Vier Auszeichungen beim Designpreis Rheinland-Pfalz 2022 für den Campus Gestaltung
„Der Designpreis Rheinland-Pfalz ist eine ganz besondere Auszeichnung, da die Arbeiten die hohe Kompetenz und Innovationskraft des Designs im Land belegen. So unterschiedlich die prämierten Projekte im Einzelnen auch sind: Sie sind allesamt Zeugnis des Erfindungsgeistes und des Gestaltungswillens in Rheinland-Pfalz“, so Petra Dick-Walther, Staatssekretärin im Wirtschaftsministerin Rheinland-Pfalz.
Vier Auszeichungen in der Kategorie Talents für den Campus Gestaltung! Die insgesamt 15 Arbeiten, die dieses Jahr prämiert wurden, umfassen Bewegbild-Projekte und Raum-Installationen genauso wie Verpackungsdesigns. Deutlich wird zudem, dass das gedruckte Buch allen neuen Medien zum Trotz noch lange nicht ausgedient hat: Allein vier Bücher sowie ein Ausstellungskatalog zählen zu den ausgezeichneten Arbeiten 2022. Alle ausgezeichneten Arbeiten werden auf www.designpreis-rlp.de präsentiert.
ERINNERLICHT – GEGEN DAS VERGESSEN
Auszeichnung Kommunikation im Raum
Zwischen 1941 und 1943 wurden von Trier aus knapp 650 Bürgerinnen und Bürger in Ghettos, Konzentrations- und
Vernichtungslager deportiert. Voraus- gegangen war gesellschaftliche Ausgrenzung, was sich beispielsweise an den markierten Kennkarten zeigt, deren Mitführung für jüdische Bürgerinnen und Bürger zu dieser Zeit in Deutschland Pflicht war. Ausgehend von diesen über 300 im Stadtarchiv Trier überlieferten Kennkarten entstand die Installation ERINNERLICHT. Sie gab den Besucher:innen die Möglichkeit, Einzelschicksale hinter dem Akt der Entrechtung und Deportation zu erkennen und etwas über das Leben der Menschen in Trier vor der Deportation zu erfahren. Mit der Installation hatten die Besucher:innen die Möglichkeit, das Schicksal der Trierer Opfer der Shoah zu beleuchten. Je mehr Menschen an der Installation teilnahmen, um einer verfolgten Person zu gedenken, desto heller erstrahlte der Innenhof der Porta Nigra. Nach dem ersten Blick auf die hängenden Kennkarten wurde man an den Monitor-Stelen zu einer „Lichtspende“ aufgefordert. Mit dem Handy oder einer Taschenlampe angeleuchtet, erschien auf dem Bildschirm ein Portrait-Foto einer deportierten Person, deren Name, Beruf und Herkunft. Zusätzlich wurde ein QR-Code eingeblendet, der einen direkten Link zur jeweiligen Person in der WebApp des Projekts beinhaltete.
erinnerlicht-trier.de
Lorenz Fischer, Sophie Fischer, Bastian Franz, Marc Hary, Marian Kost, Leon Morbach, Johann Ober, Sandy Panacek, Vardan Sharma, Julia Wolf
Betreuung: Prof. Daniel Gilgen, Jonas Eiden/Intermedia Design
KALEIDOSKOP DER ZENSUR – INDEX MONO
Auszeichnung Editorial Design
Zensur hat viele Gesichter, aber eines haben sie alle gemeinsam: das Vorenthalten von Informationen. Das passiert im Extremfall auf zwei Arten: durch Schwärzen und durch Verschwindenlassen. Ich habe eine Schrift gestaltet, die diese beiden Extreme der Zensur in sich vereint: die INDEX Mono. Das Ziel der INDEX Mono ist es, mahnend auf Zensur aufmerksam zu machen. Dabei kommt der Schrift als Medium der Sprache eine besondere Bedeutung zu: Sie ist die Grundlage unserer Kommunikation. Das heißt, die Gestaltung dient der Visualisierung von Zensur. INDEX Mono soll darauf aufmerksam machen, wie Zensur uns von der Wirklichkeit entfernt, wenn Bindeglieder verloren gehen, die uns helfen, die Welt zu interpretieren. Um dem Thema einen Raum zu geben, habe ich ein Buch gestaltet, dass die Schriftart in ihrer Anwendung zeigt und einen kaleidoskopischen Blick auf das Thema Zensur wirft. Den Kern des Buches bildet ein visueller Essay mit Fotomaterial, Zeitungsausschnitten, Zitaten, Dokumenten und Bildern, welche immer wieder aktuelle Bezüge und Verknüpfungen zum Vorschein bringen. Die Gestaltung spielt mit dem Verschwindenlassen oder Verdecken von Informationen. Auf das Zensierte kann immer nur durch dessen Kontext, also das, was zurückbleibt, verwiesen werden. „Kaleidoskop der Zensur – INDEX Mono“ sammelt das, was das Zensierte hinterlässt: „the absence of presence".
