Edda Grabar, Dr. Ulrich Bahnsen und Joachim Budde erhalten den DGN-Medienpreis 2022
Seit 2008 schreibt die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) den „Deutschen Medienpreis Neurologie“ aus, der anlässlich des DGN-Kongresses verliehen wird. Mit dem Preis werden einmal jährlich Medienschaffende ausgezeichnet, die medizinisch, gesellschaftlich und gesundheitspolitisch relevante, laienverständliche und aufklärende Beiträge zu einem neurologischen Thema veröffentlicht haben. In diesem Jahr erhielten Dr. Ulrich Bahnsen (für einen Artikel in „Die Zeit“) und das Autorenteam Edda Grabar/Joachim Budde (für einen Artikel in der „Neue Zürcher Zeitung“) den mit insgesamt 5.000 Euro dotierten Preis.
Der Deutsche Medienpreis wird jährlich auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Neurologie vergeben. Es können Film-, Radio-, Web-, Print- und Multimedia-Beiträge eingereicht werden, eine Unterteilung in Kategorien erfolgt seit 2020 nicht mehr. „In diesem Jahr haben uns zwei Printbeiträge überzeugt und wir sind dankbar, dass es uns die jetzigen Statuten erlaubten, die aus unserer Sicht beiden besten Beiträge zu prämieren und nicht an Genre-Grenzen gebunden zu sein“, erläutert Prof. Dr. Peter Berlit, Generalsekretär der DGN und Mitglied der vierköpfigen Jury.
Edda Grabar und Joachim Budde gingen mit ihrem prämierten Beitrag möglichen neurologischen Komplikationen nach Corona-Impfungen nach. Der Artikel erschien am 21. Mai 2022 in der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) unter dem Titel „Krank nach der Corona-Impfung: Wie offen gehen Behör-den mit den seltenen Nebenwirkungen um?“ Das Autorenteam untersuchte zunächst anhand etwa 100 Studien, welche Nebenwirkungen tatsächlich als gesichert gelten und in welchem Verhältnis sie zu den Folgen von COViD-19-Erkrankungen stehen. Das Ergebnis war eindeutig: Vor allem die neuro-logischen Beschwerden treten nach der Impfung um ein Vielfaches seltener auf als nach der SARS-CoV-2-Infektion. Doch Grabar und Budde stießen auch auf ernüchternde Grenzen: Oftmals waren die Studien nicht vergleichbar oder nicht auf Deutschland übertragbar. Überhaupt gibt es zu wenig Daten aus Deutschland. Also wandten sie sich an Experten: Neurologen, Kardiologen, Immunologen, Hausärzte aber auch an die Aufsichtsbehörden. Seitens der DGN kam Prof. Dr. Harald Prüss, Sprecher der Kommission Neuroimmunologie, zu Wort. „Uns hat die umfassende Recherche überzeugt und die differenzierte Herangehensweise, auch die gute Balance zwischen den Stimmen der Patientinnen/Patienten und den wissenschaftlichen Fakten. Der Beitrag schafft es, das Leid der Betroffenen einzufangen, sie ernst zu nehmen, die Risiken der Impfung aber dennoch realistisch einzuordnen und sie denen der Infektion gegenüberzustellen. Das ist für uns medizinische Information und Aufklärung auf höchstem Niveau, die auch gesellschaftlich wirkt, da sie die bestehen-den tiefen Gräben zwischen Impfskeptikern und -befürwortern zu überwinden versucht“, erklärte Prof. Berlit in seiner Laudatio auf der Eröffnungsveranstaltung der Neurowoche 2022.
Edda Grabar schreibt seit mehr als 15 Jahren über biomedizinische Therapien, Pharmaforschung und Biotechnologie. Zuvor studierte sie an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz Biologie und Publizistik. Ihre Beiträge erscheinen in Die Zeit, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, Neue Zürcher Zeitung, dem Deutschlandfunk und anderen Wissenschaftsmagazinen. Derzeit ist die als Redakteurin bei „Die Welt“ tätig. Ihr Ko-Autor Joachim Budde ist freier Wissenschaftsjournalist, er studierte Journalistik an der Universität Dortmund und Geschichte an der Universität Bochum. Seit fast 20 Jahren arbeitet er vor allem für das öffentlich-rechtliche Radio (DLF, WDR, BR), für „Die Zeit“, den „Tagesspiegel“ und die „Neue Zürcher Zeitung“ sowie bei mehreren Projekten auf RiffRepor-ter.de.
Der zweite Beitrag, der heute mit dem Deutschen Medienpreis Neurologie prämiert wurde, ein Artikel von Dr. Ulrich Bahnsen, erschien am 19. Mai 2022 in „Die Zeit“. Er thematisiert den Zusammenhang zwischen Epstein-Barr-Virus (EBV)-Infektion und Multipler Sklerose (MS), sowie die Aus-sichten für eine Prävention persistierender Herpesviren durch Vakzine. mRNA-Impfstoffe gegen EBV befinden sich bereits in der klinischen Prüfung, weitere gegen andere Viren der Herpesfamilie wie dem Cytomegalie-Virus (CMV) sind in der Entwicklung. „Der Artikel greift ein hochaktuelles Thema der neurologischen Forschung auf: die Erkenntnis, dass Viren, auch solche, die vermeintlich ungefährlich sind, neuroimmunologische Erkrankungen auslösen können. Was wir für EBV und MS mit hoher Sicherheit annehmen können, eröffnet angesichts von SARS-CoV-2 und Post-COVID, aber auch dem Auftreten von schwer fassbaren, rätselhaften Erkrankungen wie ME/CFS ein ganz neues Forschungsfeld“, so der Laudator. „Die Art und Weise, wie Ulrich Bahnsen neue wissenschaftliche Erkenntnisse anschaulich erklärt und einordnet, hat uns erneut begeistert.“ Erneut, denn Bahnsen erhielt bereits 2016 den DGN-Medienpreis.
Dr. Ulrich Bahnsen hat Biologie mit Schwerpunkt Molekularbiologie studiert und im Bereich Neuro-genetik am Hamburger Uniklinikum promoviert. Er begann 1994 als Wissenschaftsjournalist zu ar-beiten, war fester freier Autor beim „Spiegel“ und Redakteur beim Schweizer Nachrichtenmagazin „Facts“. Seit 2001 ist er Redakteur bei „Der Zeit“ im Ressort Wissen. Darüber hinaus ist er als Buch-autor tätig – sein jüngstes Werk „Das Ende aller Leiden: Wie RNA-Therapien die Behandlung von Krebs, Herzkrankheiten und Infektionen revolutionieren“ erschien übrigens in Zusammenarbeit mit Edda Grabar.
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Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN)
sieht sich als wissenschaftliche Fachgesellschaft in der gesellschaftlichen Verantwortung, mit ihren über 11.700 Mitgliedern die neurologische Krankenversorgung in Deutschland zu sichern und zu verbessern. Dafür fördert die DGN Wissenschaft und Forschung sowie Lehre, Fort- und Weiterbildung in der Neurologie. Sie beteiligt sich an der gesundheitspolitischen Diskussion. Die DGN wurde im Jahr 1907 in Dresden gegründet. Sitz der Geschäftsstelle ist Berlin. www.dgn.org
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Stellvertretender Präsident: Prof. Dr. Lars Timmermann
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http://www.neuro-woche.org
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