Einladung zur Antrittsvorlesung von Prof. Dr. Patrick Zoll SJ am 19.01.2023
München, 12.01.2023 – Die Hochschule für Philosophie München (HFPH) lädt herzlich zur Antrittsvorlesung von Prof. Dr. Patrick Zoll SJ am 19.01.2023 ab 19:30 Uhr in der Aula in der Münchner Kaulbachstraße ein. Zoll SJ, der seit dem Wintersemester 2022/23, eine Professur für Metaphysik an der HFPH innehat, wird im Grenzbereich von Metaphysik und Religionsphilosophie die Frage erörtern, ob Menschen ihren eigenen Tod überleben können.
Patrick Zoll SJ (geb. 1977) war von 2017 bis 2022 Dozent für Metaphysik und Politische Philosophie an der HFPH. Seit 1998 ist er Mitglied des Jesuitenordens. 2015 erfolgte die Promotion in Philosophie an der Rheinischen-Friedrich-Wilhelms Universität Bonn. Seine Dissertation wurde 2016 mit dem Karl Alber Preis des Philosophischen Jahrbuchs ausgezeichnet. Patrick Zoll SJ forscht in der Politischen Philosophie zu Liberalismus, Perfektionismus, Pragmatismus und Theorien öffentlicher Rechtfertigung und in der Metaphysik zu Hylomorphismus, Theorien der Existenz und zu Thomas von Aquin. Lehr- und Forschungsaufenthalte führten ihn 2016 und 2019-2020 an die Saint Louis University in den USA.
19.01.2023, 19:30 Uhr bis ca. 21:00 Uhr: Können Menschen ihren eigenen Tod überleben? - Der Trost des christlichen Hylomorphismus (Prof. Dr. Patrick Zoll SJ)
Abstract:
Können Menschen ihren eigenen Tod überleben? Eine tröstende und einflussreiche Antwort auf diese Frage gibt der Platonismus mit seiner dualistischen Anthropologie: Da Menschen identisch sind mit ihrer Seele und diese Seele unsterblich ist, überleben Menschen den Tod ihres Körpers, mit dem ihre Seele nur akzidentell verbunden ist. Das Christentum lehnt die damit einhergehende Abwertung des menschlichen Körpers und der diesseitigen materiellen Welt aber ab und greift oft auf einen aristotelischen Hylomorphismus zurück, um den Menschen als eine Einheit von Materie und Form zu beschreiben. Gemäß einem solchen Hylomorphismus ist der Mensch nicht identisch mit seiner Seele, sondern es gehört zum Wesen des Menschen, einen Körper zu haben. Zugleich hält ein solcher Hylomorphismus in seiner christlichen Form aber an der tröstlichen Ansicht fest, dass ein Mensch seinen Tod überlebt aufgrund seiner unsterblichen Seele und bis zu seiner leiblichen Auferstehung weiter ohne Körper existieren kann. Ein derartiger christlicher Hylomorphismus ist attraktiv, weil er den tröstlichen platonischen Blick auf das jenseitige Leben mit dem positiven aristotelischen Blick auf das diesseitige – körperlich verfasste – Leben des Menschen verbinden kann.
Aber ist diese Position auch metaphysisch kohärent? Es scheint, dass die Idee, dass der Mensch seinen Tod überlebt und bis zur leiblichen Auferstehung als Seele existiert, im Widerspruch steht zu einer hylomorphistischen Anthropologie, gemäß derer der Mensch nicht identisch ist mit seiner Seele. Ich werde im Rückgriff auf Thomas von Aquin erklären, wie ein christlicher Hylomorphismus gegen diesen Einwand der Inkohärenz verteidigt werden kann und insofern nicht nur Trost für das kommende Leben, sondern auch für dieses Leben zu spenden vermag.
Ort: Aula der HFPH (Kaulbachstraße 31, 80539 München)
Im Anschluss lädt die HFPH zu einem Stehempfang vor der Aula ein.
An der Hochschule für Philosophie München (HFPH) stellen sich Lehrende und Studierende seit fast 100 Jahren gemeinsam den großen gesellschaftlichen Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft. Wir bilden Menschen in Philosophie aus, damit sie komplexe Zusammenhänge kritisch erfassen können und Orientierung in den existenziellen Fragen des Menschseins gewinnen. Das Studienangebot der vom Jesuitenorden getragenen und staatlich anerkannten Hochschule umfasst Studiengänge in Philosophie mit den Abschlüssen Bachelor, Master und Promotion ebenso wie berufsbegleitende Weiterbildungsstudiengänge mit Zertifikat oder Master-Abschluss. Im Zentrum des Münchner Universitätsviertels zeichnet sich die Hochschule durch ein sehr persönliches Betreuungsverhältnis, familiäre Atmosphäre sowie inter- und transdisziplinären Austausch aus. Die Hochschule ist ein Ort des Dialogs und der Debatte, der auch über die Wissenschaft hinaus in die Gesellschaft hineinwirkt.
Weitere Informationen:
http://www.hfph.de/zoll (Werdegang und Forschungsarbeiten von Prof. Dr. Patrick Zoll SJ)