Christine Rudi – Betreuung: Prof. Andreas Hogan/Kommunikationsdesign
TIME IS A KILLER
Auszeichnung Bewegtbild
Eine alte, geheimnisvolle Dame, eine junge Göre. Plötzlich – ein Knall. Blut tropft. Der Kurzfilm „TIME IS A KILLER“ präsentiert die Thematik meiner Bachelorarbeit: das Vergehen von Zeit. Ich hasse die Zeit, will sie ignorieren und verleugnen. Ich versuche alles, schreie sie an, beleidige sie und bin vor allem wütend, weil absolut nichts die Zeit anhalten kann. Ich mache viele Experimente, drehe kurze Stop-Motion-Filme, arbeite mit Knetmasse und spiele mit lebensgroßen Papierkleidern. Immer mit dabei: meine alte Lieblingszeitschrift – die Bravo. Auf meiner kleinen, emotionalen Reise rund um das Akzeptieren von Veränderungen überschreite ich die Grenzen einer Bachelorarbeit in Modedesign hin zum Bewegtbild. Es entsteht ein interdisziplinäres Gesamtkonzept, welches im Kurzfilm „TIME IS A KILLER“ zusammengefasst wird. Der Film erzählt die Geschichte von zwei mysteriösen Charakteren, deren Beziehung zueinander offen bleibt. Im Zusammenspiel vom Soundtrack zum Film, meiner Modekollektion und dem Set-Design wird eine bizarre Szenerie geschaffen. Es liegt etwas Bedrohliches und zugleich Belustigendes in der Luft, die Stimmung spitzt sich immer weiter zu und der Zuschauer wird schließlich rätselnd zurückgelassen.
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Gloria Hohmeister – Betreuung: Prof. Dirk Wolfes, Modedesign
WO SIND DIE KÜNSTLERINNEN?
Auszeichnung Illustration
Die bekanntesten, berühmtesten und bewegendsten Künstler scheinen immer Männer zu sein. Der Kunstmarkt und die Kunstgeschichte lassen viele Künstlerinnen im Schatten stehen. Wenn man an Kunst denkt, denkt man an Picasso, Van Gogh, Dali oder Da Vinci. Warum nicht an O'Keeffe, Af Klint, Bourgeois oder Kusama? Mit diesem Buchprojekt habe ich mich auf die Spuren der vergessenen Künstlerinnen begeben. Obwohl die Künstlerinnen ein großes, beeindruckendes Werk vorzuweisen haben, gerieten sie in Vergessenheit. Es ist an der Zeit, den Frauen die Aufmerksamkeit zu schenken, die sie schon jahrelang verdient haben. Das Buch „Wo sind die Künstlerinnen?“ ist in zwei Teile aufgeteilt. Der erste Teil klärt über die geschichtlichen Hintergründe auf und klärt dabei die Fragen, warum wir so wenige Künstlerinnen kennen und wie Frauen in der Geschichte der Kunst positioniert waren. Der darauffolgende Teil stellt einige Künstlerinnen, ihre Lebensgeschichten und ihre Werke genauer vor. Neben dem Buchprojekt sind auch Posterzines zu den einzelnen Künstlerinnen entstanden. Diese kann man als achtseitige Broschüre durchblättern. Wenn man das Zine auffaltet, verbirgt sich ein Posterauf der Rückseite. Die Geschichten der vergessenen Künstlerinnen müssen erzählt werden.
jessicafrascht.com
Jessica Frascht – Betreuung: Prof. Henriette Sauvant, Kommunikationsdesign
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Susanne Krämer
Weitere Informationen:
https://www.hochschule-trier.de/gestaltung/campus/aktuelles/news/news-detail/vier-auszeichungen-in-der-kategorie-talents-beim-designpreis-rheinland-pfalz-2022