Landesstelle Glücksspielsucht in Bayern startet Online-Streetwork
Am 16. Januar 2023 startet die Landesstelle Glücksspielsucht in Bayern (LSG) ihr neuestes und im Bereich Glücksspielsucht deutschlandweit einzigartiges Projekt dieser Art: Online-Streetwork. Ziel ist, Menschen mit glücksspielbezogenen Problemen dort zu erreichen, wo sie sich zunehmend aufhalten und ihr Geld verspielen, nämlich im Internet. Konrad Landgraf, Geschäftsführer der LSG, ist überzeugt: „Immer mehr Menschen zocken im Web. Und genau da wollen wir jetzt sein und unsere Hilfe anbieten.“
Mit Online-Streetwork bietet die LSG neben ihren Info-Websites, Social-Media-Auftritten und Smartphone-Apps nun eine weitere Form der digitalen Unterstützung an. Denn Landgraf ist der Meinung, dass Suchthilfe nicht nur im persönlichen Gespräch funktioniert, sondern auch die neuen digitalen Formen eine überaus wichtige Ergänzung sind. „Mit Online-Streetwork können wir Menschen mit riskantem, problematischem oder pathologischem Glücksspielverhalten einen ganz neuen und niedrigschwelligen Zugang anbieten. Damit erhoffen wir uns, vor allem auch jüngere Menschen frühzeitig zu erreichen. Und zwar, bevor sie eine tiefgreifende Problematik entwickelt haben.“
Das Team besteht zunächst aus neun Sozialpädagoginnen und -pädagogen mit viel Beratungserfahrung im Bereich Glücksspielsucht. Neben den einschlägigen sozialen Medien wie Facebook und Instagram wird das Streetwork-Team in verschiedenen Glücksspielforen präsent sein, in denen sich Zockerinnen und Zocker über ihre Spielerlebnisse austauschen. Hier möchten sie sich in Gespräche einmischen, informieren, Vertrauen aufbauen und bei Bedarf ihre Hilfe anbieten.
Neben der Geschäftsstelle der LSG sind folgende Stellen beteiligt:
• Psychosoziale Suchtberatungs- und Behandlungsstelle Caritas Donauwörth
• Suchtfachambulanz Caritas Augsburg
• Suchtberatung SkF Bamberg e.V.
• Suchthilfezentrum Stadtmission Nürnberg e.V.
• Psychosoziale Beratungsstelle Caritas Würzburg
Die Glücksspielanbieter verlagern ihre Angebote zunehmend ins Web und setzen jährlich allein in Deutschland einen zweistelligen Milliardenbetrag um. Verstärkt wird dieser Trend auch durch die Legalisierung von Online-Glücksspiel wie Sportwetten, virtuelle Automaten und Online-Casinos nach dem neuen Glücksspielstaatsvertrag 2021. Landgraf hat diese Entwicklung in der Vergangenheit stets mit deutlichen Worten kritisiert und bleibt bei seinem Urteil: „Online-Glücksspiel in diesem Umfang zu legalisieren, halte ich für falsch. Da wir die Entscheidung des Gesetzgebers aber nicht ändern können, bemühen wir uns als Hilfeanbieter um Schadensbegrenzung und zeigen ebenfalls online verstärkt Präsenz. Nicht zuletzt, um die dort meist verharmlosende oder gar verherrlichende Darstellung von Glücksspielen kritisch zu hinterfragen und auf die Gefahren aufmerk-sam zu machen."
Link zum Instagram-Auftritt: https://www.instagram.com/streetwork.gambling
Die Landesstelle Glücksspielsucht koordiniert bayernweit Prävention, Forschung, Beratung und Hilfe rund um das Thema pathologisches Glücksspielen. Sie besteht seit Juni 2008 und wird vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege finanziert. Kooperationspartner sind die Bayerische Akademie für Sucht- und Gesundheitsfragen BAS Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt), der Betreiberverein der Freien Wohlfahrtspflege Landesarbeitsgemeinschaft Bayern für die Landesstelle Glücksspielsucht in Bayern e.V. und das IFT Institut für Therapieforschung München. Die LSG arbeitet fachlich unabhängig und ist nicht weisungsgebunden.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Konrad Landgraf