Implantologie 2022/2023 Daten, Fakten, Positionen: Gut vernetzt in die Zukunft
„Die neuen Möglichkeiten der modernen dentalen Implantologie erfordern eine gute Vernetzung über Fachgrenzen hinweg, um Patientinnen und Patienten eine vorhersagbare Implantat-Behandlung anbieten können, “ erklärt DGI-Präsident Prof. Dr. Florian Beuer (Berlin) auf dem 36. Kongress der DGI, der vom 24. bis 26. November 2022 in Hamburg stattfindet. Vor allem die Betreuung von Risikopatienten benötigt eine enge Zusammenarbeit mit anderen zahnmedizinischen und medizinischen Fächern und eine intensive Fortbildung.
Geht ein Zahn verloren, sind Zahnimplantate für viele Menschen inzwischen die erste Wahl. Schätzungen zufolge implantieren Zahnärztinnen und Zahnärzte hierzulande pro Jahr 1,5 Millionen dieser künstlichen Zahnwurzeln als Träger von Zahnersatz. Implantate tragen Kronen und Brücken, geben Zahnprothesen festen Halt und verankern kieferorthopädische Apparaturen.
Alleine die steigende Zahl von Zahnzusatzversicherungen spiegelt das Interesse der Bundesbürger an hochwertigem Zahnersatz wider: Die Zahl der Zahnzusatzversicherungen ist im Jahr 2020 um mehr als eine halbe Million Versicherte gestiegen. Insgesamt haben damit rund 16,9 Millionen Deutsche eine private Zahnzusatzversicherung.
Die wachsende Bedeutung von Zahnimplantaten hat mehrere Gründe.
Ein breites Spektrum von Therapiekonzepten erlaubt es Zahnärztinnen und Zahnärzten, eine Implantattherapie den individuellen medizinischen und zahnmedizinischen Voraussetzungen, Bedürfnissen und persönlichen Wünschen von Patientinnen und Patienten anzupassen. Gleichzeitig schwinden die Kontraindikationen. Diabetes mellitus, Osteoporose oder Herz-Kreislauferkrankungen sind bei gut eingestellten Patientinnen und Patienten grundsätzlich keine Kontraindikationen mehr.
Allerdings erfordert die Therapie von Risikopatienten auch die Expertise verschiedener Fachrichtungen. Darüber hinaus spielt die Implantologie als Querschnittfach auch bei anderen Fachrichtungen eine Rolle, etwa in der Kieferorthopädie oder der Parodontologie. „Die Biologie ist der entscheidende Katalysator, der alle beteiligten Gebiete miteinander vernetzt, sie ist der Kompass für uns in der Implantologie und wir haben sie darum auch in den Mittelpunkt unseres Kongresses gestellt“, sagt Professor Beuer.
Implantologie kann im Studium nicht gelehrt werden.
Kritisch sieht der DGI-Präsident, dass die Implantologie auch nach Einführung der neuen Approbationsordnung im Studium der Zahnmedizin nicht im erforderlichen Maß gelehrt wird – ein Schicksal, dass das Gebiet mit den prothetischen Themen teilt, die ebenfalls reduziert wurden. „Das Studium vermittelt nur Grundlagen und die Vermittlung tieferen Wissens wurde in den postgradualen Bereich verschoben“ bedauert Professor Beuer. Dies erfordert den weiteren Ausbau entsprechender postgradualer Fortbildungsangebote und Masterstudien-gänge. Langfristig ist es ein Ziel der DGI, den Spezialisten bzw. den Fachzahnarzt für Implantologie zu etablieren.
Fortbildungsangebote für den Nachwuchs.
Auf die neuen Erfordernisse hat die DGI bereits reagiert – es gibt in Ergänzung des etablierten Curriculums Implantologie kleine Kurs-Serien für Implantatchirurgie und -prothetik, die relevantes Basiswissen vermitteln und junge Zahnärztinnen und Zahnärzte auf ihrem Weg in die Implantologie begleiten. Hinzu kommen neue Qualifikationen der DGI, die den Nachweis bestimmter Fähigkeiten und Kenntnisse erfordern und nach einer Prüfung vergeben werden.
Kooperation mit der Zahntechnik.
Dem DGI-Präsidenten ist jedoch nicht nur die Zusammenarbeit der medizinischen Fächer ein großes Anliegen. „Die Kooperation mit der Zahntechnik ist ebenso wichtig und muss ausgebaut werden“, so Professor Beuer. Auch diese Berufsgruppe soll sich in der DGI zu Hause fühlen: „Wenn die Mitgliederversammlung auf dem Kongress zustimmt, werden Zahntechnikerinnen und Zahntechniker als stimmberechtigte Mitglieder die Entwicklung unserer Gesellschaft beeinflussen und Impulse setzen können.“
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