Beratungsstelle der MSB unterstützt Angehörige bei assistiertem Suizid
Wenn ein Mensch erwägt einen assistieren Suizid in Anspruch zu nehmen oder durch assistierten Suizid verstorben ist, kann dies für nahestehende Personen, wie beispielsweise Familienangehörige, eine belastende und überfordernde Situation sein. Dennoch gibt es in Deutschland bisher keine spezifischen Unterstützungs- und Beratungsangebote für diese Menschen. Die Beratungsstelle an der MSB Medical School Berlin unter Leitung von Prof. Dr. Birgit Wagner richtet sich deshalb nun gezielt sowohl an Angehörige als auch an Berufsgruppen, die mit Menschen mit dem Wunsch nach assistierten Suizid arbeiten. Das Programm wird von einer wissenschaftlichen Studie begleitet.
Im Februar 2020 wurde das Verbot der geschäftsmäßigen Sterbehilfe in Deutschland durch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum §217 StGB aufgehoben. Durch das Urteil steht die Regelung zum assistierten Suizid im Fokus von gesellschaftlichen Debatten. In der Diskussion über das Thema Sterbehilfe standen bisher meist die Sterbewilligen im Fokus der Aufmerksamkeit. Beratungstermine bei Sterbehilfeorganisationen können zwar gemeinsam mit der sterbewilligen Person wahrgenommen werden, jedoch liegt der Fokus hier nicht vorwiegend auf der Entlastung der Angehörigen.
Der Verlust einer nahestehenden Person durch einen assistierten Suizid unterscheidet sich in vielen Aspekten von anderen Todesarten. Studien der letzten Jahre zeigten, dass ein assistierter Suizid bei einem Teil der Betroffenen auch psychische und psychosoziale Konsequenzen zur Folge haben kann. Für einige Angehörige kann es zwar entlastend sein zu wissen, dass die verstorbene Person nicht mehr leiden musste und sie sich auf den Verlust der nahestehenden Person vorbereiten konnten. Für andere Angehörige wird diese Art des Verlustes jedoch im Nachhinein als schwierig erlebt. So wird beispielsweise das Vereinbaren eines Sterbedatums häufig als problematisch empfunden, ebenso erleben die Angehörigen es als schwierig in der Phase vor dem assistierten Suizid in den Entscheidungsprozess einbezogen zu sein oder mit außenstehenden Personen darüber zu sprechen.
Die Beratung an der MSB Medical School Berlin richtet sich deshalb spezifisch an Angehörige, deren nahestehende Person einen assistierten Suizid erwägt oder bereits in Anspruch genommen hat, sowie an Berufsgruppen, die mit Menschen mit dem Wunsch nach assistiertem Suizid arbeiten, z.B. Angehörige der medizinischen und pflegenden Berufsgruppen, ehrenamtliche Besuchsdienste oder ambulante Hospizdienste. Die Beratungstermine werden von approbierten psychologischen Psychotherapeutinnen durchgeführt und können sowohl vor Ort in Berlin als auch als Videosprechstunde in Anspruch genommen werden und sind kostenlos.
Die Beratung ist ein unabhängiges und neutrales Angebot der Hochschulambulanz der MSB Medical School Berlin. Die Beratung wird im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie ausgewertet. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Website.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Laura Hofmann
MSB Medical School Berlin – Hochschule für Gesundheit und Medizin
Rüdesheimer Straße 50, 14197 Berlin
laura.hofmann@medicalschool-berlin.de
030 - 7668375-841
Weitere Informationen:
https://www.medicalschool-berlin.de/ambulanz-institut/psychotherapeutische-hochschulambulanz/forschungs-und-lehrambulanz/spezialambulanz-fuer-suizidpraevention/