten ist allerdings dafür, die Entwicklungszusammenarbeit an Bedingungen wie Rechtsstaatlichkeit und Demokratie zu knüpfen. Bei Autokratisierungsprozessen in Partnerländern befürwortet die Mehrheit eine Anpassung der Maßnahmen, aber keine Beendigung der Entwicklungszusammenarbeit.
Mehrheitlich positive Einstellung gegenüber Entwicklungspolitik
Insgesamt sind die Bürger*innen der Entwicklungspolitik gegenüber weiterhin positiv eingestellt – dieses Bild zeigte sich bereits im DEval-Meinungsmonitor 2018. Rund 75 Prozent befürworten auch 2022 eine mittlere bis hohe Unterstützung für Länder des globalen Südens. Im Vergleich zu Frankreich, dem Vereinigten Königreich und den USA ist die Unterstützung für Entwicklungszusammenarbeit in Deutschland am höchsten. Die Coronapandemie hat bislang keinen negativen Einfluss auf die öffentliche Meinung.
Rechtsstaatlichkeit und Demokratie fördern
Die Bevölkerung ist mehrheitlich der Meinung, dass die Förderung von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit wichtig ist. Dabei spricht sich ein Großteil dafür aus, mit demokratischen Partnerländern zusammenzuarbeiten. Im Fall autokratisch regierter Partnerländer soll die Unterstützung an Bedingungen von Rechtsstaatlichkeit und Demokratie geknüpft werden. Wenn diese nicht erfüllt werden, sollen auch Sanktionen zum Einsatz kommen.
Skepsis gegenüber Wirksamkeit der Entwicklungszusammenarbeit
Die aktuellen Daten zeigen jedoch auch, dass nennenswerte Teile der Bevölkerung Deutschlands skeptisch gegenüber der Wirksamkeit von Entwicklungszusammenarbeit sind. Dabei wird eine vermutete Korruption in den Partnerländern als große Herausforderung angesehen.
Entwicklungspolitisches Engagement der Bevölkerung eher gering
Der Großteil der Bevölkerung Deutschlands ist nicht oder nur marginal entwicklungspolitisch engagiert. Die Analysen zeigen, dass die Bürger*innen sich zwar mehrheitlich niedrigschwellig über Entwicklungspolitik informieren und austauschen, aber nur ein kleiner Teil der Bevölkerung aktiv entwicklungspolitisch engagiert ist. Ebenso wie der Anteil der Spendenden für Entwicklungspolitik ist auch der Anteil an entwicklungspolitischen Spenden – gemessen am gesamten Spendenaufkommen – in den letzten zehn Jahren gesunken. Die am häufigsten genannten Gründe hierfür sind fehlende Informationen und ein Vertrauensdefizit gegenüber den Projekten und Spendenorganisationen.
Ohnmachtsgefühl angesichts globaler Herausforderungen
Die Ergebnisse des Meinungsmonitors zeigen, dass die Bevölkerung mehrheitlich das Gefühl hat, nichts an der Lage im globalen Süden ändern zu können – dies kann als Ohnmachtsgefühl angesichts massiver globaler Herausforderungen verstanden werden. Das Empfinden, selbst etwas bewirken zu können, ist jedoch ein wichtiger Einflussfaktor für entwicklungspolitisches Engagement.
Datengrundlage
Die genutzten bevölkerungsrepräsentativen Datenquellen umfassen Umfragedaten des Aid Attitude Tracker (AAT; 2012 bis 2018) und seines Nachfolgeprojekts Development Engagement Lab (DEL; ab 2019), eigene Erhebungen durch das Meinungsforschungsinstitut Respondi (2021) sowie Daten des GfK Charity Panels (2005 bis 2020). Die Fokusanalyse zu nachhaltigem Konsum greift zusätzlich auf Fokusgruppendiskussionen zurück. Eine Twitter-Analyse gibt Aufschluss über den entwicklungspolitischen Diskurs. Der vollständige Bericht „Meinungsmonitor Entwicklungspolitik 2022. Entwicklungspolitisches Engagement in Zeiten globaler Krisen und Herausforderungen“ ist auf der Website des DEval abrufbar.
Über das DEval
Das Deutsche Evaluierungsinstitut der Entwicklungszusammenarbeit (DEval) ist vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) mandatiert, Maßnahmen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit unabhängig und nachvollziehbar zu analysieren und zu bewerten. Mit seinen strategischen und wissenschaftlich fundierten Evaluierungen trägt das Institut dazu bei, die Entscheidungsgrundlage für eine wirksame Gestaltung des Politikfeldes zu verbessern und Ergebnisse der Entwicklungszusammenarbeit transparenter zu machen. Das Institut gehört zu den Ressortforschungs-einrichtungen des Bundes und wird von Prof. Dr. Jörg Faust geleitet.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Wissenschaftlicher Kontakt:
Dr. Martin Bruder
Abteilungsleitung Zivilgesellschaft, Menschenrechte
Tel: +49 (0)228 336907-970
E-Mail: martin.bruder@DEval.org
Originalpublikation:
https://www.deval.org/de/publikationen/meinungsmonitor-entwicklungspolitik-2022-entwicklungspolitisches-engagement-in-zeiten-globaler-krisen-und-herausforderungen