BMBF bewilligt weitere 2,6 Millionen Euro für die Psilocybin-Depressionsstudie EPIsoDE von ZI und Charité
Die EPIsoDE-Studie zur Wirksamkeit und Sicherheit von Psilocybin in der Depressionstherapie erhält eine zusätzliche Förderung von knapp 2,6 Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim will damit zusammen mit den Partnern Charité – Universitätsmedizin Berlin und MIND Foundation in Berlin die Psychedelika-unterstützte Psychotherapie weiter voranbringen.
Psilocybin, der Wirkstoff aus den sogenannten „Zauberpilzen“, zählt zu den Psychedelika. Diese Substanzen können die Wahrnehmung, das emotionale Erleben und das Bewusstsein tiefgreifend verändern. Dies macht sie für die Behandlung psychischer Erkrankungen interessant. Pilotstudien haben gezeigt, dass Psilocybin eine schnell eintretende und langanhaltende Wirkung bei Depressionen, Angststörungen und Substanzgebrauchsstörungen haben kann. Daher gilt der Wirkstoff als vielversprechend, um Patientinnen und Patienten mit Depressionen zu helfen, bei denen andere Behandlungsmöglichkeiten erfolglos ausgeschöpft wurden. Doch bislang fehlt eine umfassende Evidenz für die Wirksamkeit von Psilocybin bei sogenannten therapieresistenten Depressionen. Um dies zu ändern und das Potenzial von Psilocybin genauer zu erforschen, ist im Jahr 2021 eine der weltweit größten Studien in diesem Bereich in Mannheim und Berlin gestartet. Das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim koordiniert die Studie, die zusammen mit den Partnern Charité – Universitätsmedizin Berlin sowie der MIND Foundation in Berlin durchgeführt wird.
Knapp 2,6 Millionen Euro für weitere Forschung
Die nun bewilligte zusätzliche Förderung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) von knapp 2,6 Millionen Euro (knapp 2,3 Mio. Euro gehen nach Mannheim, ca. 300.000 Euro nach Berlin) ermöglicht es, weiteren wichtigen wissenschaftlichen Fragestellungen nachzugehen. So sollen etwa biologische Merkmale der Teilnehmenden im Blut oder in Gewebeproben, sogenannte Biomarker, gemessen werden. Das Team um Prof. Dr. Gerhard Gründer erhofft sich davon weitere Hinweise darauf, wer von der psychedelischen Behandlung in welchem Ausmaß profitieren kann. Aber auch Studien zur Kosteneffektivität der Psychedelika-unterstützten Psychotherapie oder zur Akzeptanz dieser Art von Therapie bei TherapeutInnen, Kostenträgern und der Bevölkerung sind nun geplant.
„Diese neue Förderung durch den Bund trägt der potentiellen Bedeutung der Psychedelika-unterstützten Psychotherapie als innovative und vielversprechende Therapieform Rechnung“ sagt Prof. Dr. Gerhard Gründer, Leiter der Studie und zugleich Leiter der Abteilung Molekulares Neuroimaging am ZI.
Zwei Psilocybin-Sitzungen im Abstand von sechs Wochen
Die ersten Ergebnisse werden im Herbst 2023 erwartet. An der Studie können 144 Patientinnen und Patienten mit Depressionen im Alter von 25 bis 65 Jahren teilnehmen, bei denen andere Therapien nicht oder nicht mehr wirksam sind. Die Behandlung erfolgt in zwei zirka sechsstündigen Psilocybin-Sitzungen im Abstand von sechs Wochen. Hinzu kommen insgesamt drei vorbereitende Sitzungen sowie vier Integrationssitzungen, bei denen die Psilocybin-Erfahrungen mit therapeutischer Unterstützung in den persönlichen Lebenskontext eingebettet werden. In den Psilocybin-Sitzungen erhalten die Teilnehmenden entweder 5 oder 25 mg Psilocybin oder ein Placebo. Nach sechs und zwölf Monaten erfolgt jeweils eine Kontrolluntersuchung, um die langfristigen Effekte zu erfassen.
