Jens Hanssen wird Direktor am Orient-Institut Beirut
Der Stiftungsrat der Max Weber Stiftung hat Historiker Jens Hanssen zum 1. Juli 2023 als neuen Direktor des Orient-Institut Beirut (OIB) berufen. Er folgt auf Thomas Würtz, der das Institut seit Oktober 2022 kommissarisch leitete. Von 2017 bis 2022 war Birgit Schäbler Direktorin des OIB.
Professor Jens Hanssen lehrt seit 2002 zur Geschichte des Nahen Ostens und des Mittelmeerraums an der Universität Toronto. Zuvor war er unter anderem DAAD Forschungsstipendiat der American University of Beirut und Stipendiat des Orient-Instituts, wo er 1999 auch dem akademischen Beratungsausschuss des libanesischen Ministeriums für Kultur und Hochschulbildung angehörte. Hanssen hat an der Universität Oxford über die moderne Stadtgeschichte Beiruts promoviert, war Sokrates-Stipendiat am Maison Méditerranéenne des Sciences de l'Homme der Universität Aix-en-Provence/Marseille und hatte ein Postdoc-Stipendium der Thyssen-Stiftung zur Erforschung der arabischen Renaissance.
Jens Hanssen publiziert zu den Zusammenhängen zwischen intellektuellen Trends und urbaner Kultur im modernen Nahen Osten, insbesondere der Nahda und der arabischen Linken. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf postnationalen Geschichten der Moderne; der spätosmanischen Herrschaft in den arabischen Provinzen; dem Antikolonialismus und den anti-autoritären Revolutionen in Nordafrika und dem Nahen Osten. Derzeit forscht er über Palästina und zur Verschränkung deutsch-jüdischer und arabischer Geistes- und Theoriegeschichte. Dazu hat er eine Reihe von Essays verfasst, unter anderem „Kafka und Araber,“ „Hannah Arendt und der Nahe Osten,“ „Ernst Bloch und Husayn Muruwwah entdecken Avicenna“ und „Nietzsche in der arabischen Kulturkritik“.
Hanssen ist derzeit Vorstandsmitglied der Middle East Studies Association of North America und sitzt im Internationalen Beirat der al-Khalidi Bibliothek zu Jerusalem.
Das Orient-Institut Beirut (OIB), gegründet 1961, betreibt und fördert Forschung in den Geistes- und Sozialwissenschaften mit Bezug auf die arabische Welt und den weiteren Mittleren Osten. Die klassischen historischen und philologischen Ansätze werden kombiniert mit Disziplinen wie Philosophie, Sozialanthropologie, Politikwissenschaft, Soziologie, Literaturwissenschaft und Genderforschung. Dem Arabischen als Wissenschaftssprache kommt dabei eine zentrale Rolle zu. Ebenso wichtig sind die globale Verortung und die Entgrenzung von Vorgängen und Phänomenen innerhalb der Region sowie Zusammenarbeit und Austausch mit Institutionen und Forschenden vor Ort.
Die Max Weber Stiftung – Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland (MWS) fördert die Forschung mit Schwerpunkten auf den Gebieten der Geschichts-, Kultur-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften in ausgewählten Ländern und damit das gegenseitige Verständnis. Sie unterhält zurzeit weltweit elf Institute sowie weitere Forschungsgruppen und Büros. Durch eine unmittelbare Nähe zu den Forschungsgegenständen und im Austausch unterschiedlicher Perspektiven und Herangehensweisen bietet die MWS beste Voraussetzungen für exzellente grenzüberschreitende geistes- und sozialwissenschaftliche Forschung.