Wohnprojekte im Quartier: Eigennutz und Altruismus
vhw – Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung veröffentlicht Studie zur Bedeutung zivilgesellschaftlich initiierter Wohnprojekte für die Stadtentwicklung.
Die Studie untersucht ein breites Spektrum an Wohnprojekten und deren Engagement für ihr Lebensumfeld. Es wird deutlich: Die Projekte leisten viele kleine Beiträge für das Zusammenleben und die Entwicklung im Quartier. Sie handeln dabei häufig gleichzeitig eigennützig und altruistisch und bieten als intermediäre Akteure Raum und ein soziales Umfeld jenseits der etablierten sozialen, institutionellen und staatlichen Angebote und Strukturen. Ein Mehr an solchen kleinteilig wirksamen Strukturen könnte einen wichtigen Beitrag zur Stabilität des Zusammenlebens im Quartier leisten. Im Rahmen der Studie wurden 20 Projekte befragt, von denen zehn für intensivere Fallstudien ausgewählt wurden - diese bilden das empirische Kernstück des Forschungsprojekts
Niederschwelligkeit und Informalität als zentrale Charakteristika
Die Studie liefert wichtige Erkenntnisse zur Beschaffenheit der Projekte, deren Potenziale aber auch Grenzen. Zu den zentralen Erkenntnissen zählen u. a.:
- Projekte sind Hort vielfältiger Aktivitäten: Die Engagierten in den Projekten betätigen sich nach innen für die Anliegen und Ziele ihres eigenen Projektes sowie sozial und kulturell nach außen ins Umfeld.
- Dynamik als Konstante: Insbesondere länger bestehende Projekte zeigen vielfältige Formen und Möglichkeiten des permanenten Wandels. Ihre Kleinteiligkeit und Informalität machen die Projekte widerstandsfähig und ermöglichen damit deren dauerhaftes Engagement.
- Mehrwert fürs Quartier: Alle untersuchten Projekte bemühen sich um eine gute bauliche und soziale Integration ins Quartier.
- Immer vor-Ort-sein – der feine Unterschied: Als entscheidender Unterschied der kleinen gemeinschaftlichen (Wohn-)Projekte im Gegensatz zu größeren Quartiersakteuren im Wohnsektor erweist sich das beständige Vor-Ort-Sein.
Professor Dr. Klaus Selle, Projektleiter der Studie: „Es wird deutlich, dass gemeinschaftlich orientierte Projekte mit dem Schwerpunkt Wohnen im Quartier wertvolle Funktionen erfüllen können. Daher ist es wichtig, diese Projekte zu unterstützen – was nicht ganz einfach ist, da ihr Charme und ihre Qualität ja gerade in der Niedrigschwelligkeit und Informalität abseits institutionalisierter Reglements besteht.“ Die Studie knüpft an Arbeiten der vhw-Forschung im Bereich koproduktive Stadtentwicklung und zivilgesellschaftliches Engagement an. Bearbeitet wurde das Projekt von plan zwei Stadtplanung und Architektur zwischen Winter 2019 und Frühjahr 2022.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Dr. Lars Wiesemann, Koordinator des Forschungsclusters Urbaner Wandel und Seniorwissenschaftler vhw e. V., lwiesemann@vhw.de
Originalpublikation:
Berding, U., Grafinger, M., Havemann, A., Klehn, K. (2022): Gemeinschaftlich wohnen und mehr… Projekte im Quartier: Bezüge, Impulse, Potenziale. vhw-Schriftenreihe Nr. 35. Berlin.
Weitere Informationen:
https://www.vhw.de/forschung/wohnen-in-der-stadtentwicklung/akteure-markt-und-handlungsweisen/projekte/wohnprojekte-im-quartier-piq/ Weitere Informationen zum Projekt