Über die Studie
Efficacy and safety of psilocybin in treatment-resistant major depression (EPIsoDE)
Bi-zentrische, randomisierte, doppelblinde, Placebo-kontrollierte Phase-II-Studie zur Untersuchung von Wirksamkeit und Sicherheit von 25 mg oralem Psilocybin im Vergleich mit 5 mg oralem Psilocybin (vermutlich nicht wirksame Kontrolldosis) oder 100 mg Nicotinamid (aktives Placebo), verabreicht in einem unterstützenden Setting bei therapieresistenter Depression
Die Studie wurde von einem internationalen Gutachtergremium dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) zur Förderung empfohlen und wird durch die gemeinnützige MIND Foundation finanziell und personell unterstützt. Studienstart war Juni 2021.
Welche PatientInnen können an der Studie teilnehmen?
Menschen mit einer therapieresistenten mittelschweren bis schweren Depression (HAM-D-Skalenwert ≥ 17) im Alter von 25 bis 65 Jahren, die
- keine Fälle von Psychosen und/oder manisch-depressiver Störung in der Familie haben,
- nicht unter Schizophrenie und anderen psychotischen Erkrankungen, Borderline-Persönlichkeitsstörung und/oder Substanzgebrauchsstörung leiden,
- keine ernsthaften körperlichen oder neurologischen Erkrankungen haben, die der Einnahme eines Psychedelikums entgegenstehen,
- weder schwanger sind noch stillen.
Kontakt
Interessierte können sich gerne in einem der beiden Studienzentren melden:
Mannheim: E-Mail: probanden.episode@zi-mannheim.de
Berlin: E-Mail: episode-studie@charite.de
Über das ZI
Das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) steht für international herausragende Forschung und wegweisende Behandlungskonzepte in Psychiatrie und Psychotherapie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Suchtmedizin. Die Kliniken des ZI gewährleisten die psychiatrische Versorgung der Mannheimer Bevölkerung. Psychisch kranke Menschen aller Altersstufen können am ZI auf fortschrittlichste, auf internationalem Wissensstand basierende Behandlungen vertrauen. Über psychische Erkrankungen aufzuklären, Verständnis für Betroffene zu schaffen und die Prävention zu stärken ist ein weiterer wichtiger Teil unserer Arbeit. In der psychiatrischen Forschung zählt das ZI zu den führenden Einrichtungen Europas. Seit 2021 ist es ein Standort des Deutschen Zentrums für Psychische Gesundheit. Das ZI ist institutionell mit der Universität Heidelberg über gemeinsam berufene Professorinnen und Professoren der Medizinischen Fakultät Mannheim verbunden.
Über die Charité
Die Charité – Universitätsmedizin Berlin ist mit rund 100 Kliniken und Instituten an 4 Campi sowie 3.099 Betten eine der größten Universitätskliniken Europas. Forschung, Lehre und Krankenversorgung sind eng miteinander vernetzt. Mit Charité-weit durchschnittlich 17.615 und konzernweit durchschnittlich 20.921 Beschäftigten gehört die Berliner Universitätsmedizin zu den größten Arbeitgebern der Hauptstadt. An einer der größten medizinischen Fakultät Deutschlands werden mehr als 9.000 Studierende in Human- und Zahnmedizin sowie Gesundheitswissenschaften und Pflege ausgebildet. Darüber hinaus werden 730 Ausbildungsplätze in 11 Gesundheitsberufen sowie 111 in 8 weiteren Berufen angeboten. Durch das Beschreiten neuer Wege in der Forschung, werden auch einzigartige, neuartige Behandlungsansätze für Betroffene ermöglicht, wie z.B. im Rahmen der EPIsoDE-Studie, durchgeführt als zweites Studienzentrum von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Campus Charité Mitte.
Über die MIND-Foundation
Die MIND Foundation ist eine europäische, gemeinnützige Wissenschafts- und Weiterbildungsorganisation, die psychedelische Forschung und Therapie fördert. Ihre Arbeit basiert auf dem neurobiologischen und psychologischen Potenzial von Psychedelika zur Verbesserung der psychischen Gesundheit und des Wohlbefindens in einem klinischen Umfeld. Die Programme der MIND Foundation umfassen die klinische Weiterbildung von Ärzten und Psychotherapeuten (APT) sowie Harm Reduction und Persönlichkeitsentwicklung.
Weitere Informationen:
https://episode-study.de/ Weitere Informationen finden sich auf der Webseite der EPIsoDE-Studie