Aktuelle Zi-Studie zu Impfungen von Kindern und Jugendlichen veröffentlicht
Kontinuierlicher Anstieg der Impfzahlen im Zeitraum 2012-2020 // Schutzimpfungen gegen Keuchhusten, Masern, Mumps und Röteln besonders häufig // Kinder- und Jugendmediziner größte impfende Arztgruppe
Berlin, 15. Dezember 2022 – Die Impfzahlen der meisten Kinder- und Jugendimpfungen haben von 2012 bis 2020 kontinuierlich zugenommen. Die Zahl der Impfungen gegen Keuchhusten (Pertussis) stieg dabei stetig von etwa 3,1 Millionen im Jahr 2012 auf 3,7 Millionen 2019 (+20 Prozent). In den beiden darauffolgenden Jahren sank diese Zahl wieder unter den Stand von 2012. Die Zahl der Masernimpfungen stieg ebenfalls kontinuierlich von knapp 1,2 Millionen 2012 auf knapp 1,5 Millionen Fälle 2019 (+27 Prozent). 2020 war dann ein sprunghafter Anstieg auf knapp 1,8 Millionen Fälle zu beobachten (+53 Prozent im Vergleich zu 2012). Im Folgejahr zeigen die vertragsärztlichen Abrechnungsdaten dann wieder einen Rückgang auf 1,6 Millionen Masernimpfungen. Dieser Wert liegt allerdings immer noch über dem des Jahres 2019. Ein vergleichbarer zeitlicher Trend der Impfzahlen zeigte sich auch für die Mumps-, Röteln- und Varizellenimpfungen.
Das sind die zentralen Ergebnisse einer aktuellen Versorgungsatlas-Studie des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) zu „Impfungen von Kindern und Jugendlichen in der vertragsärztlichen Versorgung“. Dabei sind insbesondere auch die Versorgungsanteile relevanter Haus- und Facharztgruppen 2012 bis 2021 untersucht worden.
„Zwischen 2012 und 2021 sehen wir teilweise deutlich steigende Zahlen bei wichtigen Impfungen im Kindes- und Jugendalter. Den größten und zunehmenden Versorgungsanteil hat wie erwartet die Kinder- und Jugendmedizin. Die bereits 2012 deutlich geringeren Anteile der hausärztlichen und gynäkologischen Versorgung haben in fast allen Bereichen der Kassenärztlichen Vereinigungen abgenommen“, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried. Nur im Hinblick auf die HPV-Impfung habe ein relevanter gynäkologischer Versorgungsanteil bestanden. Dieser sei aber im Untersuchungszeitraum weiter abgesunken. „Exogene Faktoren wie gesetzgeberische Vorgaben beim Masernschutzgesetz, das COVID-19-Pandemiegeschehen oder die Einführung geschlechtsspezifischer Impfempfehlungen hatten einen erheblichen Einfluss auf die erbrachten Impfleistungen insgesamt“, so von Stillfried weiter.
Im ersten Jahr der Untersuchung (2012) ist der überwiegende Anteil der Impfungen von Kinder-und Jugendmediziner:innen geleistet worden. Deren Anteil variierte zwischen 75 Prozent (Influenzaimpfung) und 93 Prozent (Varizellenimpfung). Die zweitgrößte impfende Arztgruppe waren Allgemeinmediziner:innen und Hausarztinternist:innen, deren Anteil zwischen 7 (Varizellenimpfung) und 24 Prozent (Influenzaimpfung) lag. Im Verlauf des Untersuchungszeitraums stieg bei den Impfungen gegen Pertussis, Varizellen und Influenza der Anteil der Kinder- und Jugendmediziner:innen an allen Impfungen kontinuierlich an. Entsprechend reduzierte sich der Anteil der Hausärzt:innen. Am stärksten zeigte sich diese Entwicklung für die Influenzaimpfung mit +7 Prozentpunkten beim Anteil der impfenden Kinder- und Jugendmediziner:innen zwischen 2012 und 2021. Eine völlig andere Situation war bei der HPV-Impfung zu erkennen: Im Jahr 2012 haben Kinder- und Jugendmediziner:innen die meisten Impfungen verabreicht (41 Prozent), dicht gefolgt von Frauenärzt:innen (39 Prozent). An dritter Stelle standen Hausärzt:innen mit 20 Prozent. Bis zum Jahr 2018 (bis zu diesem Jahr bestand die Impfempfehlung ausschließlich für Mädchen) stieg der Anteil der Kinder-und Jugendmediziner:innen auf 47 Prozent an, der Anteil der Frauenärzt:innen sank von 39 Prozent im Jahr 2012 auf 22 Prozent im Jahr 2018. Ab dem Jahr 2019 (Jahr der Implementierung der Impfempfehlung durch die STIKO auch für Jungen) stieg der Anteil der Kinder- und Jugendmediziner:innen von 47 Prozent (2018) auf 61 Prozent (2019). Andere Arztgruppen spielten außer bei der HPV-Impfung ab 2015 keine relevante Rolle bei der Impfversorgung von Kindern und Jugendlichen.
Datengrundlage waren die bundesweiten vertragsärztlichen Abrechnungsdaten gemäß § 295 SGB V aus den Jahren 2012 bis 2021. Diese Daten sind von den 17 Kassenärztlichen Vereinigungen bereitgestellt worden. Der Datensatz umfasst unter anderem alle von den Vertragsärzten abgerechneten Leistungen derjenigen Versicherten der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), die im jeweiligen Jahr mindestens einmal eine vertragsärztliche Versorgung in Anspruch genommen haben. Die Studienpopulation bildeten Kinder und Jugendliche bis zu einem Alter von 17 Jahren (im Jahr 2021 N = 11.828.525). Die durchgeführten Impfungen gegen Pertussis, Masern, Mumps, Röteln, Varizellen und HPV-Infektion sowie gegen die saisonale Influenza wurden anhand der KV-spezifischen Abrechnungspositionen, den sogenannten Symbolnummern, identifiziert.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Dr. Jörg Bätzing
Fachbereichsleiter Regionalisierte Versorgungsanalysen & Versorgungsatlas
Tel: 030 4005 2419
jbaetzing@zi.de
Originalpublikation:
Akmatov MK, Hu E, Holstiege J, Kohring C, Dammertz L, Heuer J, Bätzing J.: Impfungen von Kindern und Jugendlichen in der vertragsärztlichen Versorgung – Versorgungsanteile relevanter Haus- und Facharztgruppen, 2012 bis 2021. Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi). Versorgungsatlas-Bericht Nr. 22/09. Berlin 2022. > https://doi.org/10.20364/VA-22.09
Weitere Informationen:
https://www.versorgungsatlas.de – Der Versorgungsatlas ist ein Angebot des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland (Zi). Der Versorgungsatlas stellt Informationen aus der medizinischen Versorgungsforschung bereit. Der Schwerpunkt liegt dabei in der Untersuchung und kartografischen Darstellung regionaler Unterschiede. Dadurch sollen Verbesserungen der Gesundheitsversorgung in den Regionen angeregt und gefördert werden.