Parkinson-Forschungspreis: 50.000 Euro für neue Therapeutika aus privater Spende
Die Parkinson Stiftung hat im Rahmen der Neurowoche 2022 den Innovationspreis Tremor verliehen. Prämiert wurde ein Forschungsvorhaben der AG Tremor der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG), in welchem eine neue Substanz auf tremorreduzierende Effekte und Verträglichkeit bei Menschen mit Parkinson getestet werden soll. Das Preisgeld in Höhe von 50.000 Euro dient als Starthilfe, um in einem frühen Projektstadium Schlüsselexperimente zu ermöglichen, die für klassische Förderprogramme zu risikoreich wären. Ermöglicht wurde dies durch die Spende eines Berliner Ehepaars, das selbst an Parkinson leidet.
„Wir sind dem großzügigen Stifter-Ehepaar sehr dankbar. Private Spenden wie diese sind von zentraler Bedeutung für die Parkinson-Forschung. Sie ermöglichen, die schnelle Entwicklung von Therapeutika auch unabhängig von der Pharmaindustrie voranzubringen“, betonte Prof. Jens Volkmann, Direktor der Neurologischen Universitätsklinik Würzburg und erster Vorsitzender der Parkinson Stiftung. Die Initiative der AG Tremor, eigenständig eine derartige von Wissenschaftlern initiierte klinische Studie durchzuführen, noch dazu im Umfeld verschärfter Europäischer Richtlinien für Arzneimittelstudien, bezeichnete er als „besonders bemerkenswert und unterstützungswürdig“. Die Arbeitsgruppe Tremor der DPG hat zum Ziel, die Erforschung und flächendeckende Behandlung von Tremor-Erkrankungen an spezialisierten Zentren zu unterstützen und zu verbessern. Der Preis wurde stellvertretend von PD Dr. med Franziska Hopfner, Oberärztin der Klinik für Neurologie der Medizinischen Hochschule Hannover, und Dr. med. Jos Steffen Becktepe, Oberarzt der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Kiel, entgegengenommen.
Hochspezifischer neuer Behandlungsansatz für Parkinson-Tremor
Der Tremor, also das unwillkürliche rhythmische Zittern eines Körperteils, ist ein charakteristisches Merkmal der Parkinson-Erkrankung, das bei etwa 80 Prozent der Patientinnen und Patienten auftritt – mit erheblichem Einfluss auf den Alltag und die Lebensqualität der Betroffenen. Als Standardtherapie zur Kontrolle des Tremors stehen neben neurochirurgischen Eingriffen (Tiefe Hirnstimulation) Medikamente zur Verfügung, auf die jedoch nicht alle Erkrankten ansprechen.
So auch im Fall des Stifter-Ehepaars, das nicht genannt werden möchte: „Ich habe im Sommer 2022 mehrere Wochen eine Medikamentenbehandlung erhalten – in meinem Fall leider ohne Wirkung und mit schweren Nebenwirkungen. Ich war schon 78 Jahre alt, als erste Anzeichen des Tremors bei mir auftraten. Wir sehen aber, dass immer mehr jüngere Menschen – im Alter von 40 oder 50 Jahren – von Parkinson betroffen sind. Deswegen wünschen wir diesem Forschungsprojekt viel Erfolg, im Namen aller von dieser tückischen Krankheit Betroffenen und ihrer Angehörigen.“
In dem geförderten Forschungsvorhaben geht es darum, eine neue, vielversprechende Substanz (Gaboxadol) in einer randomisierten Phase-II-Pilotstudie auf tremorreduzierende Effekte und Verträglichkeit bei Menschen mit Parkinson zu prüfen. Eine wichtige Rolle in der Pathophysiologie des Tremors spielen Veränderungen im GABAergen System. GABA-Rezeptoren, welche den Neurotransmitter γ-Aminobuttersäure (GABA – engl. gamma-amminobutyric acid) binden, zählen zu den inhibitorischen Neurotransmittern. Aus vorangegangenen wissenschaftlichen Untersuchungen gibt es fundierte Hinweise, dass bei Tremor inhibitorische Mechanismen im Hirn gestört sind. Gaboxadol kann durch die hochspezifische Besetzung der GABA-Bindestellen den GABA(A)-Rezeptor aktivieren und überdies die Blut-Hirn-Schranke überwinden, da es klein und lipophil ist.
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