Kein Allheilmittel für Klimaschutz in der Landwirtschaft
Um die Treibhausgase in der Landwirtschaft zu reduzieren, sind vielfältige Maßnahmen nötig - ein Allheilmittel gibt es nicht. Das kristallisierte sich bei der diesjährigen Jahrestagung des bundesweiten Expertennetzwerkes THeKLa in Straubing heraus. Etwa hundert Teilnehmer wohnten der zweitägigen Veranstaltung hybrid und in Präsenz bei und diskutierten über die aktuellen Entwicklungen in der Praxis.
Die Schwerpunkte der diesjährigen Tagung lagen auf den Bereichen Agroforst, Boden sowie Bilanzierung und Beratung. Agroforstsysteme mischen bewusst Elemente des Ackerbaus mit der Forstwirtschaft und tragen zu Windschutz, Erhöhung der Biosdiversität und Kohlenstoffsequestrierung – der Speicherung von Kohlenstoff im Boden – bei. Dr. Martin Wiesmeier von der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) warnte allerdings davor, in dieser Kulturtechnik ein „Allheilmittel“ für die Kohlenstoffsequestrierung zu sehen. Unter Hecken und bei Alley Cropping – dem wechselseitigen Anbau von Gehölzen und Feldfrüchten – sei die Speicherung von Kohlenstoff im Boden vergleichsweise hoch. Bei der am häufigsten vorkommenden Form des Agroforst, der Kombination von Nutztierhaltung und forstwirtschaftlichen Systemen sei allerdings keine Kohlenstoffspeicherung bzw. ein negativer Effekt zu beobachten. Umso wichtiger seien Standards für die Anrechnung der Kohlenstoffspeicherung (Zertifizierung).
Dr. Axel Don vom Thünen-Institut für Agrarklimaschutz in Braunschweig warb dafür, das Potential des Humusaufbaus in Deutschland nicht überzubewerten. Dieses läge bei einer theoretischen Kompensation von 3-6 Mio. Tonnen CO2 pro Jahr, wenn alle derzeit diskutierten Maßnahmen zum Humusaufbau umgesetzt werden würden. Dem gegenüber stehen über 100 Mio. Tonnen CO2 nationale landwirtschaftliche Emissionen pro Jahr (inklusive Moornutzung). Dennoch sei Humusaufbau mehr als Klimaschutz. Als zentralen Indikator für Bodenfruchtbarkeit und Bodengesundheit sei Humus ein wesentlicher Faktor für die Ernährungssicherheit.
Damit das Wissen auch in die Praxis gelangt, wird neben der Bilanzierung auch die Beratung von Betrieben als zentraler Schlüssel im THeKLa-Netzwerk gesehen. Beispiele hierfür lieferten weitere Referenten aus Österreich und Hessen, die aus der langjährigen Erfahrung einzelbetrieblicher Bilanzierung und Beratung berichteten.
„Klimaschutzmaßnahmen per Verordnung sind wenig erfolgsversprechend“, schloss Harald Becker, Koordinator des THeKLa-Netzwerks. „Mit unserer Netzwerkarbeit möchten wir dahingehend sensibilisieren, nicht über, sondern mit Landwirten zu sprechen.“ Es sei elementar, Landwirte bei der Entwicklung und Umsetzung möglicher Maßnahmen von vornherein miteinzubeziehen.
THeKLa ist das bundesweite Experten-Netzwerk "Treibhausgasbilanzierung und Klimaschutz in der Landwirtschaft". Es ist am Technologie- und Förderzentrum (TFZ) in Straubing angesiedelt und wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft über die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. finanziert. Weitere Informationen unter www.thekla-netzwerk.de.
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