Die Rolle der Polizei in der psychiatrischen Versorgung: Suche nach Antworten
Interdisziplinäres Symposium unter Leitung des LWL-Universitätsklinikums Bochum mit Vorträgen aus Psychiatrie, Polizei- und Rechtswissenschaften
Wie können Psychiatrie und Polizei konstruktiv zusammenarbeiten? Im Rahmen der psychiatrischen Versorgung treffen sie regelmäßig aufeinander, und im Kontakt mit psychisch erkrankten Menschen in Krisensituationen sind Polizist:innen in Gefährdungslagen unter Umständen an deren Einweisung in die Psychiatrie beteiligt. In einem interdisziplinären digitalen Symposium, zu dem die Forschungsgruppe SALUS unter Leitung der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Präventivmedizin im LWL-Universitätsklinikum Bochum des Landschaftverbandes Westfalen-Lippe (LWL) am 11. Januar 2023 einlädt, werden Wissenschaftler:innen „Die Rolle der Polizei in der psychiatrischen Versorgung“ aus Sicht der Psychiatrie sowie der Rechts- und Polizeiwissenschaften kritisch betrachten und diskutieren.
„Beispielsweise zeigen sich nicht selten Defizite in der Ausbildung von Polizist:innen im angemessenen Umgang mit Personen mit psychischen Erkrankungen“, stellt Prof. Dr. Georg Juckel fest. „Das Symposium hat das Ziel, einen konstruktiven Dialog einzuleiten, um Widerstände auf allen Seiten aufzulösen.“ An der Schnittstelle von Polizei und Psychiatrie ergibt sich zudem im Bereich der Gefahrenabwehr schon länger die Frage nach den jeweiligen Zuständigkeiten. So wird vor allem die ordnungspolitische Funktion der Psychiatrie seit einigen Jahren wieder intensiv diskutiert, verbunden mit Forderungen, diesen Bereich – sofern Maßnahmen gegen den Willen einer Person erfolgen – allein der Polizei und der Justiz zu übertragen.
Die Vorträge befassen sich unter anderem mit dem polizeilichen Umgang mit psychisch erkrankten Personen und den Risiken für alle Betroffenen, mit trialogischen Lösungsansätzen, von denen alle Beteiligten profitieren können, sowie mit der Psychiatrie ohne Zwang.
Anmeldungen sind noch heute (10. Januar 2023) per E-Mail forschungundlehre@lwl.org möglich.
Info zum Forschungsprojekt SALUS:
Anwendung von Zwang in der Behandlung von psychisch erkrankten Menschen wird nicht nur in der Psychiatrie-Fachwelt, sondern auch in der breiten Öffentlichkeit kontrovers diskutiert. Eine vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Forschungsgruppe namens SALUS möchte mit Handlungsempfehlungen für Klarheit sorgen: Gemeinsam mit dem Institut für Medizinische Ethik und Geschichte der Medizin der Ruhr-Universität Bochum wird sich die Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Präventivmedizin des LWL-Universitätsklinikums Bochum im Rahmen eines sechsjährigen interdisziplinären Forschungsprojekts bis 2024 mit den bislang wenig erforschten ethischen Konflikten zwischen Selbstbestimmung, gesundheitlichem Wohl und Sicherheit in der klinischen Praxis auseinandersetzen. In die Untersuchungen fließt Wissen aus Medizinethik, Philosophie, Psychiatrie, Rechtswissenschaften und Psychologie ein, um unter anderem zu analysieren, inwiefern gesetzliche Veränderungen für das Selbstbestimmungsrecht sich auf das gesundheitliche Wohl von Betroffenen und auf die Sicherheit Dritter auswirken. Auch werden die Einstellungen von Professionellen, Patient:innen und Bevölkerung zu Zwang in der Psychiatrie untersucht sowie weiterhin die Bedingungen bestimmt, unter denen Zwangseinweisungen, -maßnahmen und -behandlungen moralisch gerechtfertigt sind.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Dr. Jakov Gather
jakov.gather@rub.de
Weitere Informationen:
https://psychiatrie.lwl-uk-bochum.de/die-klinik/aktuelles/interdisziplinaeres-symposium-der-bmbf-forschungsgruppe-salus
http://www.bochum-salus-project.com